Rz. 22

Die Aufnahme einer Nebentätigkeit ist grundsätzlich nicht seitens des Hauptarbeitgebers genehmigungspflichtig.[20] Der Arbeitnehmer verpflichtet sich nämlich nur zur "Leistung der versprochenen Dienste" (§ 611 I BGB) und nicht seiner gesamten ungeteilten Arbeitskraft.[21]

 

Rz. 23

Ausnahmen gelten aber u.a. im öffentlichen Dienst (§ 42 BRRG a.F., § 40 BeamtStG, §§ 65, 66 BBG, § 3 III TVöD).[22] Nebentätigkeiten (z.B. von Ärzten) können gesetzlichen (insbesondere ­sozialrechtlichen) Vorgaben und Einschränkungen unterliegen.[23]

 

Rz. 24

Personen, die sich insbesondere in der passiven Phase der Altersteilzeit befinden, ist eine abhängige oder selbstständige Nebentätigkeit nur eingeschränkt möglich (siehe § 4 Rn 380).

 

Rz. 25

Der Arbeitnehmer hat einen Anspruch auf Zustimmung des (Haupt-)Arbeitgebers, wenn die Aufnahme der Nebentätigkeit betriebliche Interessen nicht beeinträchtigt.[24]

 

Rz. 26

Soweit Hauptarbeitgeberinteressen durch die Nebentätigkeit berührt sein können, besteht eine Anzeigepflicht des Arbeitnehmers.[25] Im Einzelfall kann der Arbeitgeber die Nebentätigkeit untersagen,[26] z.B. bei Konkurrenz (vgl. § 60 HGB), Überschreitung der Höchstarbeitszeiten (vgl. § 2 I 2 ArbZG; siehe auch Rn 45),[27] Urlaubszweckentfremdung (vgl. § 8 BUrlG), Vernachlässigung der Hauptarbeitspflichten.

[20] Küttner-Röller, Nr. 322 Rn 3.
[21] BAG v. 14.8.1969 – 2 AZR 184/68 – BB 1969, 1311 = DB 1969, 1993; Küttner-Röller, Nr. 322 Rn 2.
[22] LG Oldenburg v. 17.3.1981 – 4 O 610/80 – NdsRpfl 1981, 168 (Für seinen etwaigen Verdienstausfall aus der nicht genehmigten und auch nicht genehmigungsfähigen Nebentätigkeit kann der Kläger keinen Schadensersatzanspruch zugesprochen erhalten, da dieser nebenberufliche Erwerb wegen der mangelnden Genehmigungsfähigkeit rechtlich zu missbilligen ist).
[23] Dazu BSG v. 30.1.2002 – B 6 KA 20/01 R – NJW 2002, 3278 (nur Ls.; Umfang erlaubter Nebenbeschäftigung eines Vertragsarztes); BAG v. 22.3.2001 – 8 AZR 536/00 – ArztR 2002, 122.
[24] BAG v. 11.12.2001 – 9 AZR 464/00 – BAGE 100, 70 = BB 2002, 2447 = DB 2002, 1507 = JR 2002, 483 (nur Ls.) = NZA 2002, 965 = RdA 2003, 175 (Anm. Buchner).
[25] Küttner-Röller, Nr. 322 Rn 5.
[26] Küttner-Röller, Nr. 322 Rn 7 ff., 13 ff.; Küttner-Kania, Nr. 377 Rn 4.
[27] LAG Nürnberg v. 19.9.1995 – 2 Sa 429/94 – LAGE § 611 BGB Doppelarbeitsverhältnis Nr. 1 = NZA 1996, 882.

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