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Darüber hinaus können in den Gesellschaftsvertrag aufgenommen werden z.B. Bestimmungen über die Dauer der Gesellschaft und ihr Geschäftsjahr, Abtretung (vgl. Rdn 170 ff.), Vererbung (vgl. Rdn 206 ff.) und Einziehung von Geschäftsanteilen sowie Ausschließung von Gesellschaftern (vgl. Rdn 84), Bekanntmachungen[138] und Gründungskosten[139] (Muster siehe Rdn 51, 83). Besonderheiten gibt es bei der Vertragsgestaltung für eine gemeinnützige bzw. Non-profit-GmbH.[140] In der Lit. gibt es Vorschläge für eine GmbH "in Verantwortungseigentum".[141] Wichtig können Nebenleistungspflichten sein: Der Gesellschaftsvertrag kann vorsehen, dass die Gesellschafter neben der Einlage weitere Leistungen an die Gesellschaft zu erbringen haben; diese können im Vertrag grundsätzlich unbegrenzt vereinbart werden (§ 3 Abs. 2 GmbHG). Häufige solche Pflichten sind Darlehensgewährung oder (sogar unbeschränkte) Nachschusspflichten gem. §§ 2628 GmbHG. Unzulässig sind allerdings Verlustübernahmepflichten ohne zeitliche oder betragsmäßige Begrenzung[142] – anders aber vertraglich außerhalb des Gesellschaftsvertrags (vgl. Rdn 13). Möglich ist auch die Vereinbarung eines Agios (auch als schuldrechtliche Vereinbarung wirksam, vgl. Rdn 35).[143] Wirksam sind grundsätzlich auch Schiedsklauseln (vgl. auch Rdn 151), auch im Hinblick auf Einlageansprüche, was den Insolvenzverwalter binden soll.[144] Wichtig kann auch die Vereinbarung von Wettbewerbsverboten für Gesellschafter (ggf. auch nach Ausscheiden) sein: das GmbHG enthält keine ausdrückliche Regelung für deren Wettbewerbsverbote (solche enthalten §§ 112, 113 HGB für den Komplementär und Gesellschafter der OHG, für Kommanditisten gilt gem. § 165 HGB kein Verbot); der GmbH-Geschäftsführer unterliegt dem Wettbewerbsverbot ohne besondere Vereinbarung aufgrund seiner Treuepflicht als Organ (vgl. Rdn 121). Für den "einfachen" GmbH-Gesellschafter gilt grundsätzlich kein Wettbewerbsverbot.[145] Diesem unterliegen aber Gesellschafter, die einen maßgeblichen Einfluss auf die Geschäftsführung haben; das gilt jedenfalls für den beherrschenden Mehrheitsgesellschafter sowie eine die Gesellschaft beherrschende Gruppe.[146] Inwieweit darüber hinaus auch andere Gesellschafter dem Wettbewerbsverbot unterliegen, ist sehr streitig.[147] Angesichts dieser ungeklärten Lage empfiehlt sich eine (grundsätzlich zulässige) Vertragsregel.[148] Dabei sind die durch Art. 12 GG, § 1 GWB, § 138 BGB, Art. 101 Abs. 1 AEUV/Art. 81 EGV a.F. gezogenen Grenzen zu beachten.[149] Generell gilt eine weite Gestaltungsfreiheit der Gesellschafter.[150]

[138] Gem. § 12 S. 1 GmbHG erfolgen Bekanntmachungen im BAnz, gem. S. 2 kann Gesellschaftsvertrag weitere öffentliche Blätter oder elektronische Informationsmedien vorschreiben. Bekanntmachungen sind nur für wenige Fälle vorgeschrieben, vgl. z.B. § 30 Abs. 2 S. 2 GmbHG Rückzahlung von Nachschüssen; § 58 Abs. 1 Nr. 1 GmbHG Kapitalherabsetzung; § 65 Abs. 2 S. 1 GmbHG Auflösung; § 73 Abs. 1 GmbHG Beginn der Verteilung des Vermögens; § 75 Abs. 2 GmbHG Erhebung der Nichtigkeitsklage; Wechsel von Aufsichtsratsmitgliedern, § 52 Abs. 2 S. 2; der Gesellschaftsvertrag kann weitere bekannt zu machende Sachverhalte festlegen, § 12 S. 1 GmbHG.
[139] Klausel im Grundsatz analog § 26 Abs. 2 AktG nur erforderlich, wenn GmbH Kosten tragen soll, OLG Frankfurt GmbHR 2010, 589. Ohne Klausel zur Kostentragung verdeckte Gewinnausschüttung, BFH BStBl II 1990, 89; BFH/NV 1997, 711; vgl. demgegenüber zur Kapitalerhöhung Rdn 270. Zur Höhe: Üblicher Betrag, vgl. Wachter, GmbHR Sonderheft Okt. 2008, S. 30; vgl. zur Höchstgrenze Elsing, DNotZ 2011, 245; OLG Zweibrücken GmbHR 2014, 427; OLG Hamburg DNotZ 2011, 457.
[140] Vgl. Priester, GmbHR 1999, 149; Schlüter, GmbHR 2002, 535, 578. Aufgrund § 4 S. 2 GmbHG ist Firmierung "gGmbH" grundsätzlich zulässig.
[141] Gesetzentwurf abrufbar unter www.gesellschaft-in-verwantwortungseigentum.de//, vgl. dazu Reiff, ZIP 2020, 1750; Westermann, Fischer/Fischer, BB 2020, 2122; Habersack, GmbHR 2020, 922; Sanders/Dauner-Lieb/Kempny/Möslein/Veil, GmbHR 2020, R 228.
[143] BGH DB 2007, 2826, dort auch zu Fragen der Einziehung nach § 46 Nr. 2 GmbHG und im Insolvenzfall gegen OLG Köln NZG 2007, 108.
[144] BGH NZG 2004, 905; BGHZ 180, 221; vgl. schon BGHZ 24, 15, 18.
[145] OLG Frankfurt DB 1992, 2489, 2490; OLG Köln BB 1991, 859; OLG Karlsruhe GmbHR 1999, 539.
[146] BGHZ 89, 162, 165 f.; vgl. Baumbach/Hueck/Fastrich, § 13 Rn 28; Lutter/Hommelhoff/Bayer, § 14 Rn 35; Henssler/Strohn/Verse, § 14 Rn 111.
[147] Vgl. Ivens, Das Konkurrenzverbot des GmbH-Gesellschafters, 1987; Lavall, Das ungeschriebene Wettbewerbsverbot des GmbH-Gesellschafters, 1996; Wassermeyer, GmbHR 1993, 329; Wiedemann/Hirte, ZGR 1986, 161; Winter, Mitgliedschaftliche Treuepflichten im GmbH-Recht, 1988; Münchener Handbuch/Böhm, § 34 Rn 2 ff.
[149] Vgl. Baumbach/Hueck/Fastrich, § 3 Rn 43 f.; Schmidt, Gesellschaftsrecht, § 20 V 2. Vgl. BGH GmbHR 2010, 256 zur Reichweite eine ve...

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