Rz. 1

Schadenersatzleistungen können sowohl die betriebliche als auch die private Sphäre des Ersatzberechtigten betreffen. Der Ersatz von Schäden an persönlichen Rechtsgütern (Leben, Gesundheit) unterfällt generell der privaten Sphäre.[1]

 

Rz. 2

Erhält der Geschädigte Schadenersatzleistungen, die dem Erwerb zuzuordnen sind, hat der Ersatzpflichtige auch denjenigen Steuerbetrag zu erstatten, mit dem die Finanzverwaltung den Verletzten belastet, nachdem diesem Nettoverdienstausfallschaden ausgezahlt wurde.[2]

[1] BFH v. 29.10.1963 – VI 290/62 U – BFHE 78, 32 = BStBl III 1964, 12 = NJW 1964, 744; BFH v. 29.10.1959 – IV 235/58 U – BFHE 70, 234 = BStBl III 1960, 87 = VersR 1960, 336.
[2] BGH v. 2.12.1997 – VI ZR 142/96 – BGHZ 137, 237 = DAR 1998, 99 = DÖD 1998, 161 = FamRZ 1998, 416 = HVBG-Info 1998, 562 = LM BGB § 844 Abs. 2 Nr. 94 (Anm. Schiemann) = MDR 1998, 283 = NJW 1998, 985 = NJWE-VHR 1998, 110 (nur Ls.) = NZV 1998, 149 = r+s 1998, 153 = SP 1998, 159 = VersR 1998, 333 = VRS 94, 425 = WI 1998, 38; BFH v. 25.10.1994 – VIII R 79/91 – BB 1995, 77 = BFHE 175, 439 = BStBl II 1995, 19 = DB 1995, 19 = DStR 1995, 49 (Anm. Weber-Grellet, DStR 1996, 1993) = FamRZ 1995, 555 (nur Ls.) = NJW 1995, 1238 = NZV 1995, 194 = r+s 1995, 300 (nur Ls.) = SP 1995, 235 = VersR 1995, 856; BGH v. 10.4.1979 – VI ZR 151/75 – BB 1979, 2320 = DAR 1980, 16 = DB 1979, 2320 = JZ 1979, 474 = MDR 1979, 833 = NJW 1979, 1501 = r+s 1979, 195 = VersR 1979, 670 = VRS 57, 94; BGH v. 19.3.1974 – VI ZR 19/73 – NJW 1974, 1236 = VersR 1974, 700; BFH v. 25.10.1994 – VIII R 79/91 – BB 1995, 77 = BFHE 175, 439 = BStBl II 1995, 19 = DB 1995, 19 = DStR 1995, 49 (Anm. Weber-Grellet, DStR 1996, 1993) = FamRZ 1995, 555 (nur Ls.) = NJW 1995, 1238 = NZV 1995, 194 = r+s 1995, 300 (nur Ls.) = SP 1995, 235 = VersR 1995, 856.

1. Fälligkeit

 

Rz. 3

Steuerzahlungen sind gegenüber der Finanzverwaltung aufgrund eines Vorauszahlungsbescheides (§ 37 EStG) bzw. aufgrund eines endgültigen Steuerbescheides (§ 220 AO) fällig.

 

Rz. 4

Der Geschädigte hat vor Fälligkeit der Steuerschuld nur einen Feststellungsanspruch gegen den Schädiger.[3] Die Erstattung von Steuerbeträgen kann von diesem erst verlangt werden, wenn die Steuerveranlagung des Geschädigten durchgeführt ist.[4]

 

Rz. 5

Eine Ausnahme kann dann bestehen, wenn der Geschädigte Sicherheit leisten muss.[5] Liegt ein Vorauszahlungsbescheid des Finanzamtes vor, besteht ein gleichgelagerter und fälliger Schadensersatzanspruch des Verletzten in Höhe der Steuervorauszahlung, dies allerdings nur Zug-um-Zug gegen Abtretung eines etwaigen Erstattungsanspruches gegenüber der Finanzbehörde.[6] Dieser Erstattungsanspruch kann erst nach Ablauf der Steuerperiode ermittelt werden; die Abtretung dient dabei – als Kehrseite der Erstattungspflicht bzgl. der Vorauszahlungen – der Absicherung des Ersatzpflichtigen bei überhöhter Steuervorauszahlung.

[3] OLG München v. 28.8.1980 – 10 U 1469/80 – VersR 1981, 169; OLG Oldenburg v. 13.2.1991 – 4 U 83/90 – r+s 1992, 414 = zfs 1992, 82.
[4] BGH v. 10.12.1992 – IX ZR 54/92 – MDR 1993, 582 = NJW 1993, 1137 = VersR 1993, 446 (Rechtskraft des Bescheides ist abzuwarten); BGH v. 3.12.1992 – IX ZR 61/92 – MDR 1993, 582 = NJW 1993, 1139 = VersR 1993, 443 (Nicht vor Erlass des Steuerbescheides); OLG München v. 28.8.1980 – 10 U 1469/80 – VersR 1981, 169; OLG Oldenburg v. 13.2.1991 – 4 U 83/90 – r+s 1992, 414 = zfs 1992, 82; Wussow, WI 1998, 135.
[5] BGH v. 3.12.1992 – IX ZR 61/92 – MDR 1993, 582 = NJW 1993, 1139 = VersR 1993, 443. Siehe auch OLG München v. 14.10.2016 – 10 U 2269/16 – NZV 2017, 94 = r+s 2017, 273.
[6] Ebenso Wussow, WI 1998, 136.

2. Steuerschraube

 

Rz. 6

Der Ersatz des Steuerbetrages ist eine nach § 24 Nr. 1 Buchst. a EStG zu versteuernde Einnahme, so dass nunmehr eine "Steuerschraube" einsetzen kann: Jeder weitere Ersatz der im jeweiligen Folgejahr anfallenden Steuer löst seinerseits wieder eine Steuerpflicht aus.[7]

 

Rz. 7

Mit Sicherheit vermeiden kann man diese Steuerschraube nur durch eine vorherige Einbeziehung der auf die Abfindung entfallenden Steuer in den Abfindungsbetrag. Die Zahlung der Steuer obliegt dann dem Anspruchsberechtigten ohne ein Nachforderungsrecht gegenüber dem Ersatzpflichtigen (was in der Abfindungserklärung gegebenenfalls festzuhalten wäre).

[7] OLG München v. 18.9.1998 – 10 U 5352/97 – NZV 1999, 513 = r+s 1999, 417 (Anm. Lemcke) (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 6.7.1999 – VI ZR 352/98).

3. Aufteilung des Ersatzbetrages

 

Rz. 8

Erhält ein Steuerpflichtiger von einem Haftpflichtigen aufgrund eines Vergleiches eine Entschädigung wegen entgehender und entgangener Einnahmen oder Ausfall im Haushalt, für aufgewendete Heilbehandlungskosten und Schmerzensgeld, kann (wenn der Vergleich nichts über die Abgeltung der einzelnen Schadenpositionen aussagt) die Finanzverwaltung die Aufteilung der Abfindungssumme schätzen, soweit es steuerrechtlich auf die Zuordnung zu einzelnen Schadenpositionen ankommt.[8]

[8] BFH v. 29.10.1959 – IV 235/58 U – BFHE 70, 234 = BStBl III 1960, 87 = VersR 1960, 336.

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