Rz. 21

Die meisten Unternehmer oder vermögende Privatleute können zunächst den Nutzen einer Finanzplanung nicht erkennen, da Sie selber bisher keine Planung erstellt haben oder auch noch nicht auf diese Dienstleistung aufmerksam gemacht wurden. Im Folgenden wird ein Praxisfall dargestellt, um einige Besonderheiten diesbezüglich aufzuzeigen.

 

Praxisbeispiel

Der Vermögensinhaber Mustermann hat sich zunächst in persönlichen Gesprächen über die Dienstleistung an sich informiert und sich für eine honorarbasierte Finanzplanerstellung entschieden.

Der Vermögensinhaber befindet sich am Anfang des Lebenszyklus 50 plus und hat bereits ein hohes Einkommen sowie ein recht hohes Vermögen, welches teilweise durch Firmenübergabe geerbt wurde. Die recht komplexe Vermögenssituation sowie die Fragen der Kunden bedürfen einer gesamthaften, allumfassenden Beratung. Auf Basis der zu erstellenden ganzheitlichen Finanzanalyse (der Umfang bemisst sich auf ca. 30–50 Seiten) werden dem Vermögensinhaber bank- und produktunabhängig die Vermögenssituation beschrieben als auch konkrete Hinweise und Handlungsempfehlungen auf Basis der Ziele, Wünsche und Fragen gegeben.

In dem vorliegenden Fall gehört Herrn Mustermann eine GmbH zu 100 %. Er ist von seiner ersten Ehefrau geschieden und hat ein leibliches, noch minderjähriges Kind. Herr Mustermann lebt in einer neuen nichtehelichen Lebensgemeinschaft. Sämtliche Vorsorgeansprüche wurden bereits aus freiem Vermögen an die geschiedene Ehefrau entrichtet. Unter anderem wird bei erneuter Eheschließung in Zukunft sowohl eine Gütertrennung in Erwägung gezogen als auch eine vorzeitige Vermögensübertragung an das leibliche Kind im Rahmen der gültigen Schenkungsfreibeträge. Aufgrund eines vorliegenden Kaufangebots für die Firma inkl. des Betriebsvermögens (Betriebsimmobilie) erwägt der Vermögensinhaber einen vorgezogenen Ruhestand. Die Anlegermentalität bei der Datenaufnahme wird eher als konservativ bezeichnet. Im Einzelfall ist der Vermögensinhaber aber auch bereit, zur Erzielung einer attraktiven Rendite ein höheres Risiko einzugehen.

 

Rz. 22

Beispielhaft werden exemplarisch einige Fragen des Vermögensinhabers aufgeführt, die im Rahmen der Finanzanalyse beantwortet werden sollen:

Besteht eine ausreichende Absicherung des Humankapitals (Berufsunfähigkeit, Todesfall und Hinterbliebenenversorgung) bei Fortführung des Status Quo?
Muss ein weiterer Altersvorsorgeaufbau betrieben werden, und wenn ja, über welchen möglichen Weg (betriebliche Altersvorsorge oder private Vorsorge)?
Wie hoch ist das Gesamtvermögen und wie setzt sich dieses zusammen?
Wie hoch ist die Rendite der reinen Vermögensanlagen?
Mit welcher Anlagestrategie kann nach Verkauf der GmbH die Altersvorsorge und die laufende Liquiditätsversorgung sichergestellt werden?
Wie hoch muss das Angebot für die GmbH-Anteile sein, damit nach Steuern und Wegfall von "Begünstigungen" (z.B. Firmenwagen) eine ausreichende Vorsorge getroffen werden kann?
Entspricht das Privatvermögen zurzeit der gewünschten Anlagementalität?
Wie stellt sich die Versorgung im Rentenalter dar bzw. kann man es sich überhaupt leisten, durch Verkauf der Firma vorzeitig in den Ruhestand zu gehen?
Welche steuerlichen Besonderheiten sind zu berücksichtigen (Reichensteuer, Schenkung und Erbschaftsteuer, Einkommensteuer, Teileinkünfteverfahren bei Verkauf der GmbH Anteile etc.)?

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