Rz. 310

Urlaub hat zwar grundsätzlich vermögenswerten Charakter,[374] gleichwohl ist bei unfallbedingtem Wegfall oder Verfall dieser Freizeit keine Entschädigung in Geld zu leisten.[375] Für den Fall des vertanen Urlaubs differenziert der BGH[376] zwischen einerseits dem Vertragsrecht, soweit die Urlaubsdurchführung Gegenstand des Vertrages ist (also dem Anwendungsfall des § 651f BGB), und andererseits den übrigen Schadenersatznormen, die keine Erstattungsfähigkeit bedingen.

 

Rz. 311

Der Fortfall des Urlaubs kann allenfalls bei der Schmerzensgeldbemessung in eng begrenztem Rahmen von Bedeutung sein.[377]

 

Rz. 312

Stornokosten sind im Ergebnis nichts anderes als vom Reiseveranstalter/Hotelier pp. nicht erstattete Vorauszahlungen für – dann tatsächlich nicht oder nicht vollständig in Anspruch genommene – Unterbringung und Versorgung während des geplanten Urlaubs. Nach Beendigung des Urlaubs wären diese Aufwendungen (wie frustrierte Aufwendungen) dann ebenfalls getätigt gewesen, so dass dieser Wegfall nur immateriell zu beurteilen ist.[378]

 

Rz. 313

Soweit eine Reiserücktrittversicherung abgeschlossen war, kann diese ebenfalls keinen Regress nehmen (siehe § 4 Rn 1319).

 

Rz. 314

Auch der Ehegatte eines Verletzten hat keinen Ersatzanspruch für die Absage eines bereits gebuchten gemeinsamen Urlaubs.[379]

 

Rz. 315

Kann wegen einer Verrentung Urlaub nicht mehr genommen werden, besteht deswegen kein Schadensersatzanspruch des Verletzten (entgangener Freizeitverlust) (ergänzend siehe § 5 Rn 297).

 

Rz. 316

Außerhalb der deliktischen Schadenersatzansprüche gibt das Reisevertragsrecht einen gesetzlichen Anspruch für vertane Urlaubszeit in § 651f II BGB,[380] ohne dass es auf eine Körperverletzung ankommt. Der immaterielle Charakter der Entschädigung bedeutet, dass nicht nur im Erwerbsleben stehende Reisende, sondern auch nicht oder nicht mehr Berufstätige (z.B. Schüler, Rentner) eine Entschädigung wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit verlangen können; das Arbeitseinkommen kann daher als Maßstab bei der Bemessung der Entschädigungshöhe nicht herangezogen werden.[381] Die zum Reisevertragsrecht entwickelten Rechtsgrundsätze sind nicht auf das aus Haftpflichtfällen resultierende Schadenersatzrecht übertragbar.

 

Rz. 317

 

§ 651f BGB – Schadensersatz

(1) Der Reisende kann unbeschadet der Minderung oder der Kündigung Schadensersatz wegen Nichterfüllung verlangen, es sei denn, der Mangel der Reise beruht auf einem Umstand, den der Reiseveranstalter nicht zu vertreten hat.

(2) Wird die Reise vereitelt oder erheblich beeinträchtigt, so kann der Reisende auch wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit eine angemessene Entschädigung in Geld verlangen.

[374] Siehe auch BGH v. 26.1.2012 – VII ZB 60/09 – MDR 2012, 374 = NJW-RR 2012, 761 = zfs 2012, 344 (Kein Anspruch auf Verdienstausfall bei notwendiger Wahrnehmung eines Gerichtstermins während des bezahlten Urlaubs).
[375] LG Bremen v. 13.5.2013 – 7 O 1759/12 – SP 2013, 289 ("Frustrierte Aufwendungen", d.h. bereits verauslagte Kosten für einen wegen einer Körperverletzung nicht antretbaren Urlaub, sind nicht als materieller Schaden zu ersetzen); AG Berlin-Mitte v. 17.11.2009 – 3 C 3087/09 – SP 2010, 284.
[376] BGH v. 11.1.2005 – X ZR 118/03 – DAR 2005, 213; BGH v. 11.1.1983 – VI ZR 222/80 – BGHZ 86, 212 = DAR 1983, 163 = DB 1983, 1198 = JZ 1983, 390 = MDR 1983, 477 = NJW 1983, 1107 = r+s 1983, 82 = VersR 1983, 392 = zfs 1983, 169; siehe auch BGH v. 21.5.1981 – VII ZR 172/80 – BGHZ 80, 366370 = DB 1981, 2606 = MDR 1981, 928 = NJW 1981, 1833 = VersR 1981, 782 = WM 1981, 849 (Wird bei einem Klinikaufenthalt in landschaftlich reizvoller Gegend zwar der mit der stationären Behandlung bezweckte Heilerfolg erreicht, ist aber durch Störungen bei der Unterbringung die zugleich erhoffte und mit angestrebte Erholung ausgeblieben, kann der Patient gleichwohl nicht Schadensersatz wie bei vertanem Urlaub fordern).
[377] Vgl. BGH v. 11.1.1983 – VI ZR 222/80 – BGHZ 86, 212 = DAR 1983, 163 = DB 1983, 1198 = JZ 1983, 390 = MDR 1983, 477 = NJW 1983, 1107 = r+s 1983, 82 = VersR 1983, 392 = zfs 1983, 169; LG Bremen v. 13.5.2013 – 7 O 1759/12 – SP 2013, 289; LG Köln v. 13.9.2000 – 4 O 152/00 – SP 2000, 420 = SP 2001, 13; LG München I v. 29.4.1993 – 19 O 864/93 – SP 1994, 250; Hillmann/Schneider, 6. Aufl. 2012, § 9 Rn 108 ff.
[378] Für Ersatzfähigkeit (allerdings ohne Begründung) OLG Frankfurt v. 11.10.2005 – 8 U 47/04 – MedR 2006, 294 = OLGR 2006, 489.
[379] AG Langen v. 9.6.1995 – 51 C 1054/93 – zfs 1995, 325.
[380] BGH v. 11.1.2005 – X ZR 118/03 – DAR 2005, 213; BGH v. 10.10.1974 – VII ZR 231/73 – BGHZ 63, 98 = JZ 1975, 249 = NJW 1975, 40 = VersR 1975, 82; BGH v. 12.5.1980 – VII ZR 158/79 – BB 1981, 1426 (nur Ls.) = BGHZ 77, 116 = DB 1980, 1691 = FamRZ 1980, 973 = JuS 1980, 909 = MDR 1980, 837 = NJW 1980, 1947 = WM 1980, 1007 = zfs 1980, 334 (nur Ls.) (Ehegatten, die den Haushalt führen, können auch dann Schadensersatz wegen nutzlos aufgewendeter Urlaubszeit beanspruchen, wenn nur der andere Ehegatte erwerbstätig ist).
[381] BG...

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