Rz. 79

 

Hinweis

Dazu auch in Kapitel 3 und 4 (vgl. § 3 Rn 274, § 4 Rn 1357 ff.).

Zum Thema

Wussow-Zoll, Unfallhaftpflichtrecht, 16. Aufl. 2014, Kap. 32 Rn 15.

 

Rz. 80

Bei entgehenden Einnahmen aus Prostitution hatte der BGH[43] eine Begrenzung auf ""die Höhe eines existenzdeckenden Einkommens angenommen, das auch in einfachen Verhältnissen von jedem gesunden Menschen erfahrungsgemäß erreicht werden kann.""

 

Rz. 81

Nachdem der Gesetzgeber mit dem Prostitutionsgesetz (ProstG)[44] Verbesserungen in deren zivil- und sozialrechtlicher Situation angegangen hat, dürfte bei Dirnenlohn kein unwirksames Rechtsgeschäft mehr zu unterstellen sein.[45] Im ProstG sind deren Aktivitäten als zivilrechtlich wirksam definiert (§ 1 ProstG), die alte Rechtsprechung zum Schadenersatz (Begrenzung auf die Höhe eines existenzdeckenden Einkommens) verliert damit ihre Gültigkeit.[46] § 3 ProstG erlaubt eine sozialversicherungsrechtliche Absicherung.

 

Rz. 82

Selbstständig tätige Prostituierte erzielen Einkünfte aus Gewerbebetrieb und sind damit steuerpflichtig i.S.d. Gewerbesteuerrechts (§ 2 I 2 GewStG, § 15 II 2 EStG).[47]

 

Rz. 83

Wird ein "Escort-Service" betrieben, der nicht an die Räumlichkeiten des Betreibers gebunden ist,[48] muss die Agentur MwSt nicht nur auf die Provision, sondern auch auf das Entgelt für die "Escort-Ladys" abführen.[49]

[43] BGH v. 6.7.1976 – VI ZR 122/75 – BGHZ 67, 119 = FamRZ 1976, 606 = JR 1977, 104 = MDR 1977, 132 = NJW 1976, 1883 = VersR 1976, 491.
[44] Gesetz zur Regelung der Rechtsverhältnisse der Prostituierten (Prostitutionsgesetz – ProstG –) v. 20.12.2001 BGBl I 2001, 3983. Zum Gesetzesvorlauf siehe BT-Drucks 14/5958 und BT-Drucks. 14/4456.
[45] Siehe auch: BGH v. 8.11.2007 – III ZR 102/07 – BGHReport 2008, 105 = FamRZ 2008, 256 (nur Ls.) = MDR 2008, 132 = NJW 2008, 140 (Anm. Majer NJW 2008, 1926) (Seit Inkrafttreten des ProstG steht Entgeltansprüchen für die Erbringung von Telefonsexdienstleistungen selbst, aber auch für die Vermarktung und Vermittlung dieser Leistungen, nicht mehr der Einwand der Sittenwidrigkeit gemäß § 138 I BGB entgegen); BGH v. 22.11.2001 – III ZR 5/01 – NJW 2002, 361 = WM 2002, 241 (Gegenüber der Rechnungsstellung eines Mobilfunknetzbetreibers kann nicht der Einwand erhoben werden, die in der Rechnung aufgeführten 0190-Sondernummern seien zum Zweck angewählt worden, sittenwidrige Telefonsex-Gespräche zu führen); BGH v. 9.6.1998 – XI ZR 192/97 – MDR 1998, 1151 = NJW 1998, 2895 (Sittenwidrigkeit eines Vertriebs- und Vermarktungsvertrages von Telefonkarten für Telefonsex und Nichtigkeit des damit verbundenen Darlehensvertrages).
[46] In diesem Sinne BGH v. 13.7.2006 – I ZR 231/03 – DVP 2007, 214 (nur Ls.) = Kriminalistik 2007, 29 (nur Ls.); BGH v. 13.7.2006 – I ZR 241/03 – BGHReport 2006, 1481 (Anm. Walter) = BGHZ 168, 314 = JuS 2007, 398 (nur Ls.) = JZ 2007, 477 (Anm. Armbrüster) = MDR 2007, 231 = NJW 2006, 3490; BGH v. 13.7.2006 – I ZR 65/05 – DVP 2007, 214 (nur Ls.) = Kriminalistik 2007, 29 (nur Ls.) (Kontaktanzeigen in Zeitungen sind wettbewerbsrechtlich nicht generell unzulässig. Verboten ist nur noch die Verletzung des Jugendschutzes.).
[47] Der Große Senat des BFH (BFH v. 20.2.2013 – GrS 1/12 – BFHE 140, 282 = BStBl II 2013, 441 = DStR 2013, 964) teilt unter ausdrücklicher Aufgabe seiner früheren Rechtsprechung (Aufgabe von BFH v. 23.6.1964 – GrS 1/64 S – BFHE 80, 73 = BStBl III 1964, 500 = NJW 1965, 79 [Einkünfte aus "gewerbsmäßiger Unzucht" sind sonstige Einkünfte i.S.d. § 22 Nr. 3 EStG]) die Auffassung des vorlegenden Senats (BFH v. 15.2.2012 – III R 30/10 – BFHE 237, 421 = BStBl II 2012, 661 = DB 2012, 1722), dass selbstständig tätige Prostituierte Einkünfte aus Gewerbebetrieb erzielen und damit einen Gewerbebetrieb i.S.d. § 2 I 2 GewStG i.V.m. § 15 II 2 EStG unterhalten.

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