I. Überblick
Geschäftsgebühr wird angerechnet, soweit sie tituliert ist
Wird die eingeklagte Geschäftsgebühr nur teilweise zugesprochen, so wird sie auch nur insoweit angerechnet als sie tituliert worden ist.
II. Geringerer Gebührensatz
Nur der titulierte Gebührensatz ist maßgebend
Wird die Geschäftsgebühr lediglich zu einem geringeren Gebührensatz als eingeklagt zugesprochen, dann wird die Geschäftsgebühr im Kostenfestsetzungsverfahren auch nur nach dem Gebührensatz hälftig angerechnet, der zugesprochen worden ist.
Beispiel 1
Der Anwalt klagt neben der Hauptsache (8.000,00 EUR) eine 1,5-Geschäftsgebühr (Nr. 2300 VV) daraus ein. Das Gericht spricht neben den 8.000,00 EUR nur eine 1,3-Gebühr daraus zu und weist die Klage im Übrigen ab.
Anzurechnen ist die Geschäftsgebühr nur in Höhe der Hälfte des zugesprochenen Satzes, also i.H.v. 0,65.
Der Mandant erhält als materiell-rechtlichen Kostenerstattungsanspruch erstattet:
1. |
1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV |
|
592,80 EUR |
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(Wert: 8.000,00 EUR) |
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2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
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Zwischensumme |
612,80 EUR |
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3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
116,43 EUR |
|
Gesamt |
|
729,23 EUR |
Im Wege der Kostenfestsetzung/-ausgleichung sind zu berücksichtigen:
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
592,80 EUR |
|
(Wert: 8.000,00 EUR) |
|
|
2. |
gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen, |
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– 296,40 EUR |
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0,65 aus 8.000,00 EUR |
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3. |
1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV |
|
547,20 EUR |
|
(Wert: 8.000,00 EUR) |
|
|
4. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
863,60 EUR |
|
5. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
164,08 EUR |
|
Gesamt |
|
1.027,68 EUR |
III. Geringerer Gegenstandswert
Nur der titulierte Gegenstandswert ist maßgebend
Wird die Geschäftsgebühr zwar nach dem vollen Gebührensatz, jedoch aus einem geringeren Gegenstandswert zugesprochen, wird die Geschäftsgebühr im Kostenfestsetzungsverfahren hälftig nach dem Wert angerechnet, nach dem sie zugesprochen worden ist.
Beispiel 2
Der Anwalt klagt neben der Hauptsache (8.000,00 EUR) eine 1,5-Geschäftsgebühr (Nr. 2300 VV) daraus ein. Das Gericht spricht lediglich 4.000,00 EUR sowie eine 1,5-Gebühr daraus zu und weist die Klage im Übrigen ab.
Anzurechnen ist die Geschäftsgebühr nur in Höhe der Hälfte des zugesprochenen Satzes, also i.H.v. 0,75, allerdings nur aus dem zugesprochenen Wert.
Der Mandant erhält daher als materiell-rechtlichen Kostenerstattungsanspruch erstattet:
1. |
1,5-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV |
|
378,00 EUR |
|
(Wert: 4.000,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
398,00 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
75,62 EUR |
|
Gesamt |
|
473,62 EUR |
Im Wege der Kostenfestsetzung/-ausgleichung sind zu berücksichtigen:
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
592,80 EUR |
|
(Wert: 8.000,00 EUR) |
|
|
2. |
gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen, |
|
– 189,00 EUR |
|
0,75 aus 4.000,00 EUR |
|
|
3. |
1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV |
|
547,20 EUR |
|
(Wert: 8.000,00 EUR) |
|
|
4. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
971,00 EUR |
|
5. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
184,49 EUR |
|
Gesamt |
|
1.155,49 EUR |
IV. Geringerer Gebührensatz und geringerer Gegenstandswert
Möglich sind auch Kombinationen: Wird vom Gericht sowohl der Gebührensatz gekürzt als auch lediglich ein geringerer Gegenstandswert zugestanden, dann ist die Geschäftsgebühr hälftig nach dem zugesprochenen geringeren Gebührensatz und Gegenstandswert anzurechnen.
Beispiel 3
Der Anwalt klagt neben der Hauptsache (8.000,00 EUR) eine 1,5-Geschäftsgebühr (Nr. 2300 VV) daraus ein. Das Gericht spricht lediglich 4.000,00 EUR sowie eine 1,3-Gebühr daraus zu und weist die Klage im Übrigen ab.
Anzurechnen ist die Geschäftsgebühr nur in Höhe der Hälfte des zugesprochenen Satzes, also i.H.v. 0,75, und zwar nur aus dem zugesprochenen Wert.
Der Mandant erhält daher als materiell-rechtlichen Kostenerstattungsanspruch erstattet:
1. |
1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV |
|
327,60 EUR |
|
(Wert: 4.000,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
347,60 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
66,04 EUR |
|
Gesamt |
|
413,64 EUR |
Im Wege der Kostenfestsetzung/-ausgleichung sind zu berücksichtigen:
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
592,80 EUR |
|
(Wert: 8.000,00 EUR) |
|
|
2. |
gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen, |
|
– 163,80 EUR |
|
0,65 aus 4.000,00 EUR |
|
|
3. |
1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV |
|
547,20 EUR |
|
(Wert: 8.000,00 EUR) |
|
|
4. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
996,20 EUR |
|
5. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
189,28 EUR |
|
Gesamt |
|
1.185,48 EUR |
V. Quotale Titulierung
Auch quotale Anrechnung ist möglich
Möglich ist auch eine quotale Anrechnung, wenn die Parteien die Geschäftsgebühr im Vergleich in Höhe einer Quote tituliert haben.
Schließen die Parteien zur Beendigung des Verfahrens einen Vergleich, in welchem sich der Beklagte auch verpflichtet, dem Kläger 90 % der diesem entstandenen vorprozessualen Geschäftsgebühr zu erstatten, so ist gem. der Vorbem. 3 Abs. 4 VV die außergerichtliche Geschäftsgebühr mit 90 % eines Gebührensatzes von 0,75 auf die Verfahrensgebühr anzurechnen.
OLG Düsseldorf, Beschl. v. 8.12.2011 – I-15 W 91/11, AGS 2012, 357 = JurBüro 2012, 141 = NJW-Spezial 2012, 316
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