Rz. 489

Das RVG hat die Besprechungsgebühr des § 118 Abs. 1 Nr. 2 BRAGO a.F. durch Nr. 2300 VV RVG beseitigt. Die zur damaligen "Besprechungsgebühr" ergangene Judikatur hat noch Bedeutung für die Bemessung der Höhe der heutigen Geschäftsgebühr gem. Nr. 2300 VV RVG. Wenn jetzt die Besprechungsgebühr weggefallen ist, dann kann allein die Tatsache einer Besprechung dazu führen, dass die Mittelgebühr in Höhe von 1,5 oder auch darüber gerechtfertigt ist (Madert, Die Mittelgebühr nach Nr. 2400 VV, zfs 2004, 302).

 

Rz. 490

Bloße Nachfragen beim Sachbearbeiter eines Versicherers nach dem Stand der Regulierung oder danach, ob bestimmte Tätigkeiten ausgeführt worden sind (z.B. Arztgutachten angefordert), lösen eine Gebührenerhöhung nicht aus. Das Gleiche gilt bei bloßen Nachfragen bei der Polizei, dem Zentralruf der Autoversicherer (LG Düsseldorf zfs 1992, 311) oder der Werkstatt, z.B. ob der Versicherer bereits gezahlt hat (AG Niebüll zfs 1993, 423).

 

Rz. 491

Eine Gebührenerhöhung kommt wohl in der Regel ebenfalls nicht bei einem Gespräch mit der Ehefrau als Fahrerin des Fahrzeugs des Geschädigten in Betracht (AG Ibbenbüren zfs 1998, 269; AG Wismar zfs 2000, 32; a.A. AG Hattingen zfs 2000, 78; AG Wertheim zfs 2000, 79; AG Freiburg zfs 2000, 80), es sei denn, sie wird in ihrer Funktion als Zeugin zum Unfallgeschehen befragt (vgl. Rdn 492), oder bei bloßen Telefonaten mit dem Sachbearbeiter des Versicherers und dem Sachverständigen (AG Hamburg zfs 1998, 269; AG Hof zfs 2000, 32), in denen es um bloße Sachstandsanfragen geht.

 

Rz. 492

Die Frage, wer als "Dritter" einer Besprechung i.S.d. Kriteriums einer Gebührenerhöhung anzusehen ist, ist unwichtiger geworden. Die Besprechung ist lediglich noch ein Kriterium zur Bemessung der Gebührenhöhe. Dritter einer Besprechung ist nicht der Auftraggeber selbst, dessen Vertreter oder Bevollmächtigter. Dritte sind aber z.B.:

der Sachbearbeiter des gegnerischen Haftpflichtversicherers (OLG Karlsruhe zfs 1994, 223; LG Wiesbaden zfs 1995, 71; AG Stuttgart zfs 1995, 390 und AG Itzehoe zfs 1993, 422; AG Hof zfs 2002, 38; AG Hof zfs 2003, 609);
Zeugen, auch der Fahrer des Unfallfahrzeugs des Geschädigten (AG Münster zfs 1983, 422; AG Itzehoe zfs 1993, 422; AG Homburg zfs 1993, 207; AG Düsseldorf zfs 1995, 390; AG Schwabach zfs 1997, 1901 und AG Kassel zfs 1997, 1901; AG Wiesbaden zfs 1998, 270; AG Frankfurt/Main zfs 2002, 36; AG Ludwigsburg zfs 2000, 551; AG Düsseldorf zfs 2000, 551; AG Iserlohn zfs 2000, 552; LG Hamburg zfs 2003, 608 f.; LG Bonn zfs 2004, 229; vgl. auch Gerold/Schmidt/Madert, 13. Auflage, § 118 BRAGO Rn 8; ders., in einer Anm. zu einem anderslautenden Urteil des AG Aschaffenburg zfs 1998, 349 f.), sofern eine regelrechte Zeugenbefragung mit dem Ziel stattfindet, den Unfallhergang zu ergründen (AG Saarbrücken zfs 1999, 489 mit lesenswerter Anm. Madert; AG Berlin-Mitte zfs 2000, 77; a.A. AG Norden zfs 2000, 33);
der Beifahrer des Geschädigten (AG Bergheim zfs 2002, 36);
die Ehefrau des Geschädigten (AG Nürnberg zfs 2000, 551);
der Kaskoversicherer (AG Bensheim zfs 2000, 552);
der Unfallgegner, der den Schaden nicht rechtzeitig gemeldet hat (AG Waldkirch zfs 1995, 72);
der Sachverständige – auch wegen unfallrekonstruktiver Fragen – (LG Limburg zfs 2003, 610) und die Reparaturwerkstatt wegen Art und Umfang der Schäden, Reparaturweg oder vorläufigen Verzichts auf das Werkunternehmerpfandrecht gegen Sicherungsabtretung (AG Hameln zfs 1995, 71; AG Solingen zfs 1993, 351; AG Lüdenscheid zfs 1993, 422 und zfs 1997, 348; AG Lüneburg zfs 1994, 182; AG Saarlouis zfs 1998, 270; AG Bonn zfs 1998, 270; AG Stuttgart zfs 1998, 271; AG Euskirchen zfs 2000, 79; AG Freising zfs 2000, 79; AG Bad Segeberg zfs 2000, 80; AG Ludwigshafen zfs 2002, 37; AG Kaiserslautern zfs 2000, 552) oder wegen Stundung der in Rechnung gestellten Reparaturkosten (LG Lüdenscheid zfs 1997, 348) oder wegen Abgrenzung der Unfallschäden zu später beim Transport entstandenen weiteren Schäden (AG Freising MittBl 1999, 52), auch der medizinische Sachverständige (AG Düsseldorf zfs 2003, 610);
der polizeiliche Sachbearbeiter bei ausführlichem Gespräch zur Klärung des Unfallhergangs (AG Strausberg zfs 2000, 79);
der Mietwagenunternehmer, z.B. wegen Stundungsvereinbarung (OLG Frankfurt zfs 1995, 389; AG Lüdenscheid zfs 1993, 421);
die Hausbank wegen Verhandlungen betreffend die Unfallfinanzierung (AG München AnwBl 1975, 275; 1777, 259).
 

Rz. 493

Eine sachbezogene Besprechung ist stets erforderlich und begründet eine deutliche Erhöhung der Regelgebühr von 1,3, wenn es um das Problem eines Neuwagenersatzanspruchs geht (vgl. § 7 Rdn 357 ff.). In einem solchen Fall ist vor allem zu Beginn der Schadensregulierung Schnelligkeit angezeigt, auch für den Versicherer. Deshalb ist dann eine sofortige Besprechung sogar dringend geboten, damit nicht der Vorwurf des Verstoßes gegen die Schadensminderungspflicht begründet werden kann.

 

Rz. 494

Es muss z.B. die Frage geklärt werden, ob überhaupt ein Neuwagenersatzanspruch gegeben...

Dieser Inhalt ist unter anderem im Deutsches Anwalt Office Premium enthalten. Sie wollen mehr?