Rz. 671

 

Hinweis

Rdn 700 ff., 721, 836 ff.; zur Streitverkündung Rdn 809 f.

 

Rz. 672

Die verjährungsbeeinflussende Handlung muss vom Berechtigten herrühren, Maßnahmen (wie Klageerhebung) von Nichtberechtigten hemmen die Verjährung nicht (ferner Rdn 836 ff.).

 

Rz. 673

Die Klage eines Nichtberechtigten hemmt die Verjährung nicht.[684] Wer als Berechtigter i.S.d. § 204 Abs. 1 Nr. 1 BGB anzusehen ist, richtet sich nach sachlichem Recht.[685] Berechtigter ist nicht nur der Rechtsinhaber (z.B. Zessionar), sondern auch der wirksam zur Durchsetzung einer Forderung Ermächtigte, der den Anspruch in gewillkürter Prozessstandschaft geltend macht.[686]

 

Rz. 674

Wenn ein abgetretener[687] Anspruch verfolgt wird oder wenn im Wege der gewillkürten Prozessstandschaft die einem anderen zustehende Forderung eingeklagt werden soll, ist Voraussetzung für die Hemmung der Verjährung, dass Abtretung und Prozessstandschaft offen gelegt werden[688] oder offensichtlich sind.[689] Die Klage eines früheren Anspruchsinhabers beeinträchtigt die Verjährung nicht; eine nach Eintritt der Verjährung erfolgte Abtretung wirkt nicht zurück.[690]

 

Rz. 675

Gerichtliche Maßnahmen gegenüber einem falschen Anspruchsgegner beeinträchtigen den Verjährungslauf nicht[691] (Rdn 836 ff.). Nur ausnahmsweise bestehen Hinweispflichten des Inanspruchgenommenen (dazu Rdn 856 sowie ergänzend Rdn 429). Zulässiger Parteiwechsel auf Beklagtenseite bewirkt, dass die Rechtshängigkeit der geänderten Klage erst ab Zustellung an den richtigen Beklagten eintritt.[692] Eine falsche Parteibezeichnung unterliegt als prozessuale Willenserklärung der Auslegung; d.h. es ist maßgebend, wie die Parteibezeichnung bei objektiver Deutung aus Sicht des Empfängers (Gericht oder Gegenpartei) zu verstehen ist.[693]

 

Rz. 676

Im Einzelfall kann eine Klage an die Adresse des Arbeitgebers zugestellt werden.[694]

 

Rz. 677

Die Zustellung an früher einmal beauftragte Anwälte reicht nicht aus, da das Mandat mit der Erledigung des ursprünglichen Prozessverfahrens erlischt.[695]

[684] BGH v. 16.9.1999 – VII ZR 385/98 – BauR 1999, 1489 = DB 2000, 321 = MDR 1999, 1437 = NJW 1999, 3707 = NZBau 2000, 24 = VersR 2000, 195 = WM 2000, 77; AG Papenburg v. 2.3.2001 – 18 C 890/00 (IV) – NVersZ 2001, 470 (Zu § 12 Abs. 3 VVG a.F.: Klage des Fahrers des Unfallfahrzeuges aus Teilkaskoversicherung; die spätere Klage des Versicherungsnehmers [Vater des Fahrers] war verfristet).
[685] BGH v. 23.3.1999 – VI ZR 101/98 – BB 1999, 1030 = MDR 1999, 884 = NJW 1999, 2110 = VersR 1999, 892 = WM 1999, 1065 m.w.N.; LG Darmstadt v. 4.7.2006 – 6 S 88/06 – NZV 2007, 89 (Auch wenn der beklagte Versicherer vorprozessual einen Teil des Schadens regulierte, darf er sich im Prozess mit dem Einwand der fehlenden Aktivlegitimation – konkret Bestreiten der Eigentümereigenschaft für eine beschädigte Sache – verteidigen).
[686] BGH v. 16.9.1999 – VII ZR 385/98 – BauR 1999, 1489 = DB 2000, 321 = MDR 1999, 1437 = NJW 1999, 3707 = NZBau 2000, 24 = VersR 2000, 195 = WM 2000, 77; BGH v. 3.7.1980 – IVa ZR 38/80 – BGHZ 78, 1 = DB 1980, 2187 = JR 1981, 105 = MDR 1980, 1006 = NJW 1980, 2461.
[687] BGH v. 23.3.1999 – VI ZR 101/98 – BB 1999, 1030 = MDR 1999, 884 = NJW 1999, 2110 = VersR 1999, 892 = WM 1999, 1065 (Stiller Zessionar ist Berechtigter).
[688] BGH v. 16.9.1999 – VII ZR 385/98 – BauR 1999, 1489 = DB 2000, 321 = MDR 1999, 1437 = NJW 1999, 3707 = NZBau 2000, 24 = VersR 2000, 195 = WM 2000, 77; BGH v. 30.5.1972 – I ZR 75/71 – DB 1972, 2107 = MDR 1972, 842 = NJW 1972, 1580; OLG Koblenz v. 27.7.2001 – 10 U 1227/00 – BeckRS 2001, 17592 = SP 2002, 174.
[689] BGH v. 16.9.1999 – VII ZR 385/98 – BauR 1999, 1489 = DB 2000, 321 = MDR 1999, 1437 = NJW 1999, 3707 = NZBau 2000, 24 = VersR 2000, 195 = WM 2000, 77; BGH v. 3.7.1980 – IVa ZR 38/80 – BGHZ 78, 1 = DB 1980, 2187 = JR 1981, 105 = MDR 1980, 1006 = NJW 1980, 2461.
[690] OLG Hamm v. 27.8.2003 – 20 U 12/03 – r+s 2003, 459.
[691] BGH v. 11.3.2004 – VII ZR 351/02 – BauR 2004, 1002 = MDR 2004, 959 = NVwZ 2005, 847 = NZBau 2004, 388 = VersR 2004, 1278 = WM 2004, 1647 (Keine Verjährungsunterbrechung bei Zustellung des Mahnbescheides an unzuständige Behörde); OLG Saarbrücken v. 10.1.1996 – 5 U 413/95 –28 – VersR 1997, 435 = zfs 1997, 218 (Fristwahrende Klageerhebung setzt voraus, dass sich die Klage gegen den "richtigen" Versicherer richtet und diesem die Klage auch "zugestellt" worden ist. Es reicht nicht aus, wenn der "richtige" Versicherer irgendwie davon Kenntnis erlangt hat, dass der Versicherungsnehmer irgendeinen Versicherer verklagt, letzterer dann aus der Sachverhaltsdarstellung ersieht, dass nicht er, sondern der andere Versicherer an sich verklagt sein müsste und diesem dann irgendwann die Klageschrift übersendet.).
[692] OLG Saarbrücken v. 10.1.1996 – 5 U 413/95 –28 – VersR 1997, 435 = zfs 1997, 218 (Bei einer Änderung einer Parteibezeichnung handelt es sich nicht um die Berichtigung einer fehlerhaften Parteibezeichnung, sondern um einen Parteiwechsel, wenn unter der jeweiligen Parteibezeichnung jeweils eine ...

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