Rz. 1452

 

Hinweis

Siehe auch Rdn 1243 ff.

I. Mandatierung

 

Rz. 1453

 

Hinweis

Zum Anwaltsvertrag siehe Rdn 895 ff.

 

Rz. 1454

Im Rahmen außergerichtlicher Schadenregulierung bestimmen sich die Anwaltskosten in Altfällen bis zu deren Abschluss nach §§ 23, 118 BRAGO, für Mandate ab 1.7.2004 nach dem RVG und dem zugehörigen Vergütungsverzeichnis (RVG VV) (§ 60 RVG). Regelmäßig erfolgt die außergerichtliche Kapitalisierung im Vergleichswege, so dass Anwaltskosten vom kapitalisierten Betrag geschuldet werden.

II. Mandatsverhältnis – Schadenersatzverhältnis

 

Rz. 1455

Für die Antwort auf die Frage, ob und in welchem Umfang ein Schadensersatzverpflichteter die außergerichtlichen Rechtsverfolgungskosten[1530] (Rechtsanwaltsgebühren) des Geschädigten zu zahlen hat, ist zwischen dem Innenverhältnis des Geschädigten zum für ihn tätigen Rechtsanwalt (Mandatsverhältnis) einerseits und dem Außenverhältnis des Geschädigten zum Schädiger (Schadenersatzverhältnis) andererseits zu unterscheiden.[1531] Der Schädiger hat nicht schlechthin alle durch das Schadensereignis adäquat verursachten Rechtsanwaltskosten zu ersetzen, sondern nur solche, die aus Sicht des Geschädigten zur Wahrnehmung seiner Rechte erforderlich und zweckmäßig waren.[1532]

[1530] Grundsätzlich zur Erstattung von Rechtsanwaltsgebühren: BGH v. 26.5.2020 – VI ZR 321/19 – BeckRS 2020, 12917 = FamRZ 2020, 1298 = MDR 2020, 919 = NJW 2021, 243 = Rpfleger 2020, 722 = VersR 2020, 987; BGH v. 29.10.2019 – VI ZR 45/19 – MDR 2020, 91 = NJW 2020, 144 = NZV 2020, 418 = VersR 2020, 174; BGH v. 20.5.2014 – VI ZR 396/13 – MDR 2014, 864 = NJW-RR 2014, 1341 = NZV 2014, 567 = VersR 2014, 1100.; BGH v. 8.11.1994 – VI ZR 3/94 – DAR 1995, 67 = MDR 1995, 150 = NJW 1995, 446 = NZV 1995, 103 = r+s 1995, 99 = SP 1995, 96 = VersR 1995, 183 = zfs 1995, 48, 61; BAG v. 28.11.2019 – 8 AZR 293/18 – BeckRS 2019, 39855 = MDR 2020, 677 = NJW 2020, 1161 = NZA 2020, 465. Siehe Jahnke, jurisPR-VerkR 4/2012 Anm. 1 (zu BGH v. 13.12.2011 – VI ZR 274/10).
[1531] Siehe grundlegend BGH v. 10.1.2019 – IX ZR 89/18 – NJW 2019, 1147 = MDR 2019, 382 = VersR 2019, 682 = WM 2019, 728 = ZIP 2019, 423; BGH v. 14.6.2017 – I ZB 1/17 – BeckRS 2017, 126756 = FamRZ 2017, 1954 = MDR 2017, 1330 = NJW 2017, 3725 = Rpfleger 2018, 51 = ZIP 2017, 2380; BGH v. 20.5.2014 – VI ZR 396/13 – MDR 2014, 864 = NJW-RR 2014, 1341 = NZV 2014, 567 = VersR 2014, 1100; BGH v. 7.11.2007 – VIII ZR 341/06 – zfs 2008, 164 (Anm. Hansens); BGH v. 18.1.2005 – VI ZR 73/04 – FamRZ 2005, 689 (nur Ls.) = MDR 2005, 751 = NJW 2005, 1112 = NZV 2005, 252 = SP 2005, 250 = VersR 2005, 558 = VRS 108, 334; BGH v. 1.10.1968 – VI ZR 159/67 – AnwBl 1969, 15 = MDR 1969, 41 = NJW 1968, 2334 = VersR 1968, 1145.
[1532] BGH v. 29.10.2019 – VI ZR 45/19 – ags 2020, 148 = BeckRS 2019, 30178 = DAR 2020, 83 = MDR 2020, 91 = NJW 2020, 144 = NZV 2020, 418 = openJur 2019, 37586 = r+s 2020, 112 = VersR 2020, 174; BGH v. 18.7.2017 – VI ZR 465/16 – AnwBl 2017, 1118 = BB 2017, 2049 = MDR 2017, 1240 = NJW 2017, 3588 = NZV 2017, 532 = VersR 2017, 1282. Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke-Wimber, Straßenverkehrsrecht, 28. Aufl. 2024, § 249 BGB Rn 381 ff.

1. Fragestellung

 

Rz. 1456

Die juristische Antwort resultiert aus zwei (kumulativ zu beantwortenden) Teilfragen:

Frage 1: Entsteht im Innenverhältnis zum Mandanten überhaupt eine anwaltliche Gebühr?

Wenn bereits keine Gebühr entsteht/entstanden ist, stellt sich gar nicht die erst daran anschließende (kumulativ zu beantwortende weitere) Frage, ob insofern dann etwa auch ein Erstattungsanspruch gegen einen Dritten besteht.

Frage 2: Ist eine im Mandatsverhältnis entstandene Gebühr im Außenverhältnis vom Schädiger (bzw. dessen Haftpflichtversicherung) dann auch zu erstatten?

Hinzuweisen ist darauf, dass die Bejahung der Frage 1 nicht schon die (ganz oder teilweise) Bejahung der Frage 2 impliziert oder indiziert.

2. Mandatsverhältnis (Innenverhältnis)

 

Rz. 1457

Zum Ersten muss die Gebühr im (Mandats-)Verhältnis Rechtsanwalt – Mandant überhaupt angefallen und vom Mandanten seinem Anwalt geschuldet sein (= Erfüllung der Tatbestandsvoraussetzungen der Regeln von RVG und RVG VV).[1533] Dieses ist vorwiegend eine gebührenrechtliche Frage, die nach den Vorschriften des RVG zu beantworten ist.

 

Rz. 1458

Der Anwalt hat seinen Mandanten über die bei ihm entstehenden Gebühren zu belehren.[1534] Der Anwalt ist nach § 49b Abs. 5 BRAO verpflichtet, seinen Mandanten auf die Höhe der der durch seine Inanspruchnahme entstehenden Kosten hinzuweisen, wenn diese sich nach dem Gegenstandswert richten.[1535] Eine Aufklärungspflicht kann sich darüber hinaus im Einzelfall aus Treu und Glauben ergeben.[1536] Der Mandant hat darzulegen und zu beweisen, dass der Anwalt ihn nicht belehrt hat und ihm sodann aus dem Verstoß gegen die Belehrungspflicht ein Schaden entstanden ist.[1537]

[1533] BGH v. 1.10.1968 – VI ZR 159/67 – AnwBl 1969, 15 = MDR 1969, 41 = NJW 1968, 2334 = VersR 1968, 1145.
[1534] Zu den Belehrungspflichten eines Rechtsanwalts bei Abschluss eines gerichtlichen Vergleichs über die Vergütung geleisteter Dienste siehe BGH v. 14.7.2016 – IX ZR 291/14 – MDR 2016, 1235 = NJW 2016, 3430 = NZS 2...

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