Dr. Sebastian Hofert von Weiss
Rz. 276
Der für die Strukturierung einer ABS-Transaktion zu betreibende Aufwand ist relativ hoch. Die Platzierung einer eigenen Anleihe am Kapitalmarkt nur für die Forderungen eines bestimmten Unternehmens mit Finanzierungsbedarf lohnt sich daher angesichts der anfallenden Transaktionskosten erst ab einem bestimmten Volumen. Dabei kann von einem Mindestanleihebetrag von rund 250 Mio. EUR – 300 Mio. EUR ausgegangen werden. Als Alternative für kleinere Forderungsportfolios werden daher sog. Conduit-Programme angeboten, die zumeist von Banken aufgesetzt und verwaltet werden, um ihre eigenen Vermögenswerte, aber auch die Aktiva ihrer Kunden, zu verbriefen.
Rz. 277
Werden Vermögenswerte im Rahmen eines Conduit-Programmes verbrieft, ergeben sich die nachfolgend dargestellten Modifikationen der Grundstruktur, die je nach Conduit-Programm leicht variieren. Typischerweise verkauft der Originator seine Vermögenswerte an eine Zweckgesellschaft (SPV), welche als reine Ankaufsgesellschaft fungiert. Die Ankaufsgesellschaft refinanziert sich über ein weiteres SPV, mit dem sie über einen Auftragsvertrag verbunden ist. Das weitere SPV tritt als Emittent von Wertpapieren am Kapitalmarkt auf und übernimmt diese Aufgabe i.d.R. für eine Vielzahl von Ankaufsgesellschaften, mit denen jeweils Auftragsverhältnisse bestehen. Es ist meist mit den Ankaufsgesellschaften konzernrechtlich verbunden. Die vom emittierenden SPV ausgegebenen Wertpapiere ("Commercial Papers" oder auch "CP’s") haben i.d.R. eine relativ kurze Laufzeit von unter einem Jahr. Da der Erwerber der emittierten Commercial Papers im Fall der Conduit-Lösung nicht weiß, welches Unternehmen die Vermögenswerte an die Ankaufsgesellschaft übertragen hat, die durch die ausgegebenen Vermögenswerte refinanziert werden, sind ergänzende Maßnahmen zur Risikobegrenzung erforderlich, um die Akzeptanz der Commercial Papers am Kapitalmarkt sicherzustellen. Typischerweise erhalten Commercial Papers daher ein Rating von mindestens zwei international angesehenen Ratingagenturen (zum Rating s. Rdn 20 ff.). Außerdem sehen die Conduit-Strukturen regelmäßig Bonitätshilfen zur Verbesserung der Kreditqualität (z.B. Barreserven oder Forderungsausfallversicherungen) des verbrieften Portfolios und eine Liquiditätsfazilität (Back-Up-Line) vor. Letztere soll dazu dienen, die Refinanzierung auch dann sicherzustellen, wenn dies am Kapitalmarkt aufgrund einer Marktstörung kurzfristig nicht möglich ist.