Rz. 54

Diese ehebedingten Versorgungsnachteile werden nach der Rspr. des BGH regelmäßig bereits über den Versorgungsausgleich ausgeglichen.[103] Damit haben beide Eheleute die Nachteile in der Versorgungsbilanz in gleichem Umfang zu tragen;[104] eine unterhaltsrechtliche Berücksichtigung scheidet damit im Normalfall aus.[105]

 

Rz. 55

Es findet über den Versorgungsausgleich auch kein Vorteilsausgleich statt. Der ausgleichsberechtigte Ehegatte wird lediglich zur Hälfte an den Anwartschaften des ausgleichspflichtigen Ehegatten beteiligt, also auf dessen Einkommensniveau gesetzt.[106] Hätte er selbst ohne Berufsunterbrechung ein höheres Einkommen erzielt, so hätte er zwar selbst höhere Anwartschaften erwirtschaftet.[107] Dies wird aber nicht über den Unterhalt in Form eines "nachehelichen Schadensersatzes" ausgeglichen,[108] es soll also keine unzulässige Besserstellung eintreten.[109]

 

Rz. 56

In der Praxis liegt umgekehrt oft ein ehebedingter Vorteil der Ehefrau vor, wenn diese über den Versorgungsausgleich höhere Anrechte übertragen bekommt, als sie selbst bei durchgängiger eigener Erwerbstätigkeit hätte erzielen können (siehe Rdn 96). Dieser ehebedingte Vorteil kann als Gesichtspunkt zugunsten des anderen Ehegatten bei der im Zusammenhang mit der nachehelichen Solidarität vorzunehmenden Billigkeitsabwägung Bedeutung erlangen.

[103] BGH, Beschl. v. 4.7.2018 – XII ZB 122/17, FamRZ 2018, 1421, BGH FamRZ 2013, 1366 m. Anm. Gruber; Anm. Bömelburg, FF 2013, 448; BGH FamRZ 2011, 1721 m. Anm. Hauß = NJW 2011, 3645 = FF 2011, 497 m. Anm. Reinken = FuR 2011, 690; BGH NJW 2011, 2512; BGH NJW 2011, 1807 m. Anm. Born = FamRZ 2011, 875 = FuR 2011, 390 = FF 2011, 304; BGH NJW 2011, 1285 m. Anm. Born = FamRZ 2011, 713 m. Anm. Holzwarth, FamRZ 2011, 795 = FuR 2011, 408; BGH FamRZ 2008, 1325 m. Anm. Borth = FPR 2008, 379 m. Anm. Schwolow = FuR 2008, 401 m. Anm. Soyka.
[104] BGH NJW 2011, 2512 = FamRZ 2011, 1381.
[105] Ausführlich Viefhues, FuR 2013, 182 und FuR 2013, 242.
[106] BGH FamRZ 2011, 1721 m. Anm. Hauß = NJW 2011, 3645 = FF 2011, 497 m. Anm. Reinken = FuR 2011, 690.
[107] Schwolow, FPR 2008, 383.
[108] Vgl. Borth, FamRZ 2008, 1329, 1331.
[109] BGH NJW 2011, 2512 = FamRZ 2011, 1381.

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