Rz. 275

Die – prozessuale – Klagebefugnis, im Wege einer Abänderungsklage die Anpassung der geschuldeten Leistungen an die veränderten Verhältnisse zu begehren, ist kein materiell-rechtlicher Anspruch und unterliegt daher auch nicht der Verjährung (§ 194 Abs. 1 BGB; str.).[713]

 

Rz. 276

Davon zu unterscheiden ist jedoch die Frage, ob der materiell-rechtliche Anpassungsanspruch verjähren kann. Dies ist zu bejahen, seine Verjährung richtet sich nach den für den abzuändernden materiellen Anspruch geltenden Vorschriften.[714] Soweit für den Beginn der Verjährungsfrist die Kenntnis des Gläubigers von den den Anspruch begründenden Umständen maßgeblich ist (§ 199 Abs. 1 Nr. 2 BGB), ist allerdings zu beachten, dass bei einem Anspruch auf einen Unterhalts- oder Erwerbsschaden, dessen Schwankungen unabhängig vom Schadensereignis und seinen Folgen durch andere äußere Umstände ausgelöst werden, mit dem Eintritt der die Abänderung tragenden Gründen eine neue Verjährungsfrist zu laufen beginnt.[715] Darüber hinaus sind angesichts der Schwierigkeiten, die mit der Einschätzung des weiteren Ablaufs wirtschaftlicher Entwicklungen verbunden sind, sehr strenge Anforderungen an eine Kenntnis nachhaltiger künftiger Schadenserhöhungen zu stellen.[716]

[713] BGH, Urt. v. 22.10.1957 – VI ZR 222/56, VersR 57, 802; MüKoZPO/Gottwald, § 323 Rn 3; Weimar, JR 1965, 220; Brox, NJW 1961, 853; offengelassen BGH, Urt. v. 9.7.1963 – VI ZR 197/62, NJW 1963, 2076; BGH, Urt. v. 20.12.1960 – VI ZR 38/60, BGHZ 34, 110; a.A. – Verjährung nach den für den Hauptanspruch geltenden Vorschriften – RG, Urt. v. 5.2.1934 – VI 416/33, JW 1934, 1112; RG, Urt. v. 29.4.1915 – VI 668/14, RGZ 86, 377; RG, Urt. v. 1.2.1915 – VI 515/14, RGZ 86, 181.
[714] MüKoZPO/Gottwald, § 323 Rn 4; Brox, NJW 1961, 853.
[715] BGH, Urt. v. 17.10.1978 – VI ZR 213/77, NJW 1979, 268 und – kein Beginn der Verjährung vor Eintritt der Abänderungsgründe – Wieczorek/Schütze/Büscher, § 323 Rn 107.
[716] BGH, Urt. v. 17.10.1978 – VI ZR 213/77, NJW 1979, 268; BGH, Urt. v. 9.7.1963 – VI ZR 197/62, NJW 1963, 2076; BGH, Urt. v. 12.7.1960 – VI ZR 73/59, BGHZ 33, 112.

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