Rz. 389

Bei Zweifeln über die Rechtsnatur und die Reichweite einer Ausgleichsklausel finden die Grundsätze der Auslegung von Willenserklärungen Anwendung (vgl. BAG v. 28.10.2021 – 8 AZR 371/20, juris Rn 32; BAG v. 20.4.2010 – 3 AZR 225/08, NZA 2010, 883 = DB 2010, 1589; BAG v. 7.11.2007, NZA 2008, 355). Abgeltungsklauseln in Abwicklungs- oder Aufhebungsverträgen sind grds. weit auszulegen (vgl. BAG v. 20.4.2010 – 3 AZR 225/08, NZA 2010, 883 = DB 2010, 1589; BAG v. 19.11.2008, NZA 2009, 318 = DB 2009, 686; Korinth, ArbRB 2013, 321). Das Gericht hat dabei zunächst den in der der Erklärung maßgeblichen Willen der Parteien zu berücksichtigen. Lässt sich ein übereinstimmender Wille feststellen, so ist dieser allein maßgeblich, auch wenn er in dem Vertrag nur unvollkommen oder gar keinen Ausdruck gefunden hat. Lässt sich jedoch ein solch übereinstimmender Wille nicht feststellen, sind die jeweiligen Erklärungen der Vertragsparteien jeweils aus der Sicht des Erklärungsempfängers so auszulegen, wie er sie nach Treu und Glauben unter Berücksichtigung der Verkehrssitte verstehen durfte und musste (vgl. BAG v. 19.11.2008 – 10 AZR 671/07, NZA 2009, 318 = DB 2009, 686). Maßgebend ist das Verständnis eines redlichen Erklärungsempfängers. Dieser ist nach Treu und Glauben (§ 242 BGB) verpflichtet, unter Berücksichtigung aller ihm erkennbarer Umstände mit gehöriger Aufmerksamkeit zu prüfen, was der Erklärende gemeint hat (vgl. BAG v. 7.11.2007 – 5 AZR 880/06, NZA 2008, 355; BAG v. 2.5.2007, NZA 2007, 816 = BB 2007, 1467). Zu berücksichtigen ist ferner der Grundsatz der nach beiden Seiten hin interessengerechten Auslegung (vgl. BAG v. 7.11.2007 – 5 AZR 880/06, NZA 2008, 355; BAG v. 2.5.2007, NZA 2007, 816 = BB 2007, 1467). Diese Auslegungsgrundsätze gelten auch für die Frage, ob überhaupt eine rechtsgeschäftliche Erklärung vorliegt. Zu beachten sind sämtliche Umstände, auch außerhalb der Urkunde liegende Umstände, die von Bedeutung sein können (vgl. BAG v. 25.12.1999 – 10 AZR 881/98, II. 2.a der Gründe; LAG Hamm v. 17.12.2000 – 16 Sa 1152/00, I. 1. der Gründe; LAG München v. 24.4.1997, BB 1998, 269; OLG Düsseldorf v. 9.7.1997 – 3 U 11/97, BB 1997, 2237; OLG Köln v. 25.3.1997, BB 1997, 1328).

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