Rz. 132

Renten:

Renditen von Euro-Unternehmensanleihen (Investment Grade)
Inflationsgeschützte Anleihen

Inflationsindexierte Anleihen – Motivation des Anlegers: Schutz vor anziehendem Preisniveau

Angesichts der nun seit Jahren ultralockeren Geldpolitik[74] sorgen sich einige Anleger davor, dass sich diese über kurz oder lang in steigenden oder gar überschießenden Inflationsraten niederschlägt. Die Begründungskette geht dabei von einem Ungleichgewicht zwischen Real- und Geldmenge aus, was lehrbuchmäßig sich in steigenden (Verbraucher-)Preisen niederschlägt. Bei "klassischen" Anleihen ob nun mit einem festen oder variablen Zins ausgestattet, erfährt der Anleger dann eine reale Werteinbuße gerade am Ende der Laufzeit mit Rückzahlung/Tilgung der Anleihe zum Nennwert. Bei den inflationsindexierten Anleihen schützt er sich gegen den Wertverlust bei den Zins- und Tilgungszahlungen.

Aus heutiger Sicht zeichnet sich kein nennenswerter Inflationsanstieg ab. So liegen die 5J5J-Inflationserwartungen (Inflation in fünf Jahren mit Sicht auf die dann folgenden fünf Jahre, eine Größe, welche die EZB im Fokus hat) aktuell lediglich bei 1,3 % und damit in der Nähe der Tiefststände. Allerdings könnte sich dies ändern. So versucht die EZB mit aller Macht, inflationäre Tendenzen zu erzeugen. Als möglichen Treiber führen manche Ökonomen schon heute die Energiepreise an. Tatsächlich zeichnet sich ab, dass der steile Anstieg seit Jahresbeginn zu Basiseffekten bei der Inflation führen wird.

 

Rz. 133

Bei inflationsindexierten Anleihen hängen die Zahlungsströme – Zinsen und Tilgung – von der Entwicklung eines Inflationsindexes ab. Im Vergleich zur "klassischen" Anleihen sind die Höhe der Zinszahlungen sowie die Höhe der Rückzahlung ungewiss, da die künftige Inflationsentwicklung bzw. Inflationserwartung mit Unsicherheit behaftet ist. Wichtig ist, dass nicht die tatsächliche Inflation darüber entscheidet, ob es rückblickend lohnend war, eine inflationsindexierte Anleihe einem "herkömmlichen" Papier vorzuziehen. Entscheidend ist vielmehr, wie sich die Inflationserwartungen im Zeitraum zwischen Erwerb des Papiers bis hin zu seiner Fälligkeit entwickeln. Beachtet werden sollte zudem, dass bei Deflation die Rückzahlung zum Nennwert erfolgt (keine Herabsetzung des Nominalwerts). Darüber hinaus zielen die seitens des Bundes emittierten Papiere auf die Inflationsentwicklung im Euroraum, nicht auf die Verbraucherpreisentwicklung in Deutschland ab. Bei der Sichtung von "Inflationsanleihen" stößt man häufig auf Angebote, die nur die Zinszahlung gegen Wertverlust geschützt ist.[75]

 

Rz. 134

Bundesrepublik Deutschland hat sechs Anleihen ausstehend. Die längste Laufzeit weist die 0,1 % 2015/2046 f.a. 15.4.2046(DE0001030575) Ertrag: fixe jährliche Zinszahlung + Inflationsausgleich

Rückzahlung: mind. zum Nennwert + Inflationsausgleich

Machen 6 % der ausstehenden Bundestitel (Abfrage am 31.1.2017) Rendite per 31.12.2017 betrug – 0,52 %.

Referenzwert: unrevidierte harmonisierte Verbraucherpreisindex (http://ec.europa.eu/eurostat oder deren Nachfolgeseite

[74] Ab April 2017 will die EZB monatlich "nur noch" 4.060 statt 80 Mrd. EUR in den Markt pumpen (vgl. HB vom 3.1.2017/onlineausgabe. Literatur auch: Profitieren, wenn die Inflation steigt – Allianz Gobal investors. (pdf – Abfrage). Weitere Quelle: Knoema.de
[75] www.deutsche-finanzagentur.de/de/institutionelle-investoren/bundeswertpapiere/inflationsindexierte-bundeswertpapiere/ (letzter Abruf: 4.2.2021).

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