Rz. 223

 

Hinweis

Siehe auch Rdn 231 ff., 260 ff., 264 ff. und 341 ff.

(1) Abrechnungsunterlagen

 

Rz. 224

Vor die Prüfung der sachlichen Richtigkeit von Abrechnungen ist die Frage gestellt, ob in der Person des Verletzten überhaupt beweisbar ein Anspruch entstanden war.[168]

 

Rz. 225

Drittleistungsträger (z.B. Arbeitgeber, SVT) haben prüfbare und nachvollziehbare Abrechnungsunterlagen zu überreichen (siehe auch § 119 Abs. 3 S. 2 VVG). Sie haben dieselben Rechte und Pflichten wie der unmittelbar durch das Haftungsgeschehen Betroffene (verletzte Person, Hinterbliebener). Der BGH[169] hat mehrfach herausgestellt, dass Drittleistungsrecht einerseits und Zivilrecht andererseits streng voneinander zu unterscheiden sind und die Handhabung und Leistungsverpflichtung im Drittleistungsrecht durchaus nicht zwangsläufig eine Entsprechung im Zivilrecht finden muss. Der BGH[170] verdeutlicht, dass für den Rückgriff eines Drittleistungsträgers eben nicht relevant ist, ob dieser im Zusammenhang mit einem Haftpflichtgeschehen Aufwendungen hat, sondern dass es entscheidend für den Regress darauf ankommt, ob zunächst ein entsprechender kongruenter Schadenersatzanspruch in der Person des unmittelbar Verletzten nachweislich entstanden und anschließend auf den Drittleistungsträger auch übergegangen ist.

 

Rz. 226

Kostenersatz für vom Drittleistungsträger zu fertigende Kopien der Rechnungsbelege stehen diesem, da es sich um Verwaltungskosten – und damit mittelbaren Schaden – handelt, nicht zu. Siehe Rdn 260 ff.

[168] Diese Trennung hat BGH v. 16.10.2001 – VI ZR 408/00 – BGHZ 149, 63 = JR 2002, 372 (Anm. Feuerborn) = MDR 2002, 29 = NJW 2002, 128 = NZA 2002, 40 = NZV 2002, 28 = r+s 2002, 63 (Anm. Lemcke) = SP 2002, 52 = VersR 2001, 1521 = VRS 101, 404 = WI 2002, 21 (kritische Anm. Wussow) = zfs 2002, 67 verkannt: Der BGH weist zwar zutreffend (unter Hinweis auf die BAG-Rechtsprechung) auf die arbeitsrechtliche Situation hin, wonach der Arbeitgeber für den Lohnfortzahlungsanspruch seines Arbeitnehmers auf die Richtigkeit der ihm vorgelegten Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vertrauen darf, übersieht dann aber, dass der Anspruch auf Ersatz der erbrachten Lohnfortzahlung ein nach § 6 EFZG übergegangener Anspruch des verletzten Arbeitnehmers ist und damit die Beweissituation sich nicht nach dem EFZG, sondern nach dem Schadensersatzrecht orientiert. Korrigiert hat der BGH diese Fehlinterpretation mit seiner Entscheidung BGH v. 17.9.2013 – VI ZR 95/13 – BeckRS 2013, 17403 = DAR 2014, 84 = JR 2015, 334 = MDR 2013, 1343 = NJW 2013, 3634 = NZV 2014, 23 (Anm. Huber) = r+s 2013, 570 (Anm. Lemcke) = VersR 2013, 1406 = VRS 2013 Bd. 125, 267 = zfs 2014, 19 (Anm. Diehl): Der BGH führt explizit aus, dass die bloße Möglichkeit oder der Verdacht einer Verletzung nicht genügt (so auch Zoll, Entwicklungen im Personenschadensrecht, r+s Sonderheft 2011, 133 [142 zu XI.3]). Siehe auch Burmann/Jahnke, DAR 2020, 503 (Anm. zu BGH v. 23.6.2020 – VI ZR 435/19 – DAR 2020, 501).
[169] BGH v. 23.2.2010 – VI ZR 331/08 – jurisPR-VerkR 14/2010 Anm. 2 (Anm. Lang) = MDR 2010, 627 = NJW 2010, 1532 = NJW-Spezial 2010, 266 = NZV 2010, 292 = r+s 2010, 217 = SP 2010, 179 = SVR 2010, 462 = VersR 2010, 550 = VRS 119, 65 = zfs 2010, 379; BGH v. 14.10.2008 – VI ZR 36/08 – BGHReport 2009, 239 = DAR 2009, 31 = jurisPR-VerkR 1/2009, Anm. 2 (Anm. Lang) = MDR 2009, 26 = NJW 2009, 355 = NJW-Spezial 2009, 239 = NZV 2009, 28 = SP 2009, 3 = VersR 2008, 1697 = VerkMitt 2009, Nr. 2; BGH v. 10.7.2006 – VI ZR 192/06 – BGHReport 2007, 1123 = DAR 2007, 639 (nur Ls.) = MDR 2007, 1370 (nur Ls.) = r+s 2007, 478 = VersR 2007, 1536. Zoll, Entwicklungen im Personenschadensrecht, r+s Sonderheft 2011, 133 (142 zu XI.3).
[170] BGH v. 23.2.2010 – VI ZR 331/08 – jurisPR-VerkR 14/2010 Anm. 2 (Anm. Lang) = MDR 2010, 627 = NJW 2010, 1532 = NJW-Spezial 2010, 266 = NZV 2010, 292 = r+s 2010, 217 = SP 2010, 179 = SVR 2010, 462 = VersR 2010, 550 = VRS 119, 65 = zfs 2010, 379 (insb. zu II.1); BGH v. 2.12.2008 – VI ZR 312/07 – BGHReport 2009, 337 = DAR 2009, 198 (nur Ls.) = jurisPR-VerkR 4/2009, Anm. 2 (Anm. Lang) = NJW-RR 2009, 455 = NJW-Spezial 2009, 42, 73 = NZV 2009, 131 = r+s 2009, 128 = SP 2009, 103 = SVR 2009, 143 = UV-Recht Aktuell 2009, 162 = VersR 2009, 230 = VRS 116, 40 = zfs 2009, 625.

(2) Prüfung

 

Rz. 227

 

Hinweis

Siehe auch Rdn 349.

 

Rz. 228

Dem Verlangen ordnungsgemäßer und inhaltlich überprüfbarer Belege steht § 418 ZPO nicht entgegen.[171] Der BGH[172] unterstreicht, dass die Vorlage von EDV-Ausdrucken allenfalls belegt, dass die Leistungen vom SVT in der Höhe erbracht worden sind. Der Drittleistungsträger hat den Schadengrund zu beweisen. Dazu gehört neben der Haftung dem Grunde nach auch der Umstand, dass überhaupt (und gegebenenfalls in welchem Umfang) eine Rechtsgutverletzung eingetreten ist.[173]

 

Rz. 229

Allein "Stempelung" von Abrechnungen durch den Leistungserbringer binden den im Regresswege auf Schadenersatz in Anspruch genommenen Ersatzpflichtigen nicht.[174] Der BGH[175] führt aus:

Zitat

Der klagende Dienstherr hat daher neben seiner Leistun...

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