Rz. 652

Grundsätzlich sind Anwaltskosten von jeder Partei selbst zu tragen[619] und nur als Folge von Verzug oder (vor-)vertraglichem Fehlhalten als Schadenersatz geschuldet.[620] Außerhalb der Voraussetzungen des Verzuges kann der Geschädigte Aufwendungen für Bearbeitung und außergerichtliche Abwicklung des Schadenersatzanspruchs nicht erstattet verlangen.[621]

 

Rz. 653

Für Drittleistungsträger (z.B. SHT, SVT[622]) gilt, dass eine Anwaltskostenerstattung außerhalb des Verzuges entfällt. Es besteht kein Anspruch auf Ersatz der vorgerichtlichen Rechtsanwaltskosten aus §§ 280, 286 BGB, wenn der Schadenersatzpflichtige sich im Zeitpunkt der Beauftragung des Anwalts nicht in Verzug befunden hat.[623] Arbeitgeber, die ihren verletzten Arbeitnehmern Lohn bzw. Gehalt fortzahlen, können den auf sie übergegangenen Schadenersatzanspruch ihres Arbeitnehmers beim Schädiger geltend machen; dabei dem Arbeitgeber entstandene Anwaltskosten sind ihm als nur mittelbar Geschädigtem nur zu erstatten, wenn die Kosten nach Vollendung der Verzugsvoraussetzungen entstanden sind und sich als Verzugsfolge darstellen.[624]

 

Rz. 654

Voraussetzung des Verzuges ist auch im Fall der grundlosen Erfüllungsverweigerung die Fälligkeit der Forderung gegen den Schuldner.[625]

 

Rz. 655

Nur soweit sich erhöhter Aufwand als Verzugsschaden darstellt, kann eine daraus resultierende Ersatzpflicht des Schadenersatzschuldners in Betracht kommen. Die Einstandspflicht resultiert dabei nicht aus dem Unfallereignis selbst – als vom unmittelbar Verletzten abgeleiteter Anspruch –, sondern es handelt sich um einen unmittelbaren Anspruch des Fordernden, dem gegenüber der Schadenersatzschuldner vorwerfbar verzögert leistet.

 

Rz. 656

Ein Anspruch auf Ersatz vorgerichtlicher Anwaltskosten besteht nicht, wenn der Inanspruchgenommene (z.B. Versicherer) im Zeitpunkt der Entstehung der Anwaltskosten mit der Erbringung der geschuldeten Leistung (z.B. Versicherungsleistung, Schadenersatzleistung) sich nicht im Verzug befunden hat und die Kosten nicht durch den Verzug entstanden sind (siehe §§ 280 I, II, 286 BGB).[626] War der Anwalt bereits vor Vorliegen der Verzugsvoraussetzungen mandatiert, besteht wegen damit bereits angefallener Anwaltskosten kein Ersatzanspruch.[627]

[619] BVerfG (3. Kammer des 2. Senates) Beschl. v. 30.1.1990 – 2 BvR 1085/89 – NJW 1990, 3072.
[621] BGH v. 5.6.2009 – V ZR 144/08 – DAR 2009, 515 = NJW 2009, 2530 = NJW-Spezial 2009, 538 = SP 2009, 304 = VersR 2009, 1121 = WM 2009, 1664.
[622] BGH v. 13.11.1961 – III ZR 114/60 – MDR 1962, 35 = NJW 1962, 202 = VersR 1961, 1141; OLG Hamm v. 26.10.2010 – 21 U 163/08, I-21 U 163/08 – VersR 2011, 637; Stöber AGS 2009, 413.
[624] LG Arnsberg v. 22.1.1990 – 5 S 284/89 – zfs 1990, 224; LG Hanau v. 26.7.1977 – 2 S 149/77 – VersR 1978, 381; LG Koblenz v. 28.6.1977 – 6 S 435/76 – VersR 1977, 1060; LG Mosbach v. 19.10.1982 – S 94/82 – VersR 1983, 571; LG Münster v. 11.9.1986 – 8 S 30/86 –; AG Dortmund v. 11.10.1999 – 132 C 6509/99 – NZV 2001, 383 mit ausführlicher Begründung; AG Gummersbach v. 10.12.1986 – 2 C 161/86 – zfs 1988, 106; AG Nordhorn v. 15.6.1987 – 3 C 576/87 – zfs 1988, 135; AG Stuttgart v. 18.10.2012 – 41 C 5500/11 – NJW-RR 2012, 1529.
[625] BGH v. 28.9.2007 – V ZR 139/06 – BB 2007, 2762 = BGHReport 2008, 3 = NJW-RR 2008, 210 = VersR 2008, 368 = WM 2007, 2305.
[626] OLG Düsseldorf v. 17.11.2009 – I-4 U 35/09 – OLGReport NRW 18/2010, Anm. 3.
[627] OLG Karlsruhe v. 21.10.2010 – 9 U 41/10 – DAR 2011, 139 = MDR 2011, 295 = NJW-RR 2011, 681 = NZV 2011, 348 = r+s 2011, 282 = VersR 2011, 1137 = zfs 2011, 215.

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