Rz. 931

Als JAV gilt grundsätzlich der Gesamtbetrag aller Arbeitsentgelte (§ 14 SGB IV) und Arbeitseinkünfte (§ 15 SGB IV) des Verletzten in den letzten 12 Kalendermonaten vor dem Unfallmonat (§ 82 I 1 SGB VII). Der JAV errechnet sich nicht nur aus dem Einkommen derjenigen Beschäftigung oder Tätigkeit, bei der sich der Unfall ereignete;[562] zu berücksichtigen sind auch weitere Einnahmen z.B. aus Nebenbeschäftigungen:[563] Entscheidend ist nur, dass alle Tätigkeiten (z.B. Putzfrau, Lagertätigkeit, Zeitungsbote, Taxifahrer,[564] Nebenerwerbslandwirt[565]) in der gesetzlichen Unfallversicherung – freiwillig oder gesetzlich – versichert sind.

 

Rz. 932

Auf den Schadenersatzanspruch ist die Gesamtleistung der gesetzlichen Unfallversicherung (berechnet aus dem kumulierten JAV von – unfallversicherter – Neben- und Haupttätigkeit, unabhängig davon, ob es sich um selbstständige oder abhängige Beschäftigung handelt) zu verrechnen und nicht nur mit demjenigen Anteil, der auf den Unfallbetrieb entfällt.[566]

[562] BSG v. 4.7.1995 – 2 RU 33/94 – BG 1996, 438 (nur Ls.) (Anm. Platz) = DStR 1996, 933 (nur Ls.) = HVBG-Info 1995, 2304 (Anm. Wolber HVBG-Info 1996, 1204) = NZS 1996, 80 = SGb 1996, 186 (Anm. Wolber) = SP 1996, 43 = VersR 1996, 522 m.w.N.
[563] BSG v. 4.7.1995 – 2 RU 33/94 – BG 1996, 438 (nur Ls.) (Anm. Platz) = DStR 1996, 933 (nur Ls.) = HVBG-Info 1995, 2304 (Anm. Wolber HVBG-Info 1996, 1204) = NZS 1996, 80 = SGb 1996, 186 (Anm. Wolber) = SP 1996, 43 = VersR 1996, 522 m.w.N. (Bei einem nebenberuflich tätigen Taxifahrer ist für die Berechnung seiner Verletztenrente auch sein aus seiner "Hauptbeschäftigung" erzieltes Einkommen zusätzlich mit zu berücksichtigen).
[564] BSG v. 4.7.1995 – 2 RU 33/94 – BG 1996, 438 (nur Ls.) (Anm. Platz) = DStR 1996, 933 (nur Ls.) = HVBG-Info 1995, 2304 (Anm. Wolber HVBG-Info 1996, 1204) = NZS 1996, 80 = SGb 1996, 186 (Anm. Wolber) = SP 1996, 43 = VersR 1996, 522 m.w.N.
[565] BSG v. 24.5.1984 – 2 RU 9/83 – HVBG-Info 1984, 81 (Hat ein landwirtschaftlicher Unternehmer [Nebenerwerbslandwirt] den Arbeitsunfall bei seiner – vollschichtig – in einem gewerblichen Unternehmen verrichteten Beschäftigung erlitten, ist der JAV gem. § 571 I RVO a.F. zu berechnen. Danach ist außer dem in dem gewerblichen Unternehmen erzielten Arbeitsentgelt auch das Erwerbseinkommen als selbstständiger Landwirt zu berücksichtigen. Da die Anwendung des § 780 RVO einen Unfall bei einer Betätigung als landwirtschaftlicher Unternehmer voraussetzt, kommt insoweit eine Berücksichtigung des Durchschnittssatzes nicht in Betracht [vgl. BSG v. 13.3.1975 – 2 RU 245/73 – HVBGRdSchr VB 1/76]. Maßgebend ist vielmehr das tatsächliche Erwerbseinkommen, das im Jahr vor dem Unfall aus der Tätigkeit als selbstständiger Landwirt erzielt worden ist. Dabei ist von dem Begriff des Einkommens i.S.d. § 32 EStG auszugehen, wobei jedoch Einkünfte aus nicht-beruflicher Tätigkeit, z.B. aus Kapitalvermögen, ausgesondert werden müssen und die Sonderfreibeträge [§ 32 I, II, III EStG] nicht abgezogen werden dürfen.); BSG v. 13.3.1975 – 2 RU 245/73 – HVBGRdSchr VB 1/76 (Der in § 571 RVO verwendete Begriff des Arbeitseinkommens umfasst als Oberbegriff das durch geistige oder körperliche Arbeit in unselbstständiger Tätigkeit erzielte Arbeitsentgelt und das als Unternehmer oder Selbstständiger erzielte Erwerbseinkommen. Bei Unternehmen [konkret: selbstständiger Landwirt in Spanien] ist für die Ermittlung des Arbeitseinkommens nach § 571 RVO vom steuerrechtlichen Einkommensbegriff [§ 32 I EStG] auszugehen, gemindert u.a. um Einkünfte aus nicht-beruflicher Tätigkeit, z.B. Kapitalvermögen.); OLG Zweibrücken v. 9.11.2005 – 1 U 166/04 – (BGH hat Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen, Beschl. v. 6.12.2006 – VI ZR 267/05 –) VersR 2007, 273 (Anm. Wellner) = zfs 2007, 147 (Anm. Diehl).
[566] OLG Zweibrücken v. 9.11.2005 – 1 U 166/04 – (BGH hat Nichtzulassungsbeschwerde zurückgewiesen, Beschl. v. 6.12.2006 – VI ZR 267/05 –) VersR 2007, 273 (Anm. Wellner) = zfs 2007, 147 (Anm. Diehl).

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