(1) Einstweilige Anordnung vor dem erstinstanzlichen Gericht
Rz. 66
Die Gebühren richten sich auch hier nach Teil 3 VV. Im erstinstanzlichen Verfahren gelten also wiederum die Nrn. 3100 ff. VV.
Beispiel 27: Hauptsache und einstweilige Anordnung
In einem landwirtschaftsgerichtlichen Verfahren (Hauptsachewert: 6.000,00 EUR) erlässt das Gericht auf Antrag einer Partei eine einstweilige Anordnung (Wert: 2.000,00 EUR).
Es liegen nach § 17 Nr. 4 Buchst. b RVG zwei verschiedene Angelegenheiten vor. Die Gebühren entstehen gesondert.
I. |
Hauptsache |
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
507,00 EUR |
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(Wert: 6.000,00 EUR) |
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2. |
1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV |
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468,00 EUR |
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(Wert: 6.000,00 EUR) |
|
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3. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
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Zwischensumme |
995,00 EUR |
|
4. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
189,05 EUR |
Gesamt |
|
1.184,05 EUR |
II. |
Einstweilige Anordnung |
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
215,80 EUR |
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(Wert: 2.000,00 EUR) |
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|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
235,80 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
44,80 EUR |
Gesamt |
|
280,60 EUR |
Rz. 67
Soweit sich das Anordnungsverfahren für den Anwalt vorzeitig erledigt, also bevor er einen Antrag oder einen Schriftsatz mit Sachanträgen eingereicht oder einen gerichtlichen Termin wahrgenommen hat, ermäßigt sich die Verfahrensgebühr auf 0,8 (Nr. 3101 VV).
Ein solcher Fall ist insbesondere dann gegeben, wenn lediglich eine einstweilige Anordnung entgegengenommen wird.
Beispiel 28: Vorzeitige Erledigung der einstweiligen Anordnung
Der Anwalt erhält den Auftrag, den Erlass einer einstweiligen Anordnung zu beantragen (Geschäftswert: 2.000,00 EUR). Dazu kommt es aber nicht, da sich die Sache zuvor erledigt.
Der Anwalt erhält nur die ermäßigte 0,8-Verfahrensgebühr nach Nrn. 3100, 3101 Nr. 1 VV.
1. |
0,8-Verfahrensgebühr, Nrn. 3100, 3101 Nr. 1 VV |
|
132,80 EUR |
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(Wert: 2.000,00 EUR) |
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2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
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Zwischensumme |
152,80 EUR |
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3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
29,03 EUR |
Gesamt |
|
181,83 EUR |
Rz. 68
Beispiel 29: Bloße Entgegennahme einer einstweiligen Anordnung
Nachdem dem Mandanten eine einstweilige Anordnung zugestellt worden ist (Geschäftswert: 2.000,00 EUR), beauftragt er einen Anwalt mit seiner Vertretung. Der Anwalt rät dazu, die einstweilige Anordnung zu akzeptieren und nichts Weiteres zu veranlassen.
Der Anwalt erhält auch jetzt nur die ermäßigte 0,8-Verfahrensgebühr nach Nrn. 3100, 3101 Nr. 1 VV. Abzurechnen ist wie im vorangegangenen Beispiel 28.
Rz. 69
Wird über die einstweilige Anordnung mündlich verhandelt, so entsteht auch hier eine Terminsgebühr. Das gilt auch in den übrigen Fällen der Vorbem. 3 Abs. 3 VV.
Beispiel 30: Hauptsache und einstweilige Anordnung mit mündlicher Verhandlung
Wie Beispiel 29; über die eine einstweilige Anordnung wird verhandelt.
Jetzt entsteht auch im einstweiligen Anordnungsverfahren eine 1,2-Terminsgebühr nach Nr. 3104 VV.
I. |
Hauptsache |
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
507,00 EUR |
|
(Wert: 6.000,00 EUR) |
|
|
2. |
1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV |
|
468,00 EUR |
|
(Wert: 6.000,00 EUR) |
|
|
3. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
995,00 EUR |
|
4. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
189,05 EUR |
Gesamt |
|
1.184,05 EUR |
II. |
Einstweilige Anordnung |
|
|
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
215,80 EUR |
|
(Wert: 2.000,00 EUR) |
|
|
2. |
1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV |
|
199,20 EUR |
|
(Wert: 2.000,00 EUR) |
|
|
3. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
435,00 EUR |
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4. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
82,65 EUR |
Gesamt |
|
517,65 EUR |
Rz. 70
Entscheidet das Gericht über den Antrag auf Erlass der einstweiligen Anordnung, entsteht keine Terminsgebühr, da im Verfahren eine mündliche Verhandlung nicht vorgeschrieben ist (§ 51 Abs. 2 S. 2 FamFG) und es demzufolge auch keines Einverständnisses der Beteiligten bedarf, um ohne mündliche Verhandlung zu entscheiden.
Beispiel 31: Einstweilige Anordnung ohne mündliche Verhandlung
Das Gericht erlässt auf Antrag eine einstweilige Anordnung ohne mündliche Verhandlung (Geschäftswert: 3.000,00 EUR).
Es entsteht nur die Verfahrensgebühr.
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
288,60 EUR |
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(Wert: 3.000,00 EUR) |
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2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
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Zwischensumme |
308,60 EUR |
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3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
58,63 EUR |
Gesamt |
|
367,23 EUR |
Rz. 71
Eine Terminsgebühr kann dagegen entstehen, wenn die Beteiligten Besprechungen zur Vermeidung oder Erledigung des Verfahrens führen. Nach der Neufassung der Vorbem. 3 Abs. 3 S. 3 Nr. 2 VV ist klargestellt, dass für diese Variante der Terminsgebühr ein Verfahren mit vorgeschriebener mündlicher Verhandlung nicht erforderlich ist.
Beispiel 32: Einstweilige Anordnung mit Besprechung
Nach Eingang des Antrags auf Erlass einer einstweiligen Anordnung (Geschäftswert: 2.000,00 EUR) führen die Beteiligten eine Besprechung, die aber zu keinem Ergebnis führt, sodass das Gericht im schriftlichen Verfahren entscheidet.
Jetzt entsteht auch im einstweiligen Anordnungsverfahren eine 1,2-Terminsgebühr nach Nr. 3104 VV.
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. ... |