Rz. 812

Die Verwirkung schließt – als ein Sonderfall der unzulässigen Rechtsausübung (§ 242 BGB) – die illoyal verspätete Geltendmachung von Rechten aus.[777] Sie beruht auf dem Gedanken des Vertrauensschutzes und dient – wie die Verjährung – dem Bedürfnis nach Rechtssicherheit und Rechtsklarheit.

 

Rz. 813

Mit der Verwirkung soll das Auseinanderfallen zwischen rechtlicher und sozialer Wirklichkeit beseitigt werden; die Rechtslage wird der sozialen Wirklichkeit angeglichen.[778]

 

Rz. 814

Auf konkrete Vertrauensinvestitionen des Schuldners bzw. auf das Entstehen besonderer Nachteile durch die späte Inanspruchnahme kommt es nicht an.[779] Entscheidend für den eintretenden Rechtsverlust ist, dass die verspätete Geltendmachung des Rechtes wegen des geschaffenen Vertrauenstatbestandes als eine mit Treu und Glauben unvereinbare Härte erscheint.[780]

[777] BAG v. 11.12.2014 – 8 AZR 838/13 – NJW 2015, 2061 = NZA 2015, 808 = openJur 2015, 11403 (Anspruch auf Schmerzensgeld verwirkt nicht durch Abwarten); BGH v. 11.2.1992 – VI ZR 133/91 – DAR 1992, 173 = NJW 1992, 1755 = NZV 1992, 274 = VersR 1992, 627 = VRS 83, 118 = zfs 1992, 152; BSG v. 20.5.1958 – 2 RU 285/56 – JR 1959, 356 (Keine Verwirkung, wenn der Berechtigte sich zunächst bemüht, von einem anderen außerhalb der Sozialversicherung Stehenden Leistungen zu erhalten); OLG Hamm v. 10.9.2001 – 13 U 30/00 – r+s 2002, 227 = VersR 2002, 565 (Fehlende Bildung von Rückstellung durch den Versicherer stellt für sich noch keine Härte dar); OLG Köln v. 15.9.1995 – 20 U 206/94 – VersR 1996, 240.
[778] BAG v. 12.12.2006 – 9 AZR 747/06 – NZA 2007, 396 (Rn 17 m.w.N.).
[779] BGH v. 15.9.2010 – XII ZR 148/09 – FamRZ 2010, 1888 = MDR 2010, 1393 = NJW 2010, 3714, BGH v. 23.10.2002 – XII ZR 266/99 – BGHZ 152, 217 = FamRZ 2002, 1698 = JR 2003, 283 = MDR 2003, 86 = NJW 2003, 128.
[780] BGH v. 11.2.1992 – VI ZR 133/91 – DAR 1992, 173 = NJW 1992, 1755 = NZV 1992, 274 = VersR 1992, 627 = VRS 83, 118 = zfs 1992, 152; BSG v. 20.5.1958 – 2 RU 285/56 – JR 1959, 356 (Keine Verwirkung, wenn der Berechtigte sich zunächst bemüht, von einem anderen außerhalb der Sozialversicherung Stehenden Leistungen zu erhalten); OLG Hamm v. 10.9.2001 – 13 U 30/00 – r+s 2002, 227 = VersR 2002, 565 (Fehlende Bildung von Rückstellung durch den Versicherer stellt für sich noch keine Härte dar), OLG Köln v. 15.9.1995 – 20 U 206/94 – VersR 1996, 240.

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