Dr. iur. Olaf Lampke, Manfred Ehlers
Rz. 1569
Damit die Förderung der Teilnahme an Transfermaßnahmen von den Betriebsparteien in die Praxis umgesetzt wird, stellt Abs. 1 lediglich bestimmte Mindestvoraussetzungen auf und eröffnet eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten bei den Maßnahmen zur Eingliederung der zu entlassenden Arbeitnehmer bzw. Ausgebildeten im Anschluss an das beendete Berufsausbildungsverhältnis in den Arbeitsmarkt.
(1) Persönliche Voraussetzungen
(a) Drohende Arbeitslosigkeit aufgrund Betriebsänderung
Rz. 1570
Infolge der geplanten Betriebsänderung muss der in der Maßnahme zu fördernde anspruchsberechtigte Arbeitnehmer von Arbeitslosigkeit bedroht sein (§ 17 SGB III). Nur versicherungspflichtige Arbeitnehmer (§ 25 SGB III) sind zu berücksichtigen (§ 17 Nr. 1 SGB III).
Rz. 1571
Da wegen der Betriebsänderung § 110 Abs. 1 S. 3 SGB III unabhängig von der Unternehmensgröße auf § 111 BetrVG verweist, sind auch Arbeitnehmer von Kleinbetrieben anspruchsberechtigt.
Rz. 1572
Aufgrund der Ergänzung in § 110 Abs. 1 S. 3 SGB VIII sind entgegen bisheriger Praxis auch Arbeitnehmer außerhalb des Anwendungsbereiches des BetrVG, insb. Arbeitnehmer kirchlicher und kirchennaher Einrichtungen (§ 118 Abs. 2 BetrVG), anspruchsberechtigt. Ausgeschlossen sind dagegen Arbeitnehmer des öffentlichen Dienstes, es sei denn, das öffentlich-rechtliche Unternehmen wird in selbstständiger Rechtsform erwerbswirtschaftlich betrieben.
Rz. 1573
Einem Arbeitnehmer droht Arbeitslosigkeit, wenn der Arbeitgeber ihn direkt oder in einem Interessenausgleich (§ 112 Abs. 1 S. 1 BetrVG) namentlich als zu kündigendem Arbeitnehmer infolge der Betriebsänderung benennt.
(b) Drohende Arbeitslosigkeit nach beendeter Berufsausbildung
Rz. 1574
Auch Ausgebildete können im Anschluss an ein Berufsausbildungsverhältnis durch die Teilnahme an Transfermaßnahmen gefördert werden, um bei fehlender Übernahmemöglichkeit in den Betrieb ihre Eingliederungsaussichten in den Arbeitsmarkt zu erhöhen (BT-Drucks 15/2672, 10).
(2) Maßnahmevoraussetzungen
(a) Transfermaßnahmen
Rz. 1575
Nach der Legaldefinition in § 110 Abs. 1 S. 2 SGB III sind Transfermaßnahmen alle Maßnahmen zur Eingliederung von Arbeitnehmern in den Arbeitsmarkt erfasst, an deren Finanzierung der Arbeitgeber angemessen beteiligt ist. Diese weit gefasste Formulierung soll eine Vielzahl von Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen, damit die Betriebsparteien die aus ihrer Sicht im Einzelfall richtige Maßnahme zur Verbesserung der Eingliederungsaussichten wählen können. Der angemessene finanzielle Eigenbeitrag des Arbeitgebers wird durch die Begrenzung der Förderung auf 50 % der Maßnahmekosten und auf max. 2.500,00 EUR je gefördertem Arbeitnehmer gewährleistet, sodass der Restbetrag vom Arbeitgeber aufzubringen ist (Abs. 2).
(b) Durchführung von Dritten
Rz. 1576
Die förderungsfähige Eingliederungsmaßnahme muss von einem Dritten, also von einem vom Arbeitgeber verschiedenen Rechtsträger angeboten werden.
(c) Zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt
Rz. 1577
Transfermaßnahmen sollen der Eingliederung in den Arbeitsmarkt dienen. Förderungsfähig sind dabei alle Maßnahmen, die auf eine Verbesserung der Eingliederungsaussichten der betroffenen Arbeitnehmer abzielen.
(d) Sicherung der Durchführung
Rz. 1578
Der Arbeitgeber muss nachweisen, dass er über die Eigenmittel verfügt, die unter Berücksichtigung der beantragten und zu erwartenden Zuschüsse erforderlich sind, also ein Gesamtfinanzierungskonzept vorlegen.
Rz. 1579
Auch muss der Maßnahmeträger geeignet sein, d.h. von ihm und seinen Mitarbeitern eine ordnungsgemäße und erfolgreiche Durchführung der Maßnahme mit den erforderlichen Sachmitteln erwartet werden können.
(e) Qualitätssicherungssystem
Rz. 1580
Da sich aus §§ 176, 177 SGB III ergibt, dass für die Förderung von Transfermaßnahmen eine Trägerzulassung vorausgesetzt wird, diese wiederum von der Anwendung eines Qualitätsmanagements abhängig ist (§ 177 Abs. 2 Nr. 7 SGB III), kann ohne Anwendung eines solchen Qualitätsmanagements eine Förderung nicht stattfinden.
(f) Zuschussbemessung
Rz. 1581
Gefördert wird durch Zuschuss. Darlehensgewährung ist nicht vorgesehen. Die Zuschusshöhe steht nicht im Ermessen der BA (so noch § 257 SGB III a.F.), sondern ist festgeschrieben auf 50 % der aufzuwendenden Maßnahmekosten, begrenzt durch eine Zuschussobergrenze von 2.500,00 EUR je gefördertem Arbeitnehmer.