Rz. 76

 

Hinweis

Siehe zur Verjährung § 5 Rdn 632 ff., 636 ff.; zum Forderungsübergang siehe Rdn 125 ff.

aa) Schadenvolumen

 

Rz. 77

Die Rechtskraft eines vorausgegangenen Feststellungsurteils die Ersatzpflicht sämtlicher materieller Schäden aus dem Unfallereignis betreffend beantwortet nicht die Frage, ob und in welcher Höhe für einen bestimmten Zeitraum ersatzpflichtige Schäden (z.B. Verdienstausfallschaden) dann auch tatsächlich eingetreten sind.[90] So betrifft z.B. die Frage, ob und in welcher Höhe für einen bestimmten Zeitraum ein Verdienstausfallschaden eingetreten ist, den Umfang des Unfallschadens (also die Höhe des Anspruchs), und wird deshalb von der Rechtskraft des vorausgegangenen Feststellungsurteils zum Anspruchsgrund nicht erfasst.[91]

[90] BGH v. 2.12.2008 – VI ZR 312/07 – BGHReport 2009, 337 = DAR 2009, 198 (nur Ls.) = jurisPR-VerkR 4/2009, Anm. 2 (Anm. Lang) = NJW-RR 2009, 455 = NJW-Spezial 2009, 42, 73 = NZV 2009, 131 = r+s 2009, 128 = SP 2009, 103 = SVR 2009, 143 = UV-Recht Aktuell 2009, 162 = VersR 2009, 230 = VRS 116, 40 = zfs 2009, 625; BGH v. 28.6.2005 – VI ZR 108/04 – BGHReport 2005, 1342 = DAR 2005, 503 = HVBG-Info 2005, 829 = MDR 2005, 1363 = NJW-RR 2005, 1517 = NJW-Spezial 2005, 449 = NZV 2005, 519 = r+s 2005, 484 = SP 2005, 408 = VerkMitt 2006, Nr. 25 = VersR 2005, 1159 = zfs 2005, 490. Siehe auch BGH v. 24.1.1995 – VI ZR 354/93 – BB 1995, 696 = DAR 1995, 202 = MDR 1995, 693 = NJW 1995, 2227 = NZV 1995, 189 = r+s 1995, 217 = SP 1995, 201 = VersR 1995, 469 = zfs 1995, 170; BGH v. 23.10.1984 – VI ZR 30/83 – DAR 1985, 54 = MDR 1985, 479 = NJW 1985, 791 = r+s 1985, 15 = VersR 1985, 62 = VRS 68, 81 = zfs 1985, 76; OLG Naumburg v. 8.7.2013 – 9 W 5/13 – NJW 2014, 798 = NZV 2014, 80 (Der antragsgemäß ergangene Feststellungsausspruch, dass die Beklagten verpflichtet sind, dem Kläger künftig materiellen Schaden aus einem bestimmten Unfall zu ersetzen, bezieht sich auf alle materiellen Schäden, die ab Eingang der Klageschrift bei Gericht entstanden sind bzw. entstehen. Dies gilt auch dann, wenn die Klage unter dem Vorbehalt der vorherigen Bewilligung von Prozesskostenhilfe erhoben worden ist.).
[91] BGH v. 2.12.2008 – VI ZR 312/07 – BGHReport 2009, 337 = DAR 2009, 198 (nur Ls.) = jurisPR-VerkR 4/2009 Anm. 2 (Anm. Lang) = NJW-RR 2009, 455 = NJW-Spezial 2009, 42, 73 = NZV 2009, 131 = r+s 2009, 128 = SP 2009, 103 = SVR 2009, 143 = UV-Recht Aktuell 2009, 162 = VersR 2009, 230 = VRS 116, 40 = zfs 2009, 625 m.w.N.

bb) § 124 VVG

 

Rz. 78

 

§ 124 VVG Rechtskrafterstreckung

(1) Soweit durch rechtskräftiges Urteil festgestellt wird, dass dem Dritten ein Anspruch auf Ersatz des Schadens nicht zusteht, wirkt das Urteil, wenn es zwischen dem Dritten und dem Versicherer ergeht, auch zugunsten des Versicherungsnehmers, wenn es zwischen dem Dritten und dem Versicherungsnehmer ergeht, auch zugunsten des Versicherers.
(2) Ist der Anspruch des Dritten gegenüber dem Versicherer durch rechtskräftiges Urteil, Anerkenntnis oder Vergleich festgestellt worden, muss der Versicherungsnehmer, gegen den von dem Versicherer Ansprüche auf Grund des § 116 Abs. 1 Satz 2 geltend gemacht werden, diese Feststellung gegen sich gelten lassen, es sei denn, der Versicherer hat die Pflicht zur Abwehr unbegründeter Entschädigungsansprüche sowie zur Minderung oder zur sachgemäßen Feststellung des Schadens schuldhaft verletzt.
(3) Die Absätze 1 und 2 sind nicht anzuwenden, soweit der Dritte seinen Anspruch auf Schadensersatz nicht nach § 115 Abs. 1 gegen den Versicherer geltend machen kann.
 

Rz. 79

Für die Fälle der Schadenregulierung mit der Möglichkeit der Direktklage (§ 115 VVG) ist auf § 124 VVG hinzuweisen.[92]

[92] Siehe auch Zöller-Vollkommer, 32. Aufl. 2018, § 325 ZPO Rn 39.

(1) Klageabweisendes Urteil

 

Rz. 80

Nach § 124 Abs. 1 VVG wirkt das klageabweisende Urteil, wenn es zwischen dem Anspruchsteller und dem Haftpflichtversicherer ergeht, auch zugunsten des Versicherungsnehmers, wenn es zwischen dem Anspruchsteller und dem Versicherungsnehmer ergeht, auch zugunsten des Haftpflichtversicherers. § 124 Abs. 1 VVG bildet eine Ausnahme zu §§ 425 Abs. 2 BGB, 325 ZPO und schließt divergierende Sachentscheidungen zwischen Versicherer auf der einen und versicherten Personen auf der anderen Seite aus, die ansonsten bei der zwischen den Parteien bestehenden einfachen Streitgenossenschaft denkbar wären.[93]

[93] Stiefel/Maier-Jahnke, Kraftfahrtversicherung, 19. Aufl. 2017, § 124 VVG Rn 25 ff.

(2) Klagestattgebendes Urteil

 

Rz. 81

Wurde dem Anspruch des Anspruchstellers gegenüber dem Versicherer rechtskräftig (Urteil, Anerkenntnis, Vergleich) stattgegeben, muss der Versicherungsnehmer, gegen den vom Haftpflichtversicherer Ansprüche nach § 116 Abs. 1 S. 2 VVG geltend gemacht werden ("krankes Versicherungsverhältnis"), diese Feststellung gegen sich gelten lassen (§ 124 Abs. 2 S. 1 VVG).

 

Rz. 82

Dies gilt nicht, wenn der Versicherer die Pflicht zur Abwehr unbegründeter Entschädigungsansprüche sowie zur Minderung oder zur sachgemäßen Feststellung des Schadens schuldhaft verletzt (§ 124 Abs. 2 S. 2 VVG).[94]

[94] Stiefel/Maier-Jahnke, Kraftfahrtversi...

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