I. Zweck und Ziele der Nachlassverwaltung
Rz. 34
Bei der Nachlassverwaltung handelt es sich um einen Unterfall der Nachlasspflegschaft. Sie bezweckt zweierlei:
1. |
die Befriedigung der Nachlassgläubiger |
2. |
die Beschränkung der Haftung der Erben auf den Nachlass, § 1975 BGB. |
Der Nachlassverwalter ist nicht gesetzlicher Vertreter der Erben, sondern ein "amtlich bestelltes Organ zur Verwaltung einer fremden Vermögensmasse mit eigener Parteistellung im Rechtsstreit." Insoweit ähnelt seine Stellung der eines Insolvenzverwalters, allerdings mit der Besonderheit, dass die volle Befriedigung der Gläubiger angestrebt wird.
II. Antrag
Rz. 35
Nachlassverwaltung wird nur auf Antrag angeordnet, § 1981 Abs. 1 BGB. Antragsberechtigt ist der Alleinerbe; Miterben können den Antrag nur gemeinschaftlich stellen, § 2062 BGB. Im Übrigen sind auch die Erbeserben, der Testamentsvollstrecker und die Nachlassgläubiger, § 1981 Abs. 2 BGB, zur Antragstellung befugt. Eine zeitliche Beschränkung besteht nicht. Das Vorhandensein eines Testamentsvollstreckers schließt das Antragsrecht des Erben nicht aus.
III. Gerichtliche Zuständigkeit
1. Örtliche Zuständigkeit
Rz. 36
Der Antrag ist beim Nachlassgericht, in dessen Bezirk der Erblasser seinen letzten gewöhnlichen Aufenthalt hatte, zu stellen, § 343 Abs. 1 FamFG.
2. Funktionelle Zuständigkeit
Rz. 37
Über den Antrag entscheidet der Rechtspfleger, der auch den Nachlassverwalter auswählt, §§ 3 Nr. 2c, 16 Abs. 1 Nr. 1 RPflG.
Muster 16.8: Antrag des (Allein-)Erben auf Anordnung der Nachlassverwaltung
Muster 16.8: Antrag des (Allein-)Erben auf Anordnung der Nachlassverwaltung
An das
Amtsgericht
– Nachlassgericht –
_________________________
Nachlassverfahren _________________________
Namens und im Auftrag meines Mandanten beantrage ich,
Nachlassverwaltung
anzuordnen.
Am _________________________ ist in _________________________ der _________________________ (Erblasser), geboren am _________________________, verstorben.
Nach dem vorliegenden Testament vom _________________________ ist mein Mandant sein alleiniger Erbe.
Rechtsanwalt
(Unterschrift)
Rz. 38
Muster 16.9: Antrag eines Nachlassgläubigers auf Anordnung der Nachlassverwaltung
Muster 16.9: Antrag eines Nachlassgläubigers auf Anordnung der Nachlassverwaltung
An das
Amtsgericht
– Nachlassgericht –
_________________________
Nachlassverfahren _________________________
Namens und im Auftrag meines Mandanten beantrage ich,
Nachlassverwaltung
anzuordnen.
Am _________________________ ist in _________________________ der _________________________ (Erblasser), geboren am _________________________, verstorben.
Aufgrund eines Werkvertrages vom _________________________ schuldet der Erblasser meinem Mandanten einen Betrag von _________________________ EUR. Mein Mandant erwirkte diesbezüglich gegen den Erblasser ein rechtskräftiges Urteil, das ich in Ablichtung beifüge.
Aufgrund der letztwilligen Verfügung des Erblassers vom _________________________ wurde dieser von seinen Kindern _________________________ und _________________________ beerbt. Gläubiger der Erben haben schon einzelne Nachlassgegenstände gepfändet. Insoweit besteht Grund zu der Annahme, dass wegen der ungünstigen Vermögenslage der Erben die Befriedigung des Nachlassgläubigers aus dem Nachlass gefährdet wird.
Rechtsanwalt
IV. Voraussetzung für die Anordnung
Rz. 39
Voraussetzung für die Anordnung ist eine Nachlassmasse, die die Kosten des Verfahrens deckt, § 1982 BGB. Folgende Kosten sind zu berücksichtigen:
▪ |
jährliche Gerichtsgebühren (Gegenstandswert: § 64 GNotKG) |
▪ |
Kosten für die Bekanntmachung, § 1983 BGB |
▪ |
die zu erwartende Vergütung und der Auslagenersatz des Nachlassverwalters, § 1987 BGB ("angemessene Vergütung"); der Aufwendungsersatz bestimmt sich nach den §§ 1876 f, 670 BGB. |
Kostenschuldner ist der Nachlass.
Rz. 40
Muster 16.10: Anordnung der Nachlassverwaltung
Muster 16.10: Anordnung der Nachlassverwaltung
Geschäftsnummer: VI _________________________
Das Amtsgericht – Nachlassgericht – _________________________
erlässt in der Nachlasssache _________________________
_________________________, geb. am _________________________, gestorben am _________________________, zuletzt wohnhaft _________________________
an der beteiligt sind:
1. _________________________
2. _________________________
durch den/die Rechtspfleger/in
am _________________________ folgenden
Beschluss
Es wird Nachlassverwaltung angeordnet.
Als Nachlassverwalter wird ausgewählt: Rechtsanwalt _________________________
Rechtsbehelfsbelehrung:
Beschwerde:
Gegen diesen Beschluss findet das Rechtsmittel der Beschwerde statt. Sie ist binnen einer Frist von einem Monat beim Amtsgericht _________________________ einzulegen. Die Frist beginnt mit der schriftlichen Bekanntgabe des Beschlusses.
Erfolgt die schriftliche Bekanntgabe durch Zustellung nach den Vorschriften der Zivilprozessordnung, ist das Datum der Zus...