Rz. 447
In der Rechtsprechung wird uneinheitlich beurteilt, inwieweit der rechtsschutzversicherte Geschädigte vom gegnerischen Haftpflichtversicherer Rechtsanwaltskosten ersetzt verlangen kann, welche ihm für die Einholung der Deckungszusage bei seinem Rechtsschutzversicherer entstehen (Schneider, Rechtsschutzversicherung für Anfänger, Rn 508). Während zum Teil eine Erstattungspflicht angenommen wird (OLG Frankfurt v. 2.12.2014 – 22 U 171/13 – DAR 2015, 236; LG Amberg v. 26.5.1993 – 24 S 1492/92 – AGS 1993, 58; LG München v. 6.5.2008 – 30 O 16917/07; LG Nürnberg-Fürth v. 8.9.2009 – 2 O 9658/08 – AGS 2010, 257; LG Ulm v. 8.4.2010 – 6 O 244/09; LG Amberg v. 19.2.2009 – 24 O 826/08 – NJW 2009, 2610; LG Göttingen v. 26.1.2010 – 6 O 127/09; LG Hamburg v. 16.2.2010 – 319 O 75/09; LG Duisburg v. 3.5.2010 – 2 O 229/09; LG Frankenthal v. 30.7.2010 – 3 O 313/09; AG Hersbruck v. 26.11.2009 – 2 C 474/09 – AGS 2010, 257; AG Karlsruhe v. 9.4.2009 – 1 C 36/09 – AGS 2009, 355; LG Berlin v. 9.12.2009 – 42 O 162/09; AG Oberndorf v. 12.11.2009 – 3 C 698/08), lehnt die Gegenmeinung eine Ersatzpflicht – häufig mit dem Argument, sie sei nicht vom Schutzzweck der Norm umfasst – ab (BGH v. 9.3.2011 – VIII ZR 132/10 – NJW 2011, 1222 m. Anm. Nugel, jurisPR-VerkR 9/2011 Anm. 2; OLG Celle v. 12.1.2011 – 14 U 78/10 – AGS 2011, 152 m. Anm. Revilla, jurisPR-VerkR 3/2011 Anm. 3; LG Erfurt v. 27.11.2009 – 9 O 1029/09; AG Rastatt v. 9.10.2009 – 20 C 146/09 – SP 2010, 90; LG Berlin v. 17.4.2000 – 58 S 428/99 – VersR 2002, 333; LG Nürnberg-Fürth v. 9.9.2010 – 8 O 1617/10).
Rz. 448
Aufgrund des Urteils des VI. Zivilsenats des BGH v. 10.1.2006 (VI ZR 43/05 – VersR 2006, 521 = zfs 2006, 448) erscheint die Annahme einer Ersatzpflicht durchaus nicht als abwegig. In der Entscheidung hat der BGH bei einem Verkehrsunfall die Erstattungspflicht des gegnerischen Haftpflichtversicherers hinsichtlich der Rechtsanwaltskosten, die einem Geschädigten für die Inanspruchnahme seiner privaten Unfallversicherung entstanden sind, für möglich gehalten. Denn auch die für die Schadenmeldung bei einem eigenen Versicherer entstehenden Rechtsanwaltskosten könnten erstattungsfähig sein, "wenn sie adäquat kausal auf dem Schadensereignis beruhen und die Inanspruchnahme anwaltlicher Hilfe unter den Umständen des Falles erforderlich war" (BGH a.a.O., Rn 6). Die Ersatzpflicht kommt demnach sogar bei der anwaltlichen Anmeldung von Ansprüchen in Betracht, "die den von dem Schädiger zu erbringenden Ersatzleistungen weder ganz noch teilweise entsprechen" (BGH a.a.O., Rn 7 f.). Eine Übertragung dieser Grundsätze auf die Einholung der Deckungszusage beim Rechtsschutzversicherer (ebenfalls Anmeldung von Ansprüchen bei einem eigenen Versicherer) erscheint daher denkbar.
Rz. 449
Tipp
Im Ergebnis dürfte es eher eine Geschmacksfrage sein, inwieweit unter Hinweis auf die einschlägige Rechtsprechung derartige Ansprüche klageweise geltend gemacht werden. Problematisch dürfte neben den Rechtsfragen des Schutzzwecks der Norm sowie der objektiven Notwendigkeit im Sinne des § 249 BGB der Einschaltung eines Rechtsanwalts für die Rechtsschutzabwicklung auch sein, dass die Erstattung von Rechtsanwaltskosten beim Unfallgegner eingeklagt wird, welche typischerweise beim Mandanten selbst nicht geltend gemacht werden (Schneider, Rechtsschutzversicherung für Anfänger, S. 205 Rn 508).