Rz. 220

 
Hinweis

Hinweis

Zu Einzelheiten Rdn 250 ff.

 

Rz. 221

Nach § 225 S. 1 BGB a.F. konnte die Verjährung durch Rechtsgeschäft weder ausgeschlossen noch erschwert werden.[161] Rechtstechnisch war ein "Verzicht auf die Einrede der Verjährung" also nicht möglich.

 

Rz. 222

Die Einrede der Verjährung gegenüber einer Beitragserstattung ist in das zu begründende Ermessen einer Behörde gestellt. Etwaig bestehende Ermessensrichtlinien auch zum Verjährungseinredeverzicht sind zu beachten.[162]

 

Rz. 223

Die Regulierungspraxis (bestätigt durch die Rechtsprechung[163]) verwendete aus Gründen der Praktikabilität den Verjährungsverzicht, um Leistungs- oder Feststellungsklagen zu vermeiden.[164] Die rechtliche Begründung folgte aus dem Rechtsaspekt der Arglisteinrede (§ 242 BGB) des Berechtigten gegenüber dem (auf die Verjährung) Verzichtenden.

 

Rz. 224

Mit Blick auf die Gesetzwidrigkeit eines Verjährungsverzichtes (§ 225 S. 1 BGB a.F.) wurde auch die Möglichkeit in Betracht gezogen, zwischen den beteiligten Parteien vertraglich eine Verjährungshemmung bis zu einem fixierten Termin zu vereinbaren.[165] Letztlich liefen sämtliche diskutierten Methoden, die Regulierungspraxis effizient und außerprozessual zu gestalten, doch auf den Rechtsaspekt der Arglisteinrede und damit auf den Einredeverzicht hinaus.[166]

[161] BGH v. 9.11.2006 – VII ZR 151/05 – BauR 2007, 429 = BGHReport 2007, 270 = MDR 2007, 602 = NJW-RR 2007, 305 = NJW-Spezial 2007, 166 (Nichtigkeit wegen § 225 S. 1 BGB); BGH v. 8.12.1998 – VI ZR 318/97 – BB 1999, 1766 (nur Ls.) = DAR 1999, 166 = MDR 1999, 353 = NJW 1999, 1782 = NZV 1999, 158 = NVersZ 1999, 189 = r+s 1999, 109 (Anm. Lemcke r+s 1999, 510) = SP 1999, 87 = VersR 1999, 382 = VRS 96, 321 = zfs 1999, 190; BGH v. 4.11.1997 – VI ZR 375/96 – NJW 1998, 902 = NZV 1998, 109 = SP 1998, 95 = VersR 1998, 124 (Unzulässige Umgehung von § 225 S. 1 BGB a.F.).
[162] Zum Einredeverzicht seitens SVT siehe LSG Baden-Württ. v. 30.8.2000 – L 13 AL 4046/98 – DB 2001, 1943 (Hinweis auf Ermessensrichtlinien und korrekte Ermessensausübung).
[163] BGH v. 3.6.1986 – VI ZR 210/85 – r+s 1986, 307 = VersR 1986, 1080 = zfs 1987, 8; BGH v. 8.5.1984 – VI ZR 143/82 – VersR 1984, 869 = zfs 1984, 265 (nur Ls.). Siehe ergänzend Honsell, Der Verzicht auf die Einrede der Verjährung, VersR 1975, 104.
[164] BGH v. 17.2.2004 – VI ZR 429/02 – NJW 2004, 1654 = NJW-Spezial 2004, 66 = NZV 2004, 239 = r+s 2004, 306 = SP 2004, 150 = VersR 2004, 656 = zfs 2004, 306 (Anm. Diehl); OLG Hamm v. 11.2.2000 – 9 U 204/99 – DAR 2000, 307 (nur Ls.) = SP 2000, 413 (Beschränkt der Haftpflichtversicherer seine Eintrittspflicht auf seine versicherungsvertragliche Einstandspflicht, z.B. "Eintrittspflicht im Rahmen des bestehenden Krafthaftpflichtvertrages", so liegt darin keine zur Feststellungsklage berechtigende Einschränkung der Rechtsposition des Geschädigten); OLG Hamm v. 11.3.1993 – 24 U 213/92 – VersR 1994, 193 (Unzulässigkeit mangels Feststellungsinteresse u.a. dann, wenn Verjährungsaspekte nicht in Rede stehen); OLG München v. 13.3.1990 – 5 U 5930/89 – r+s 1992, 180 = zfs 1990, 404 (Ein befristeter Verjährungsverzicht beseitigt das Feststellungsinteresse nicht); OLG Oldenburg v. 30.5.1979 – 2 U 245/78 – VersR 1980, 271 (Kein Rechtsschutzinteresse an "alsbaldiger" Feststellung nach § 256 ZPO bei vorhandenem, noch 3 ½ Jahre geltendem Verjährungsverzicht).
[165] Geigel-Hübinger, Der Haftpflichtprozess, 23. Aufl. 2001, Kap. 11 Rn 82.
[166] Geigel-Hübinger, Der Haftpflichtprozess, 23. Aufl. 2001, Kap. 11 Rn 82; Geigel-Bacher, Der Haftpflichtprozess, 27. Aufl. 2015, Kap. 11 Rn 61.

(1) Erklärung

 

Rz. 225

Für die (außergerichtliche) Schadenabwicklung empfiehlt sich, Verjährungsverzichte und ähnliche sichernde Erklärungen an prominenter Stelle der Unterlagen zu vermerken.

 

Rz. 226

Der Verzicht auf die Einrede der Verjährung konnte unter Berücksichtigung von Treu und Glauben ­ausnahmsweise auch stillschweigend erfolgen[167] oder sich aus den Umständen ergeben.[168] Dann mussten aber auch deutliche Anzeichen vorliegen, die auf einen entsprechenden Erklärungswillen des Schuldners hingedeutet hatten;[169] allein die Interessenlage des Geschädigten z.B. bei Abschluss einer Abfindungsvereinbarung reichte nicht aus.[170] Zu Vorbehalten in Abfindungserklärungen siehe Rdn 767 ff.

 

Rz. 227

Der Verzicht gegenüber einem späteren Zessionar bezog sich nur auf solche Ansprüche, die dem Zessionar im Zeitpunkt der Verzichtserklärung bereits zustanden und bezüglich derer die Aktivlegitimation dem Schädiger bekannt gewesen war.[171]

 

Rz. 228

Vor Ablauf der Verjährung war ein wirksamer Verzicht auf die Einrede der Verjährung nicht möglich,[172] und zwar auch nicht dergestalt (z.B. durch vertragliche Bestimmung im Rahmen eines Teilungsabkommens zwischen Haftpflichtversicherer und SVT), dass seine Wirkung erst nach Vollendung der Verjährung eintreten solle.[173]

 

Rz. 229

Die Erklärung gegenüber einem Ersatzberechtigten, man "verzichte auf die Einrede der Verjährung wie bei einem Anerkenntnisurteil", ist im Zweifel als vertra...

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