Rz. 178
War zum Zeitpunkt des Abschlussschreibens bereits Klageauftrag zur Hauptsache erteilt, dann wird die Tätigkeit des Anwalts nicht mehr nach Teil 2 VV (Geschäftsgebühr) vergütet, sondern bereits nach Teil 3 VV und löst eine Verfahrensgebühr aus, allerdings nur in ermäßigter Höhe von 0,8 (Nr. 3101 Nr. 1 VV).
Beispiel 99: Abschlussschreiben nach Verfügungsverfahren, Klageauftrag bereits erteilt
Nach Erlass einer einstweiligen Verfügung (Wert: 7.500,00 EUR), die der Anwalt für seinen Mandanten im Beschlussverfahren ohne mündliche Verhandlung erwirkt hat, erhält er den Auftrag zur Hauptsacheklage (Wert: 30.000,00 EUR). Er fordert vorsorglich den Antragsgegner nochmals auf, den Verfügungsanspruch anzuerkennen und auf seine Rechte gegen die Verfügung zu verzichten, was dann auch geschieht.
Für das Verfügungsverfahren entsteht wiederum die Gebühr nach Nr. 3100 VV. Für die außergerichtliche Vertretung entsteht jetzt ebenfalls eine Verfahrensgebühr, da bereits Klageauftrag bestand. Infolge der vorzeitigen Erledigung reduziert sich diese Gebühr allerdings auf 0,8 (Nr. 3101 Nr. 1 VV).
I. |
Verfügungsverfahren |
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
652,60 EUR |
|
(Wert: 7.500,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
672,60 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
127,79 EUR |
Gesamt |
|
800,39 EUR |
II. |
Abschlussschreiben |
1. |
0,8-Verfahrensgebühr, Nrn. 3100, 3101 Nr. 1 VV |
|
764,00 EUR |
|
(Wert: 30.000,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
784,00 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
148,96 EUR |
Gesamt |
|
932,96 EUR |
Rz. 179
War eine Abmahnung vorangegangen, so ist die dafür angefallene Geschäftsgebühr auf die Verfahrensgebühr für das Abschlussschreiben gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen.
Beispiel 100: Abschlussschreiben nach Verfügungsverfahren und Abmahnung, Klageauftrag bereits erteilt
Der Anwalt mahnt den Antragsgegner zunächst ab. Da dieser nicht reagiert, wird der Erlass einer einstweiligen Verfügung (Wert: 7.500,00 EUR) beantragt, die im Beschlusswege ergeht. Hiernach erhält der Anwalt den Auftrag zur Hauptsacheklage (Wert: 30.000,00 EUR). Er fordert vorsorglich den Antragsgegner nochmals auf, den Verfügungsanspruch anzuerkennen und auf seine Rechte gegen die Verfügung zu verzichten, was dann auch geschieht.
Für die Abmahnung entsteht eine Geschäftsgebühr aus dem Wert der Hauptsache. Für das Verfügungsverfahren entsteht wiederum die Gebühr nach Nr. 3100 VV. Für die außergerichtliche Vertretung entsteht jetzt ebenfalls eine Verfahrensgebühr, da bereits Klageauftrag bestand. Infolge der vorzeitigen Erledigung reduziert sich diese Gebühr allerdings auf 0,8 (Nr. 3101 Nr. 1 VV). Die für die Abmahnung angefallene Geschäftsgebühr ist hierauf gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV hälftig, höchstens zu 0,75 anzurechnen.
I. |
Abmahnung |
1. |
1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV |
|
1.241,50 EUR |
|
(Wert: 30.000,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
1.261,50 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
239,69 EUR |
Gesamt |
|
1.501,19 EUR |
II. |
Einstweiliges Verfügungsverfahren |
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
652,60 EUR |
|
(Wert: 7.500,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
672,60 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
127,79 EUR |
Gesamt |
|
800,39 EUR |
III. |
Abschlussschreiben |
1. |
0,8-Verfahrensgebühr, Nrn. 3100, 3101 Nr. 1 VV |
|
764,00 EUR |
|
(Wert: 30.000,00 EUR) |
|
|
2. |
gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen, |
|
– 716,25 EUR |
|
0,75 aus 30.000,00 EUR |
|
|
3. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
67,75 EUR |
|
4. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
12,87 EUR |
Gesamt |
|
80,62 EUR |
Rz. 180
Kommt es nach dem Abschlussschreiben zur Hauptsacheklage, dann entsteht keine neue Angelegenheit; vielmehr erstarkt die bisherige 0,8-Verfahrensgebühr aus Nrn. 3100, 3101 Nr. 1 VV zu einer vollen 1,3-Verfahrensgebühr nach Nr. 3100 VV.
Beispiel 101: Abschlussschreiben nach Verfügungsverfahren, Klageauftrag bereits erteilt, Hauptsacheverfahren folgt
Nach Erlass einer einstweiligen Verfügung (Wert: 7.500,00 EUR), die der Anwalt für seinen Mandanten im Beschlussverfahren ohne mündliche Verhandlung erwirkt hat, erhält er den Auftrag zur Hauptsacheklage (Wert: 30.000,00 EUR). Er fordert vorsorglich den Antragsgegner nochmals auf, den Verfügungsanspruch anzuerkennen und auf seine Rechte gegen die Verfügung zu verzichten, was nicht geschieht, sodass hiernach Hauptsacheklage erhoben und darüber verhandelt wird.
Die zuvor entstandene 0,8-Verfahrensgebühr erhöht sich jetzt auf 1,3 (Nr. 3100 VV).
I. |
Verfügungsverfahren |
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
652,60 EUR |
|
(Wert: 7.500,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
672,60 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
127,79 EUR |
Gesamt |
|
800,39 EUR |
II. |
Abschlussschreiben |
1. |
0,8-Verfahrensgebühr, Nr. 3104 VV |
|
764,00 EUR |
|
(Wert: 30.000,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
784,00 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteue... |