Dr. Sebastian Hofert von Weiss
Rz. 246
Nach Angaben des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V. (BVK) gibt es gegenwärtig rund 300 aktive Beteiligungsgesellschaften in Deutschland.
Trotz der schwierigen politischen und gesamtwirtschaftlichen Lage, geprägt von Pandemie, Inflation uns Zinswende, waren die Jahre 2019–2021 mit Blick auf Investitionen sehr erfolgreiche Jahre mit einem herausragenden Rekordjahr 2021. Das Investitionsvolumen von Private Equity-Gesellschaften in Deutschland betrug im Jahr 2022 insgesamt 13,9 MrdMrd. EUR. Gegenüber dem histroischen Rekodjahr 2021 bedeutet dies zwar einen Investitionsrückgang um 29 % (2021: 19,6 Mrd. EUR). In allen Marktsegmenten, von Venture Capital über Minderheitsbeteiligungen bis zu den Buy-Outs, blieb das Investitionsniveau 2022 unter dem Vorjahreswert. Das Investitionsniveau der Jahre 2017/2018 (9,6 Mrd. EUR) wurde allerdings deutlich übertroffen. In Summe wurden fast 900 Unternehmen im Jahresverlauf 2022 mit Beteiligungskapital finanziert. Insbesondere das Fundraising erreichte mit 6,5 Mrd. EUR einen Rekordwert. Hierfür entscheidend waren Venture Capital-Fonds, die mit 4,8 Mrd. EUR nahezu fünf Mal so viel Kapital wie 2021 (1,0 Mrd. EUR) einsammeln konnten. Dagegen mussten Buy-Out-Fonds nach dem Erfolgsjahr 2021 (3,8 Mrd. EUR) deutliche Einbußen hinnehmen. Deutsche Beteiligungsgesellschaften haben im Jahr 2022 so viel neues Kapital einwerben können wie noch nie..
Rz. 247
Die vorstehenden Zahlen zeigen, welche immense volkswirtschaftliche Bedeutung die Private Equity-Finanzierung mittlerweile in Deutschland hat. Ihre internationale Bedeutung, insb. in den USA und England, geht zudem weit darüber hinaus. Viele zukunftsweisende Technologien, wie Computer, Mobiltelefone, Software, Internet und/oder Biotechnologie, wären ohne die Bereitschaft von Private Equity-Investoren, diesen riskanten Unternehmungen Eigenkapital zur Verfügung zu stellen, nicht möglich gewesen.
Dabei ist der Ruf von Beteiligungsgesellschaften oftmals deutlich schlechter, als dies insgesamt gerechtfertigt erscheint. Zurückzuführen ist dies auf eine Reihe von Unternehmenskrisen und Insolvenzen, die durch eine Überstrapazierung des Instruments der Akquisitionsfinanzierung hervorgerufen wurden sowie auf die teilweise wenig nachhaltige Unternehmensführung zum Zwecke der kurzfristigen Renditeerzielung. Nicht übersehen werden sollte allerdings, dass lange nicht alle Private Equity-Gesellschaften Unternehmensführung mit fragwürdigen Methoden betreiben, sondern inzwischen häufig einen wichtigen Baustein in der Landschaft der deutschen Unternehmensfinanzierung darstellen.