Rz. 140

Bei der Zeitmessung bzw. beim Nachweis des Rotlichtverstoßes und der Feststellung der Rotlichtzeit gibt es häufig Probleme. Insoweit handelt es sich um eine Frage der Beweiswürdigung (zu allem auch Hentschel/König/Dauer/König, § 37 Rn 61 a.E. m.w.N.; Burhoff/Burhoff, OWi, Rn 3486 ff.).

 

Rz. 141

Insoweit gilt: Grds. ist für den Nachweis eines qualifizierten Rotlichtverstoßes eine exakte Messung. Wenn der Amtsrichter seine Überzeugung vom Vorliegen eines qualifizierten Rotlichtverstoßes) auf die Entfernungsschätzungen von Zeugen, wie z.B. Polizeibeamte, stützt, bedarf es i.d.R. einer wertenden Auseinandersetzung mit Grundlagen und Beweiswert dieser Schätzung (OLG Düsseldorf, Beschl. v. 13.7.2020 – IV-4 RBs 46/20, VA 2020, 199; OLG Köln, VA 2012, 103 = zfs 2012, 292 = DAR 2012, 271 = VRR 2012, 123 [Ls.]; OLG Saarbrücken, zfs 2016, 352; vgl. a. noch OLG Celle, VRR 2012, 34 = DAR 2012, 34 = NZV 2012, 403; AG Landstuhl VD 2011, 145; s.a. noch OLG Düsseldorf, Beschl. v. 13.7.2020 – IV-4 RBs 46/20, VA 2020, 199). Nach Auffassung des KG (NStZ-RR 2016, 27 = VRS 129, 155 = NZV 2016, 293 = VA 2016, 84) kann die Feststellung der Rotlichtzeit auch auf der (bloßen) Inaugenscheinnahme des in der Akten befindlichen Lichtbildes vom Rotlichtverstoß, auf das ordnungsgemäß i.S. des 267 Abs. 1 S. 3 StPO Bezug genommen worden ist, beruhen.

 

Hinweis

Das OLG Stuttgart hat eine Dashcam-Aufzeichnung als Beweismittel zugelassen. Es hat die Frage eines Verstoßes gegen das datenschutzrechtliche Verbot des § 6b BDSG offen gelassen, aber auf jeden Fall – für die Annahme eines Verstoßes – mit der Argumentation der Obergerichte zur Videomessung (vgl. u.a. BVerfG NJW 2011, 2783 = VRR 2011, 273 = StRR 2011, 274 = VA 2011, 136 = DAR 2011, 457; Rdn 5 ff.) – ein Beweisverwertungsverbot verneint (OLG Stuttgart, VRR 6/2016, 18 m. Anm. Niehaus = DAR 2016, 408; zust. König, DAR 2016, 362, 373).

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