Rz. 478

 

Hinweis

Auch Rdn 134, Rdn 915 ff.; zum Vertreter Rdn 455 ff.

 

Rz. 479

Die Ansprüche von Geschädigtem und Rechtsnachfolger bestehen rechtlich selbstständig nebeneinander[462] und können von daher auch zu unterschiedlichen Zeitpunkten verjähren.[463] Weitere Besonderheiten gelten, wenn der Rechtsübergang erst nach dem Unfallzeitpunkt erfolgt. Von einer Abtretung oder einem gleich zu wertenden gesetzlichen Übergang werden weder der Beginn der Verjährung noch deren Lauf berührt; der Zessionar hat zwischenzeitlich verstrichene Verjährungszeiten gegen sich gelten zu lassen. Es kommen ihm aber auch zwischenzeitlich eingetretene Hemmungstatbestände zugute.[464]

 

Rz. 480

Wechselt der zuständige SVT oder wird ein Leistungsträger erst später zuständig, kommt es nicht nur auf dessen eigene Kenntnisse an. Vielmehr schaden bereits Verhaltensweisen des Rechtsvorgängers oder Zeitabläufe seit dem Wechsel in der Zuständigkeit unabhängig vom Verhalten des später Zuständigen.[465] Der Rechtsnachfolger muss einen bis zum Anspruchsübergang erfolgten Ablauf der Verjährungsfrist gegen sich gelten lassen (§§ 404, 412 BGB);[466] er erwirbt dann also eine Forderung, deren Verjährungsfrist schon läuft.[467]

 

Rz. 481

Der BGH[468] führt aus:

Zitat

"Zwar führt die Revision zutreffend aus, dass die Klägerin schlechter steht, als sie gestanden hätte, wenn sie schon zum Zeitpunkt des Schadensereignisses gesetzliche Krankenversicherung des Geschädigten gewesen wäre, weil die Verjährung dann erst mit Kenntnis oder grobfahrlässiger Unkenntnis der Mitarbeiter der Regressabteilung der Klägerin begonnen hätte.[469] Auch der gebotene Schutz der Sozialversicherungsträger und deren anerkanntes Interesse an effektiven Rückgriffsmöglichkeiten rechtfertigen jedoch keine andere Beurteilung. Der Gesetzgeber hat – ausgehend von dem Grundgedanken, dass die Rechtsposition des Schuldners durch einen Forderungsübergang nicht verschlechtert werden darf – in §§ 404, 412 BGB bestimmt, dass dem Schuldner die bestehenden Gegenrechte gegenüber dem Zessionar erhalten bleiben. Davon hat der Gesetzgeber für den Forderungsübergang nach § 116 SGB X keine Ausnahme vorgesehen. Den Gerichten ist es daher verwehrt, die Gesetzesanwendung nach dem Schutzbedürfnis der Sozialversicherungsträger auszurichten, selbst wenn sie dieses Schutzbedürfnis höher bewerten wollten als den Schutz des Schuldners.[470]"

[462] OLG Saarbrücken v. 14.11.2006 – 4 U 227/06 – 68 – SP 2007, 392 (Mit der Zahlung an einen SVT, auf den der Anspruch übergegangen ist, ist kein Anerkenntnis gegenüber dem Verletzten verbunden).
[463] LG Köln v. 9.11.2005 – 25 O 161/04 – SP 2007, 138 (nach Hinweisbeschl. OLG Köln v. 21.12.2006 – 18 U 226/05 – SP 2007, 139 hat das klagende Land die Berufung zurückgenommen).
[464] BGH v. 10.10.2022 – VIa ZR 184/22 – BB 2022, 2770 = BeckRS 2022, 30637 = MDR 2022, 1541 = r+s 2023, 32 = VersR 2022, 1603 = WM 2022, 2240 (Rn 23); BGH v. 2.3.1982 – VI ZR 245/79 – NJW 1982, 1761, 1762 = r+s 1982, 119 (unter II.2).
[465] BGH v. 24.4.2012 – VI ZR 329/10 – BeckRS 2012, 11294 = GesR 2012, 475 = jurisPR-SozR 13/2012 Anm. 6 (Anm. Dahm) = jurisPR-VerkR 14/2012, Anm. 2 (Anm. Jahnke) = MDR 2012, 840 = NJW 2012, 3639 (Anm. Giesen, NJW 2012, 3609) = NJW-Spezial 2012, 394 = NZS 2012, 752 (nur Ls.) = NZV 2012, 577 (Anm. Dahm, NZV 2012, 575) = r+s 2012, 414 = SP 2012, 284 = VersR 2012, 924 = VRS 123, 167; BGH v. 8.12.1998 – VI ZR 318/97 – BB 1999, 1766 (nur Ls.) = DAR 1999, 166 = MDR 1999, 353 = NJW 1999, 1782 = NZV 1999, 158 = NVersZ 1999, 189 = r+s 1999, 109 (Anm. Lemcke, r+s 1999, 510) = SP 1999, 87 = VersR 1999, 382 = VRS 96, 321 = zfs 1999, 190 (Vergleich mit AOK führte zur Verjährung des Direktanspruches hinsichtlich des Segmentes Heilbehandlungskosten, ohne dass Direktgeschädigter hierauf überhaupt Einfluss nehmen konnte); OLG Hamm v. 19.12.1984 – 3 U 317/83 – VersR 1986, 899 = VRS 70, 134 = zfs 1986, 107 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 17.9.1985 – VI ZR 17/85); LG Bielefeld v. 31.5.1989 – 1b S 63/89 – VersR 1990, 1291.
[466] BGH v. 8.12.1998 – VI ZR 318/97 – BB 1999, 1766 (nur Ls.) = DAR 1999, 166 = MDR 1999, 353 = NJW 1999, 1782 = NZV 1999, 158 = NVersZ 1999, 189 = r+s 1999, 109 (Anm. Lemcke, r+s 1999, 510) = SP 1999, 87 = VersR 1999, 382 = VRS 96, 321 = zfs 1999, 190; BGH v. 2.3.1982 – VI ZR 245/79 – NJW 1982, 1761 = r+s 1982, 119 = VersR 1982, 546; BGH v. 10.7.1967 – III ZR 78/66 – BGHZ 48, 181 = MDR 1967, 993 = NJW 1967, 2199 = VersR 1967, 974.
[468] BGH v. 1.7.2014 – VI ZR 391/13 – BeckRS 2014, 17219 = GesR 2014, 601 = jurisPR-VerkR 24/2014 Anm. 2 (Anm. Jahnke) = MDR 2014, 1201 = NJOZ 2016, 384 = openJur 2014, 19785 = r+s 2014, 525 = SP 2014, 373 = UV-Recht Aktuell 2014, 773 = VersR 2014, 1226 = zfs 2015, 80 (Rn 43).
[469] Siehe dazu BGH v. 17.4.2012 – VI ZR 108/11 – BGHZ 193, 67 = DB 2012, 1327 = MDR 2012, 766 = NJW 2012, 2644 (Anm. Schulz) = NZS 2012, 625 (nur Ls.) = NZV 2013, 25 (Anm. Küppersbusch) = r+s 2012, 3...

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