Rz. 1185

Erfordert der konkrete Fall eine Sicherung der noch nicht abgewickelten, zukünftig aber befürchteten Ansprüche, kann der Schadenersatzverpflichtete zur Vermeidung der prozessualen Absicherung mittels Feststellungsurteils entweder durch vertragliche Vereinbarung oder einseitige Erklärung den Ersatzberechtigten so stellen, als habe dieser ein Feststellungsurteil erhalten. Dieses Ziel, dem Anspruchsberechtigten eine Feststellungsklage zu ersparen, muss deutlich werden.[1214] Dem Ersatzberechtigten fehlt dann für ein prozessuales Vorgehen das Rechtsschutzbedürfnis.[1215]

 

Rz. 1186

Es handelt sich bei der vertraglichen Ersetzung nicht um ein konstitutives Anerkenntnis im Sinne der Schaffung eines eigenständigen, neben den eigentlichen Grund (Unfallereignis) tretenden Schuldgrundes.[1216]

 

Rz. 1187

Urteilersetzende Erklärungen bedürfen zu ihrer Wirksamkeit nicht der Schriftform des § 781 S. 2 BGB, da es sich nicht um konstitutive (sondern um deklaratorische) Anerkenntnisse handelt. Das deklaratorische Anerkenntnis verlangt keine strengen Schriftformerfordernisse; daher ist es unerheblich, wenn die Erklärung (wie in der außergerichtlichen Korrespondenz weitgehend üblich) lediglich eine gescannte Unterschrift enthält.[1217]

[1214] OLG Karlsruhe v. 10.3.2000 – 10 U 271/99 – VersR 2001, 1175; OLG Saarbrücken v. 14.11.2006 – 4 U 227/06 – 68 – SP 2007, 392; LG Köln v. 30.11.2005 – 13 S 221/05 – VersR 2006, 965 (Feststellungsklage ist zulässig, wenn Versicherer durch nachgeschobene Formulierung den Eindruck vermittelt, er könne sich von einer zurückliegenden Erklärung einseitig lösen); LG Wiesbaden v. 19.8.2003 – 7 O 114/03 – und OLG Frankfurt v. 27.4.2004 – 7 U 192/03 – zfs 2005, 334 (Anm. Diehl) (Fordert der Verletzte die Haftpflichtversicherung auf, "zur Vermeidung eines unnötigen Prozesses eine Erklärung zum Haftungsgrund abzugeben", liegt in der Antwort des Versicherers, dass wunschgemäß "zum Haftungsgrund des Unfalls Einwendungen nicht vorgetragen werden", ein titelersetzendes Anerkenntnis).
[1215] BGH v. 23.10.1984 – VI ZR 30/83 – DAR 1985, 54 = MDR 1985, 479 = NJW 1985, 791 = r+s 1985, 15 = VersR 1985, 62 = VRS 68, 81 = zfs 1985, 70; BGH v. 26.5.1992 – VI ZR 253/91 – DAR 1992, 375 = MDR 1993, 125 = NJW 1992, 2228 = NZV 1992, 356 = r+s 1992, 304 = VersR 1992, 1091; OLG Karlsruhe v. 10.3.2000 – 10 U 271/99 – DAR 2000, 267; OLG Karlsruhe v. 20.7.1990 – 14 U 172/89 – r+s 1991, 252 = zfs 1990, 301; OLG Hamm v. 11.2.2000 – 9 U 204/99 – BeckRS 2000, 3731 = DAR 2000, 307 (nur Ls.) = NJW-RR 2000, 1623 = NZV 2001, 40 = r+s 2000, 326 = SP 2000, 413 = VersR 2001, 1386 = zfs 2000, 247.
[1216] Siehe OLG Saarbrücken v. 21.5.1993 – 4 U 79/92 – r+s 1995, 17 (nur Ls.) = VersR 1995, 831 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 14.6.1994 – VI ZR 202/93).
[1217] LG Essen v. 26.9.2016 – 5 O 596/14 – juris (bestätigt durch OLG Hamm PKH-Beschl. v. 9.12.2016 – I-9 U 170/16 – BeckRS 2016, 134923 = openJur 2019, 21923; Berufung wurde daraufhin zurückgenommen).

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