Rz. 58

Bei Regressansprüchen, die ein "Träger der Sozialhilfe" für sich reklamiert, ist sorgfältig darauf zu achten, ob die Forderung auch wirklich dem SHT zusteht oder aber einer anderen eigenständigen Rechtspersönlichkeit (wie "Träger der Eingliederung", "Träger nach dem AsylbLG"[69]), in deren Namen manchmal Sachbearbeiter beim SHT ebenfalls tätig werden. Auch wenn derselbe Sachbearbeiter eines SHT tätig wird, muss der handelnde Sachbearbeiter bei der Anspruchsverfolgung den "richtigen Hut" aufsetzen (konkret z.B. "Träger der Eingliederungshilfe", und nicht "Träger der Sozialhilfe").[70] Siehe auch § 2 Rdn 207, § 3 Rdn 208, § 5 Rdn 412, 508.

 

Rz. 59

Der rechtspersönlichkeitsgespaltene Sachbearbeiter hat keinen Fremdgeschäftsführungswillen,[71] wenn er nach außen für den Träger der Sozialhilfe auftritt; entscheidend ist der Empfängerhorizont. Korrespondiert der Sachbearbeiter mit dem (konkret unzutreffenden) Briefkopf des "Trägers der Sozialhilfe", werden für und gegenüber dem richtigen Träger (Träger nach dem AsylbLG oder Träger der Eingliederung) keine rechtlich wirksamen Schritte begründet; in diesen Fällen fehlt bei der Klage auch die Aktivlegitimation.

 

Rz. 60

Abtretungen in diesem durch Legalzessionen (vor allem – aber nicht nur – § 116 SGB X) und gesetzliche Ausgleichsvorgaben (siehe §§ 102 ff. SGB X) bestimmten und geprägten Bereich, sind rechtlich unwirksam.[72] Gerade Legalzessionen entfalten zwingend auch Schutzwirkungen zugunsten des Schadenersatzpflichtigen, die durch Zulassen privatrechtlicher Abtretungen gefährdet werden.[73]

 

Rz. 61

Zu unbefugten Gesprächsteilnehmern, falschen Beklagten und Zustellungsbevollmächtigten § 5 Rdn 836 ff.; zur Kenntniszurechnung bei Vertretung dazu § 5 Rdn 455 ff.[74]

[69] Siehe Jahnke/Burmann-Jahnke, Handbuch Personenschadensrecht, 2. Aufl. 2022, Kap. 6 Rn 3161.
[70] Siehe zur ähnlichen Situation bei der Kranken- und Pflegekasse BGH v. 15.3.2011 – VI ZR 162/10 – MDR 2011, 596 = NJW 2011, 1799 = NJW-Spezial 2011, 266 = SP 2011, 212 = VersR 2011, 682. Jahnke/Burmann-Jahnke, Handbuch Personenschadensrecht, 2. Aufl. 2022, Kap. 6 Rn 984 ff.
[71] Siehe zur Problematik auch BGH v. 1.7.2014 – VI ZR 391/13 – BeckRS 2014, 17219 = GesR 2014, 601 = jurisPR-VerkR 24/2014 Anm. 2 (Anm. Jahnke) = MDR 2014, 1201 = NJOZ 2016, 384 = openJur 2014, 19785 = r+s 2014, 525 = SP 2014, 373 = UV-Recht Aktuell 2014, 773 = VersR 2014, 1226 = zfs 2015, 80; BGH v. 15.3.2011 – VI ZR 162/10 – MDR 2011, 596 = NJW 2011, 1799 = NJW-Spezial 2011, 266 = SP 2011, 212 = VersR 2011, 682.
[72] Jahnke/Burmann-Jahnke, Handbuch Personenschadensrecht, 2. Aufl. 2022, Kap. 6 Rn 6069 ff.
[73] BGH v. 16.3.1994 – XII ZR 225/92 – FamRZ 1994, 829 = MDR 1994, 1222 = NJW 1994, 1733 = NVwZ 1994, 827 (Ls.) WM 1994, 1728; BGH v. 24. 9. 1987 – III ZR 49/86 – MDR 1988, 125 = NJW 1988, 819 = NJW-RR 1988, 470 (nur Ls.) = Rpfleger 1988, 72 = VersR 1988, 181; OLG München v. 21.1.2010 – 24 U 539/09 – BeckRS 2010, 17493 = openJur 2012, 105821 = r+s 2010, 305 (Anm. Bliesener/Rath). Jahnke/Burmann-Jahnke, Handbuch Personenschadensrecht, 2. Aufl. 2022, Kap. 6 Rn 6073; Jahnke, Der Verdienstausfall im Schadenersatzrecht, 4. Aufl. 2015, § 2 Rn 160.
[74] Siehe auch BeckOGK-Meller-Hannich, Stand 15.1.2024, § 203 BGB Rn 26 ff.; Burmann/Heß/Hühnermann/Jahnke-Jahnke, Straßenverkehrsrecht, 28. Aufl. 2024, § 14 StVG Rn 39 ff.; Jahnke/Burmann-Müller, Handbuch Personenschadensrecht, 2. Aufl. 2022, Kap. 8 Rn 804.

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