Rz. 1180

 

Hinweis

Siehe ergänzend Rdn 1184 ff.; § 3 Rdn 18 f., 75 ff.

 

Rz. 1181

Das Rechtsschutzinteresse für eine Feststellungsklage fehlt zwar nicht, weil der Ersatzpflichtige für längere Zeit einen Verzicht auf die Einrede der Verjährung abgegeben hat.[1207]

 

Rz. 1182

Das Anerkenntnis eines Versicherers ist aber geeignet, eine Feststellungsklage entbehrlich zu machen.[1208] Das Feststellungsinteresse entfällt, wenn die mit einer Feststellungsklage erzielbaren Rechtswirkungen auch durch ein außergerichtliches Anerkenntnis des Ersatzpflichtigen herbeigeführt werden[1209] (auch Rdn 1185 ff., dort Fn 1214). Ein deklaratorisches oder abstraktes Schuldanerkenntnis führt zu einem Neubeginn der Verjährung (§§ 195, 199, 212 BGB). Soll das vom Schuldner abgegebene Anerkenntnis ein Feststellungsurteil ersetzen, ist anzunehmen, dass es die Verjährungsfrist konkludent auf 30 Jahre verlängert.[1210] Mit einem Anerkenntnis, das die Wirkung eines Feststellungsurteils nur teilweise erreicht ("Hinsichtlich der Verjährung[1211] wird der Verletzte so gestellt, als habe er heute ein rechtskräftiges Feststellungsurteil erstritten."), muss sich ein Ersatzberechtigter dagegen nicht zufrieden geben.[1212]

 

Rz. 1183

Beschränkt der Haftpflichtversicherer seine Eintrittspflicht auf seine versicherungsvertragliche Einstandspflicht (z.B. "Eintrittspflicht im Rahmen des bestehenden Krafthaftpflichtvertrages"), liegt darin keine zur Feststellungsklage berechtigende Einschränkung der Rechtsposition des Geschädigten.[1213]

[1207] OLG Hamm v. 10.2.2000 – 6 U 208/99 – DAR 2000, 305 = NZV 2000, 374 = OLGR 2000, 290 = r+s 2000, 194 = SP 2000, 304 (Verjährungsverzicht vom 20.3.1991 "bis zum 31.12.2019" beseitigt nicht Feststellungsinteresse); OLG Hamm v. 2.12.1997 – 27 U 106/97 – NJW-RR 1998, 751 = NZV 1998, 379 (nur Ls.) (Verjährungsverzicht für 10 Jahre beseitigt nicht Feststellungsinteresse). Heß, Zum Beschluß des OLG Hamm v. 14.4.2000 – NZV 2000, 375, 376 = ags 2000, 121.
[1208] BGH v. 23.10.1984 – VI ZR 30/83 – DAR 1985, 54 = MDR 1985, 479 = NJW 1985, 791 = r+s 1985, 15 = VersR 1985, 62 = VRS 68, 81 = zfs 1985, 70; OLG Hamm v. 22.12.2016 – 9 U 198/15 – BeckRS 2016, 112265 = NJOZ 2017, 836 = openJur 2019, 21939; OLG Hamm v. 7.6.2010 – 6 U 195/09 – BeckRS 2010, 26800 = openJur 2011, 76009 = r+s 2010, 481 = SVR 2011, 145; OLG Hamm v. 11.2.2000 – 9 U 204/99 – BeckRS 2000, 3731 = DAR 2000, 307 (nur Ls.) = NJW-RR 2000, 1623 = NZV 2001, 40 = r+s 2000, 326 = SP 2000, 413 = VersR 2001, 1386 = zfs 2000, 247; OLG Karlsruhe v. 10.3.2000 – 10 U 271/99 – MDR 2000, 1014 = VersR 2001, 1175; LG Deggendorf v. 5.2.2015 – 33 O 390/13 – BeckRS 2015, 118379 (Eine Klage auf Feststellung der gesamtschuldnerischen Verzinsungspflicht des Schädigers und seiner Haftpflichtversicherung im Hinblick auf die vom Geschädigten im Laufe des Prozesses verauslagten Gerichtskosten ist mangels Feststellungsinteresse unzulässig, wenn der Haftpflichtversicherer des Schädigers in einer Erklärung gegenüber dem Geschädigten anerkannt hat, ihm alle unfallbedingten materiellen und immateriellen Schäden mit der Wirkung eines rechtskräftigen Feststellungsurteils zu ersetzen).
[1209] OLG Celle v. 14.8.1987 – 5 W 38/87 – NZV 1988, 183 = VersR 1989, 102 = zfs 1988, 346; OLG Hamm v. 22.12.2016 – 9 U 198/15 – BeckRS 2016, 112265 = NJOZ 2017, 836 = openJur 2019, 21939; OLG Hamm v. 11.2.2000 – 9 U 204/99 – BeckRS 2000, 3731 = DAR 2000, 307 (nur Ls.) = NJW-RR 2000, 1623 = NZV 2001, 40 = r+s 2000, 326 = SP 2000, 413= VersR 2001, 1386 = zfs 2000, 247; OLG Karlsruhe v. 20.7.1990 – 14 U 172/89 – r+s 1991, 252 = zfs 1990, 301.
[1210] BGH v. 23.10.1984 – VI ZR 30/83 – DAR 1985, 54 = MDR 1985, 479 = NJW 1985, 791 = r+s 1985, 15 = VersR 1985, 62 = VRS 68, 81 = zfs 1985, 70; OLG Hamm v. 22.12.2016 – 9 U 198/15 – BeckRS 2016, 112265 = NJOZ 2017, 836 = openJur 2019, 21939.
[1211] Offen bleibt u.a. die Frage der Haftung oder des Mitverschuldens.
[1212] OLG Karlsruhe v. 13.7.2001 – 10 U 45/01 – VersR 2002, 729 (Unzureichend ist ein nur auf die Verjährungswirkungen eines Feststellungsurteils beschränktes Anerkenntnis); OLG Nürnberg v. 21.11.2000 – 1 U 2923/00 – BeckRS 2000, 31152869 = VersR 2002, 499 (Verpflichtung "über ein zusätzliches Schmerzensgeld zu verhandeln" ist zwar auslegungsfähig. Ein Anerkenntnis muss allerdings eindeutig formuliert sein. Mögliche Schwierigkeiten einer Auslegung dürfen nicht zulasten des Geschädigten gehen.).
[1213] OLG Hamm v. 11.2.2000 – 9 U 204/99 – BeckRS 2000, 3731 = DAR 2000, 307 (nur Ls.) = NJW-RR 2000, 1623 = NZV 2001, 40 = r+s 2000, 326 = SP 2000, 413 = VersR 2001, 1386 = zfs 2000, 247.

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