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Für die Auswertung von Geschwindigkeitsmessungen gilt: Die Frage, ob ein Beweisverwertungsverbot besteht, wenn die Ordnungsbehörde – ggf. entgegen einem Runderlass eines Ministeriums – eine private Firma mit der Auswertung von Messergebnissen beauftragt, ist in der Rechtsprechung nicht eindeutig geklärt (vgl. aber OLG Hamm, DAR 2016, 397 m. Anm. Staub [keine Zulassung der Rechtsbeschwerde, da geklärt]). Sie wird teilweise bejaht (OLG Naumburg, VA 2012, 173 = VRR 2012, 396; ähnlich OLG Köln, Beschl. v. 15.4.2014 – 1 RBs 89/14; AG Gelnhausen, Beschl. v. 13.3.2014 – 44 OWi-2285 Js 20682/13 für Hessen; NStZ-RR 2014, 353 = VA 2014, 102; AG Kassel, Urt. v. 14.4.2015 – 385 OWi-9863 Js 1377/15; VA 2015, 100 = DAR 2015, 414; AG Parchim, VA 2015, 100; AG Michelstadt, NZV 2015, 607; AG Weilburg, DAR 2017, 338 = VA 2017, 104;), teilweise aber auch verneint (vgl. OLG Rostock, VA 2016, 32 = VRR 2/2016, 14; krit. dazu König, DAR 2016, 362, 372). Das OLG Frankfurt am Main geht davon aus, dass Kern der Verkehrsmessung neben der Entscheidung, wann, wo und wie gemessen wird, auch die Auswertung und Bewertung der vom Messgerät erzeugten Werte ist. Deshalb könne die (örtliche) Ordnungsbehörde zwar einem Privaten die Auswertung überlassen, sie sei aber verantwortlich für die Authentizität der Daten (OLG Frankfurt am Main, NStZ-RR 2016, 185 = VRR 6/2016, 3 [Ls.] = VA 2016, 139 für ESO ES 3.0; ähnlich OLG Hamm, DAR 2016, 397 m. Anm. Staub; auch noch OLG Frankfurt, NZV 2015, 607; NStZ-RR 2016, 185 = VA 2016, 139 = NZV 2016, 591; NJW 2016, 3318 = DAR 2017, 45; DAR 2017, 386 = zfs 2017, 188; OLG Stuttgart VA 2017, 12 = DV 2016, 296). Überlasse die Ordnungsbehörde – ggf. gesetz- und erlasswidrig – ihre Kernaufgabe sog. privaten Dienstleistern, führt dies aber nicht automatisch zu einem Verwertungsverbot, da die Auswertung der Falldatei durch die Ordnungsbehörde nachgeholt werden kann (so OLG Frankfurt am Main, NStZ-RR 2016, 185; s. jetzt aber Beschl. v. 6.11.2019 – 2 Ss-OWi 942/19, DAR 2020, 106 = zfs 2020, 47 = VRR 2/2020, 20; a.A. BayObLG, Beschl. v. 29.10.2019 – 202 ObOWi 1600/19, DAR 2020, 101 = VRR 2/2020, 17 m. Anm. Deutscher = NStZ-RR 2020, 92; zu allem auch Geißler, DAR 2015, 361).

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