Rz. 732

 

Hinweis

Rdn 69 ff., 193 ff., 738 ff.

 

Rz. 733

Liegt ein Feststellungsurteil[744] vor oder soll eine außergerichtliche Verständigung ein solches Urteil ersetzen, beurteilte sich bis zum 31.12.2001 die Verjährung nach § 218 BGB a.F. und nicht nach § 852 Abs. 1 BGB a.F.[745] Nach der daher anzuwendenden Vorschrift des § 218 Abs. 2 BGB a.F. galt sodann gemäß §§ 197, 198, 201 BGB a.F., dass die Ansprüche auf Rückstände von regelmäßig wiederkehrenden Leistungen jeweils vier Jahre nach dem Schluss desjenigen Jahres verjähren, in dem sie entstanden, d.h. fällig geworden sind.[746]

 

Rz. 734

Soweit rechtskräftig festgestellte – oder in einer einem Urteil gleichstehenden Erklärung anerkannte – Ansprüche künftig fällig werdende regelmäßig wiederkehrende Leistungen zum Inhalt haben, tritt mit dem 1.1.2002 nach § 197 Abs. 2 BGB an die Stelle der 30-jährigen Verjährungsfrist die regelmäßige dreijährige Verjährungsfrist des § 195 BGB, beginnend (§ 199 Abs. 1 BGB) wie im bis zum 31.12.2001 geltenden Recht am Jahresende (detailliert Beispiel 5.6, Rdn 70).

 

Rz. 735

Zur Verjährung wiederkehrender Leistungen aus Altfällen (Schadentag vor 1.1.2002) auch nach dem 31.12.2004 Rdn 72 f., 738 ff.

[744] Siehe zur Verjährung eines Feststellungsurteils bei wiederkehrenden Leistungen: BGH v. 23.6.1998 – VI ZR 327/97 – DAR 1998, 447 = NZV 1998, 456 = SP 1999, 44; OLG Düsseldorf v. 23.6.1994 – 18 U 241/93 – JMBl NW 1995, 44 = MDR 1995, 160.
[745] BGH v. 26.2.2002 – VI ZR 288/00 – BGHReport 2002, 583 = NJW 2002, 1791 = NZV 2002, 265 = r+s 2002, 283 = SP 2002, 268 = VersR 2002, 996 = VRS 102, 401 = zfs 2002, 333 = ZIP 2002, 1623 (Auch ein deklaratorisches Anerkenntnis kann zur 4-jährigen Verjährungsfrist des § 197 BGB a.F. führen, wenn die Vereinbarung den Anspruchsteller klaglos stellen und ein rechtskräftiges Feststellungsurteil ersetzen soll); BGH v. 30.5.2000 – VI ZR 300/99 – BB 2000, 1843 = DAR 2000, 476 = MDR 2000, 1192 = NJW-RR 2000, 1412, 1413 = r+s 2000, 417 = VersR 2000, 1116; BGH v. 6.3.1990 – VI ZR 44/89 – DAR 1990, 226 = MDR 1990, 809 = NJW-RR 1990, 664 = VersR 1990, 755 = zfs 1990, 28 m.w.N.
[746] BGH v. 30.5.2000 – VI ZR 300/99 – BB 2000, 1843 = DAR 2000, 476 = MDR 2000, 1192 = NJW-RR 2000, 1412, 1413 = r+s 2000, 417 = VersR 2000, 1116; BGH v. 20.11.1997 – IX ZR 136/97 – BB 1998, 714 = BGHZ 137, 193 = EWiR 1998, 205 (nur Ls.) (Anm. Walker) = MDR 1998, 490 = NJW 1998, 1058 = WM 1998, 355 = ZIP 1998, 303; BGH v. 6.3.1990 – VI ZR 44/89 – DAR 1990, 226 = MDR 1990, 809 = NJW-RR 1990, 664 = VersR 1990, 755 = zfs 1990, 28.

(aa) Stammrecht

 

Rz. 736

Die dreijährige Verjährungsfrist des § 195 BGB gilt nur für das Stammrecht, nicht dagegen für die aus dem Stammrecht fließenden weiteren Ansprüche (z.B. Ersatz des Verdienstausfallschadens). Dabei handelt es sich um Ansprüche auf wiederkehrende Leistungen, für die (unmittelbar) die Frist des § 197 Abs. 2 BGB gilt.[747]

 

Rz. 737

Die Zahlung eines Rententeils kann allerdings die Verjährung des Stammrechtes unterbrechen.[748]

[747] BGH v. 28.1.2003 – VI ZR 263/02 – NJW 2003, 1524 = NZV 2003, 225 = PVR 2003, 291 = r+s 2003, 171 = SP 2003, 155 = VersR 2003, 452 = VRS 104, 405 = zfs 2003, 281; BGH v. 26.2.2002 – VI ZR 288/00 – BGHReport 2002, 583 = NJW 2002, 1791 = NZV 2002, 265 = r+s 2002, 283 = SP 2002, 268 = VersR 2002, 996 = VRS 102, 401 = zfs 2002, 333 = ZIP 2002, 1623.
[748] BGH v. 8.10.1969 – IV ZR 63/68 – VersR 1969, 1141; OLG Frankfurt v. 27.4.1981 – 1 U 79/80 – VersR 1982, 66.

(bb) Wiederkehrende Leistungen

 

Rz. 738

 

Hinweis

Rdn 69 ff., 192.

 

Rz. 739

Gerade bei sich langfristig entwickelnden Schäden muss absehbar ein Rechtsfriede eintreten.[749] § 197 Abs. 2 BGB will seinem Schutzzweck nach verhindern, dass regelmäßig wiederkehrende Einzelforderungen des Gläubigers sich mehr und mehr ansammeln und schließlich einen Betrag erreichen, dessen Aufbringung in einer Summe dem Schuldner immer schwerer fällt.[750]

 

Rz. 740

Es besteht eine Abhängigkeit der für die wiederkehrenden Leistungen geltenden Verjährungsfristen von der für das Stammrecht geltenden Verjährung. Ist das Stammrecht nicht verjährt, können Teilleistungen, insbesondere wiederkehrende Leistungen, trotzdem verjährt sein. Ist bereits das Stammrecht verjährt, erübrigt sich damit die Prüfung der Verjährung aufgrund der rechtlichen Rahmenbedingungen der wiederkehrenden Leistung;[751] der Forderung steht insgesamt ein Leistungsverweigerungsrecht entgegen.

 

Rz. 741

Bei der Abwicklung von Schadenersatzansprüchen erbringt nicht nur der Schadenersatzverpflichtete (bzw. dessen Haftpflichtversicherung) wiederholend Leistungen, sondern vielfach auch SVT, SHT sowie weitere Träger von Drittleistungen (wie beamtenrechtlicher Dienstherr, Arbeitgeber, berufsständischer Versorgung). Auch dieses sind wiederkehrende Leistungen i.S.v. § 197 Abs. 2 BGB, die auch bei unverjährtem Stammrecht einer Verjährungsfrist von drei Jahren unterliegen.[752] Das gilt unabhängig davon, ob es sich bei dem übergegangenen Anspruch des Geschädigten um einen gesetzlichen oder einen vertraglichen Schadenersatzanspruch handelt.[753]

 

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