Rz. 160

Während sich der Anspruch des unmittelbar Betroffenen auf Leistungen aus dem Drittleistungssystem nach dem jeweils aktuell geltenden und sich – unter Beachtung der jeweiligen Überleitungsvorschriften – immer häufiger verändernden Recht (z.B. EFZG, SGB, Beamtenversorgungsrecht) richtet, orientiert sich der Forderungswechsel während der gesamten Zeit der Abwicklung bis hin zur endgültigen Erledigung ausschließlich an dem im Zeitpunkt des Schadenfalles geltenden, den Forderungswechsel herbeiführenden, Recht.[133] Das gilt auch dann, wenn zu weit späteren Zeitpunkten Schäden aus dem Haftpflichtgeschehen erst entstehen (z.B. späterer unfallkausaler Tod; Spätschaden; Pflegebedürftigkeit).

 

Rz. 161

Das potentiell später in Betracht kommende Leistungsspektrum von dritter Seite ist zwar recht vielfältig, muss aber gleichwohl von den am Abfindungsvertrag Beteiligten frühzeitig eingeschätzt werden[134] (siehe Rdn 181 ff., Rdn 1354 ff., Rdn 1374, Rdn 1403 und Rdn 1431 ff.).

 

Rz. 162

Die Verknüpfung von Leistungen der Dritten einerseits und Schadenersatzverlangen andererseits erfolgt über das Zessionsrecht, geprägt durch ein uneinheitliches Zessionssystem (Rdn 87).

 

Rz. 163

Grenzen der Verknüpfung zeigen insbesondere Kongruenz und nicht-zurechenbare Vorsorgeaufwendungen auf. Nicht jede Drittleistung ist auch auf den Schaden "anrechenbar" (siehe Rdn 72), so z.B. Leistungen der Summenversicherer (wie Lebens-, Berufsunfähigkeits- oder private Unfallversicherung[135]).

[133] BGH v. 13.7.2004 – VI ZR 273/03 – FamRZ 2004, 1569 = MDR 2005, 34 = NJW 2004, 3176 = NZV 2004, 625 (nur Ls.) = SP 2004, 370 = VersR 2004, 126; BGH v. 13.2.1996 – VI ZR 318/94 – BGHZ 132, 39 = DAR 1996, 357 = JR 1996, 505 (Anm. Fuchs) = LM BGB § 844 Abs. 2, Nr. 93 = MDR 1996, 799 = NJW 1996, 1674 = NVwZ 1996, 824 = NZV 1996, 229 = r+s 1996, 311 = SGb 1996, 328 = SP 1996, 168 = VersR 1996, 649 = VRS 91, 267; LG Detmold v. 15.10.2021 – 04 O 401/20 – BeckRS 2021, 33030 = jurisPR-VerkR 16/2022 Anm. 4 (Anm. Lang) = NJOZ 2022, 1597 = r+s 2021, 721.
[134] Übersichten zum Leistungsspektrum enthalten: Jahnke/Burmann-Jahnke, Handbuch Personenschadensrecht, 2. Aufl. 2022, Kap. 6 Rn 7058; Jahnke, Unfalltod und Schadenersatz, 2. Aufl. 2012, § 2 Rn 769; Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadenersatzrecht, 4. Aufl. 2015, § 2 Rn 584. Siehe auch BGH v. 12.2.2008 – VI ZR 154/07 – BGHReport 2008, 537 (nur Ls.) = DAR 2008, 333 (Anm. Jaeger) = MDR 2008, 563 = NJW-RR 2008, 649 = NJW-Spezial 2008, 234 = NZV 2008, 448 = r+s 2008, 354 = SP 2008, 180 = VRS 114, 164 (Keine Anpassung des Abfindungsvergleichs bei späterem Wegfall des Landesblindengeldes).
[135] Aufgrund neuerer Vertragsgestaltungen erbringt die private Unfallversicherung teilweise zu vermehrten Bedürfnissen kongruente Pflegeleistungen (siehe ergänzend Jahnke/Burmann-Jahnke, Handbuch Personenschadensrecht, 2. Aufl. 2022, Kap. 6 Rn 4664 f.).

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