Rz. 1469

Der ausnahmsweise gebilligte Anspruch, sich bereits vor Verzug sofort auf Kosten des Ersatzpflichtigen anwaltlicher Hilfe zu bedienen, steht ausschließlich (als höchstpersönliches Recht i.S.v. § 399 BGB)[1550] nur dem unmittelbar Verletzten zu und kann nicht durch Zession übertragen werden. Rechtsnachfolger (sei es aufgrund gewillkürter Rechtsnachfolge [Abtretung],[1551] sei es durch gesetzlichen Forderungsübergang [Cessio legis; z.B. § 116 SGB X, § 86 VVG, § 6 EFZG]) können daher nicht unmittelbar auf Kosten des Schädigers einen Anwalt einschalten.

 

Rz. 1470

Für Drittleistungsträger (z.B. SHT, SVT)[1552] gilt, dass eine Anwaltskostenerstattung außerhalb des Verzuges entfällt. Es besteht kein Anspruch auf Ersatz der vorgerichtlichen Rechtsanwaltskosten aus §§ 280, 286 BGB, wenn der Schadenersatzpflichtige sich im Zeitpunkt der Beauftragung des Anwalts nicht in Verzug befunden hat.[1553]

 

Rz. 1471

Arbeitgeber, die ihren verletzten Arbeitnehmern Lohn bzw. Gehalt fortzahlen, können den auf sie übergegangenen Schadenersatzanspruch[1554] ihres Arbeitnehmers beim Schädiger geltend machen. Soweit dabei dem Arbeitgeber Anwaltskosten entstehen, sind diese ihm (als nur mittelbar Geschädigtem) nur dann zu erstatten, wenn die Kosten nach Vollendung der Verzugsvoraussetzungen entstanden sind und sich als Verzugsfolge darstellen.[1555] Ohne Vorliegen der Verzugsvoraussetzungen sind dem Arbeitgeber die Kosten der Einschaltung eines Anwaltes bei Durchsetzung seines Anspruchs aus § 6 EFZG nicht zu ersetzen.[1556]

[1550] BGH v. 13.11.1961 – III ZR 114/60 – MDR 1962, 35 = NJW 1962, 202 = VersR 1961, 1141; LG Arnsberg v. 22.1.1990 – 5 S 284/89 – zfs 1990, 224; LG Detmold v. 1.10.1986 – 2 S 149/86; LG Mosbach v. 19.10.1982 – S 94/82 – VersR 1983, 571.
[1551] LG Detmold v. 1.10.1986 – 2 S 149/86; AG Castrop-Rauxel v. 15.2.1985 – 4 C 7/85; AG Köln v. 11.4.1980 – 267 C 17/80 – VersR 1980, 588; AG Lemgo v. 5.2.1986 – 18 C 778/85; AG Witten v. 8.5.1987 – 3 C 134/87.
[1552] BGH v. 13.11.1961 – III ZR 114/60 – MDR 1962, 35 = NJW 1962, 202 = VersR 1961, 1141; OLG Hamm v. 26.10.2010 – 21 U 163/08, I-21 U 163/08 – VersR 2011, 637; OLG Schleswig v. 7.9.2021 – 7 U 34/21 – BeckRS 2021, 46425 = r+s 2022, 236 (Rn 31) (Ansprüche auf Ersatz vorgerichtlicher Rechtsanwaltskosten stehen der klagenden Rentenversicherung ohnehin nicht zu, verfügt sie doch über eine eigene Regressabteilung, die auch in der Lage war, hinsichtlich des Haushaltsführungsschadens mit dem Bekl. eine vergleichsweise Regelung herbeizuführen). Stöber, Ansprüche auf Erstattung der Anwaltskosten für die Geltendmachung einer nach § 116 SGB X oder § 6 EFZG übergegangenen Forderung, ags 2009, 413.
[1554] Dazu OLG Köln v. 6.3.2007 – 3 U 188/06 – SP 2007, 427. Balke, Schadenspositionen von A bis Z: Anwaltskosten des Arbeitgebers, SVR 2015, 415; Balke/Reisert/Just/Schulz-Merkel-Balke, Regulierung von Verkehrsunfällen, 2. Aufl. 2021, § 7 Nr. 31 Rn 11 ff.; Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadenersatzrecht, 4. Aufl. 2015, § 5 Rn 257 ff.; Jahnke, Entgeltfortzahlung und Regreß des Arbeitgebers im Schadenfall seines Arbeitnehmers, NZV 1996, 169.
[1555] OLG Düsseldorf v. 27.6.2013 – I-13 U 32/13 – SP 2013, 429; OLG Karlsruhe v. 14.8.2014 – 7 U 102/12 – juris; LG Arnsberg v. 22.1.1990 – 5 S 284/89 – zfs 1990, 224; LG Hanau v. 26.7.1977 – 2 S 149/77 – VersR 1978, 381; LG Koblenz v. 28.6.1977 – 6 S 435/76 – VersR 1977, 1060; LG Mosbach v. 19.10.1982 – S 94/82 – VersR 1983, 571; LG Münster v. 11.9.1986 – 8 S 30/86; AG Berlin-Charlottenburg v. 18.7.1974 – 19 C 184/74 – VersR 1975, 528; AG Bretten v. 17.10.1974 – C 118/74 – VersR 1975, 867; AG Dortmund v. 11.10.1999 – 132 C 6509/99 – NZV 2001, 383 mit ausführlicher Begründung; AG Essen v. 2.4.2014 – 17 C 260/13 – SVR 2015, 64 (Anm. Balke) = VRR 2014, 309; AG Gummersbach v. 10.12.1986 – 2 C 161/86 – zfs 1988, 106; AG Hermeskeil v. 21.9.1973 – 3 C 71/73 – VersR 1974, 986; AG Nordhorn v. 15.6.1987 – 3 C 576/87 – zfs 1988, 135; AG München v. 28.12.1972 – 7 C 1764/72 – VersR 1974, 1012; AG Saarlouis v. 1.2.1973 – 4 C 296/72 – VersR 1974, 72; AG Stuttgart v. 18.10.2012 – 41 C 5500/11 – NJW-RR 2012, 1529; AG Völklingen v. 1.6.2016 – 16 C 52/16 (11) – dejure.org; AG Wiesbaden VersR 1994, 948. In diesem Sinne auch BSG v. 31.5.2016 – B 1 KR 38/15 R – NZS 2016, 699 = SozR 4–7912 § 96 Nr. 1 = ZIP 2016, 2488; KG v. 14.9.2015 – 22 U 242/14 – juris (Vorinstanz LG Berlin v. 13.11.2014 – 43 O 353/12); OLG Zweibrücken v. 29.1.2016 – 2 U 82/12 – jurisPR-SozR 6/2017 Anm. 3 (Anm. Hollo) = VersR 2016, 1327. A.A. (oftmals ohne nähere Begründung): AG Essen v. 20.12.2012 – 135 C 98/12 – openJur 2013, 32253 (mit ablehnender Besprechung Balke, SVR 2013, 467); AG Geilenkirchen v. 31.5.1978 – 5 C 227/78 – VersR 1979, 482; AG Hameln v. 17.2.1978 – 20 C 220/77 – VersR 1978, 1031; AG Köln v. 11.1.1982 – 264 C 23/81 – VersR 1982, 762; AG Überlingen v. 15.11.1988 – 1 C 1050/88 – VersR 1989, 301; AG Völkling...

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