André Schah-Sedi, Dr. Michael Nugel
Rz. 155
Die Vergütung des Verteidigers in Straf- und Bußgeldangelegenheiten bestimmt sich zum einen nach den Verfahrensabschnitten, in denen der Verteidiger tätig ist sowie nach seinen in den Verfahrensabschnitten jeweils ausgeübten Tätigkeiten.
In dem Strafverfahren ist zwischen folgenden Verfahrensabschnitten zu differenzieren:
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vorbereitendes Verfahren |
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ggf. Zwischenverfahren |
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gerichtliches Verfahren |
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evtl. Rechtsmittelverfahren |
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nach rechtskräftigem Abschluss: |
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Gnadengesuch oder Ratenzahlungsgesuch |
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Kostenfestsetzungsverfahren |
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Wiederaufnahmeverfahren |
Rz. 156
In dem Ordnungswidrigkeitenverfahren ist nach folgenden Verfahrensabschnitten zu differenzieren:
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Verfahren vor der Verwaltungsbehörde |
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Verfahren vor dem Amtsgericht |
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Verfahren der Rechtsbeschwerde |
Rz. 157
Die einzelnen Gebühren des Verteidigers sind in Straf- und Ordnungswidrigkeitenangelegenheiten je nach Verfahrensabschnitt und je nach Tätigkeit des Verteidigers wie folgt nach Unterabschnitten aufgeteilt:
a) Strafsachen
Rz. 158
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Unterabschnitt 1 Allgemeine Gebühren:
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Grundgebühr |
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Terminsgebühr für die Teilnahme z.B. an richterlichen Vernehmungen oder durch die Staatsanwaltschaft oder eine andere Strafverfolgungsbehörde |
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Unterabschnitt 2 Vorbereitendes Verfahren: |
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Unterabschnitt 3 Gerichtliches Verfahren:
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z.B. Verfahrensgebühr für den ersten Rechtszug vor dem Amtsgericht |
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z.B. Terminsgebühr je Hauptverhandlungstag |
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Unterabschnitt 4 Wiederaufnahmeverfahren:
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z.B. Geschäftsgebühr für die Vorbereitung eines Antrages |
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z.B. Verfahrensgebühr für das Verfahren über die Zulässigkeit des Antrages |
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z.B. Terminsgebühr für jeden Verhandlungstag |
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Unterabschnitt 5 Zusätzliche Gebühren |
b) Bußgeldverfahren
Rz. 159
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Unterabschnitt 1 Allgemeine Gebühr: |
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Unterabschnitt 2 Verfahren vor der Verwaltungsbehörde:
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z.B. Verfahrensgebühr |
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z.B. Terminsgebühr |
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Unterabschnitt 3 Gerichtliches Verfahren im ersten Rechtszug:
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z.B. Verfahrensgebühr |
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z.B. Terminsgebühr je Hauptverhandlungstag |
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Unterabschnitt 4 Verfahren über die Rechtsbeschwerde:
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Verfahrensgebühr |
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Terminsgebühr je Hauptverhandlungstag |
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Unterabschnitt 5 Zusätzliche Gebühren |
Rz. 160
In den Straf- und Bußgeldangelegenheiten sind die Gebühren für den Wahlverteidiger nach dem RVG als Rahmengebühren ausgestaltet. In Teil 4 und Teil 5 des Vergütungsverzeichnisses des RVG (VV-RVG) sind unter der Überschrift "Wahlanwalt in den einzelnen genannten Unterabschnitten" Rahmengebühren genannt. Innerhalb dieses Gebührenrahmens hat der Verteidiger die Möglichkeit, seine Gebühren unter Berücksichtigung der Kriterien des § 14 RVG zu berechnen.
Nach § 14 RVG sind insbesondere folgende Umstände bei der Bestimmung der Vergütung des Anwalts zu berücksichtigen:
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Umfang der anwaltlichen Tätigkeit; |
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Schwierigkeit der anwaltlichen Tätigkeit; |
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Bedeutung der Angelegenheit für den Auftraggeber; |
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Einkommens- und Vermögensverhältnisse des Auftraggebers; |
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Haftungsrisiko. |
Rz. 161
Handelt es sich um eine durchschnittliche Angelegenheit, kann der Verteidiger eine Mittelgebühr abrechnen.
Die Mittelgebühr wird dadurch bestimmt, dass der in dem jeweiligen Gebührenrahmen genannte Mindestbetrag und der genannte Höchstbetrag addiert werden und die Summe dann durch zwei geteilt wird. Z.B. liegt der Gebührenrahmen der Grundgebühr des Verteidigers (Nr. 4100 VV-RVG) in Strafsachen für den Wahlanwalt bei 44 EUR–396 EUR so dass sich folgende Mittelgebühr errechnet: 44 EUR + 396 EUR = 440 EUR : 2 = 220 EUR. Die Mittelgebühr beträgt mithin für diese Grundgebühr 200 EUR.
Rz. 162
Auch bei einem Ordnungswidrigkeitenverfahren sollte bei einer durchschnittlichen Angelegenheit eine Mittelgebühr für den Verteidiger gerechtfertigt sein.
Ist ein Fahrverbot angeordnet worden oder aber droht der Entzug der Fahrerlaubnis, kann die Mittelgebühr überschritten werden.
Der in Strafsachen oder Bußgeldsachen beauftragte Verteidiger sollte daher immer prüfen, ob die jeweilige Angelegenheit besonders umfangreich und schwierig ist bzw. ob die Angelegenheit für den Mandanten von besonderer Bedeutung ist, weil z.B. ein Fahrverbot oder aber die Entziehung der Fahrerlaubnis im Raum steht oder aber der Mandant eine Fahrerlaubnis auf Probe hat oder aber bereits sehr viele Punkte in dem Fahreignungsregister in Flensburg eingetragen hat, um so eine evtl. vorzunehmende Abrechnung über der Mittelgebühr unter Darstellung der Kriterien des § 14 RVG zu rechtfertigen.
Rz. 163
In Bußgeldsachen (Teil 5 VV-RVG) bestimmen sich die Gebühren des Verteidigers mit Ausnahme der Grundgebühr darüber hinaus nach der Höhe der gegen den Mandanten festgesetzten Geldbuße.
Beispielhaft beträgt nach der Nr. 5101 VV-RVG der Gebührenrahmen für die Verfahrensgebühr für ein Verfahren vor der Verwaltungsbehörde 20 EUR–121 EUR, wenn gegen den Mandanten eine Geldbuße von weniger als 60 EUR festgesetzt worden ist.
Dagegen beträgt der Gebührenrahmen nach Nr. 5103 VV-RVG für eine Verfahrensgebühr für ein Verfahren vor der Verwaltungsbehörde bei einer Geldbuße von 60 EUR–5.000 EUR 33 EUR–31...