a) Überblick
Wird der Einspruch gegen einen Vollstreckungsbescheid als unzulässig verworfen, findet wiederum § 341 ZPO Anwendung (§ 700 Abs. 1 ZPO). Auch hier ist danach zu differenzieren, ob der Anwalt bereits im Mahnverfahren tätig war oder nicht.
b) Anwalt hatte den Vollstreckungsbescheid erwirkt
aa) Überblick
Hatte der Anwalt den Vollstreckungsbescheid erwirkt, so liegen für ihn wiederum zwei Angelegenheiten vor (§ 17 Nr. 2 RVG). Er erhält die Vergütung für das Mahnverfahren und das streitige Verfahren gesondert. Für die Abrechnung kommt es jetzt darauf an, ob die Verwerfung nach §§ 700, 341 Abs. 2 ZPO ohne mündliche Verhandlung ergeht oder aufgrund mündlicher Verhandlung.
bb) Der Einspruch wird ohne mündliche Verhandlung verworfen
Keine Terminsgebühr
Wird der Einspruch ohne mündliche Verhandlung verworfen, entsteht im streitigen Verfahren nur eine Verfahrensgebühr, auf die die Mahnverfahrensgebühr anzurechnen ist. Eine Terminsgebühr fällt nicht an.
Entscheidet das Gericht über den unzulässigen Einspruch gegen einen Vollstreckungsbescheid ohne mündliche Verhandlung, entsteht keine Terminsgebühr.
OLG Koblenz, Beschl. v. 28.1.2011 – 14 W 52/11, AGS 2011, 482 = JurBüro 2011, 590 = NJW-Spezial 2011, 604
AG Ansbach, Beschl. v. 4.9.2006 – 2 C 52/06, AGS 2006, 544 = RVGreport 2006, 388
LG Berlin, Beschl. v. 23.1.2006 – 82 T 543/05, RVGreport 2006, 347
Beispiel 11
Im Mahnverfahren erwirkt R für den K gegen B einen Vollstreckungsbescheid über 10.000,00 EUR. Hiergegen legt B Einspruch ein. Das LG verwirft den Einspruch ohne mündliche Verhandlung als unzulässig.
Im streitigen Verfahren entsteht jetzt nur die Verfahrensgebühr unter Anrechnung der Mahnverfahrensgebühr. Eine Terminsgebühr entsteht nicht. Abzurechnen ist wie folgt:
I. Mahnverfahren |
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1. |
1,0-Verfahrensgebühr, Nr. 3305 VV |
|
558,00 EUR |
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(Wert: 10.000,00 EUR) |
|
|
2. |
0,5-Verfahrensgebühr, Nr. 3308 VV |
|
279,00 EUR |
|
(Wert: 10.000,00 EUR) |
|
|
3. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
857.00 EUR |
|
4. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
162,83 EUR |
|
Gesamt |
|
1.019,83 EUR |
II. Streitiges Verfahren |
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1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
725,40 EUR |
|
(Wert: 10.000,00 EUR) |
|
|
2. |
gem. Anm. zu Nr. 3305 VV anzurechnen, |
|
– 558,00 EUR |
|
1,0 aus 10.000,00 EUR |
|
|
3. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
187,40 EUR |
|
4. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
35,61 EUR |
|
Gesamt |
|
223,01 EUR |
cc) Der Einspruch wird in mündlicher Verhandlung verworfen
Jetzt entsteht die Terminsgebühr
Beraumt das Gericht Termin zur mündlichen Verhandlung an und wird im Termin der Einspruch gegen den Vollstreckungsbescheid als unzulässig verworfen, entsteht jetzt erstmals eine Terminsgebühr, und zwar sogleich i.H.v. 1,2. Eine Ermäßigung nach Nr. 3105 VV kommt in diesem Fall selbst dann nicht in Betracht, wenn der Beklagte in diesem Termin säumig ist, da ein Ermäßigungstatbestand nicht greift.
Beispiel 12
Wie Beispiel 11; jedoch beraumt das LG mündliche Verhandlung an und verwirft dort den Einspruch unzulässig.
Abzurechnen ist wie im vorangegangenen Beispiel, allerdings mit dem Unterschied, dass jetzt noch eine 1,2-Terminsgebühr entsteht.
I. Mahnverfahren |
|
|
1. |
1,0-Verfahrensgebühr, Nr. 3305 VV |
|
558,00 EUR |
|
(Wert: 10.000,00 EUR) |
|
|
2. |
0,5-Verfahrensgebühr, Nr. 3308 VV |
|
279,00 EUR |
|
(Wert: 10.000,00 EUR) |
|
|
3. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
857.00 EUR |
|
4. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
162,83 EUR |
|
Gesamt |
|
1.019,83 EUR |
II. Streitiges Verfahren |
|
|
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
725,40 EUR |
|
(Wert: 10.000,00 EUR) |
|
|
2. |
gem. Anm. zu Nr. 3305 VV anzurechnen, |
|
– 558,00 EUR |
|
1,0 aus 10.000,00 EUR |
|
|
3. |
1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV |
|
669,60 EUR |
|
(Wert: 10.000,00 EUR) |
|
|
4. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
857,00 EUR |
|
5. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
162,83 EUR |
|
Gesamt |
|
1.019,83 EUR |
c) Der Anwalt war im Mahnverfahren nicht tätig
aa) Überblick
War der Anwalt im Mahnverfahren nicht tätig, so entsteht nur die Vergütung im streitigen Verfahren. Für die Abrechnung kommt es aber auch jetzt wieder darauf an, ob die Verwerfung nach §§ 700, 341 Abs. 2 ZPO ohne mündliche Verhandlung oder aufgrund mündlicher Verhandlung ergangen ist.
bb) Der Einspruch wird ohne mündliche Verhandlung verworfen
Es entsteht nur die Verfahrensgebühr
Wird der Einspruch ohne mündliche Verhandlung verworfen, entsteht im streitigen Verfahren nur eine Verfahrensgebühr. Eine Terminsgebühr fällt auch hier nicht an (s.o.).
Beispiel 13
Im Mahnverfahren erwirkt K gegen B einen Vollstreckungsbescheid über 10.000,00 EUR. Hiergegen legt B Einspruch ein. Daraufhin beauftragt der K den R, der die Verwerfung des Einspruchs beantragt. Das LG verwirft sodann den Einspruch ohne mündliche Verhandlung als unzulässig.
Im streitigen Verfahren entsteht jetzt nur die Verfahrensgebühr. Eine Terminsgebühr entsteht nicht. Abzurechnen ist wie folgt:
1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
725,40 EUR |
|
(Wert: 10.000,00 EUR) |
|
|
2. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
|
20,00 EUR |
|
Zwischensumme |
745,40 EUR |
|
3. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
141,63 EUR |
|
Gesamt |
|
887,03 EUR |
cc) Der Einspruch wird in mündlicher Verhandlung verworfen
Jetzt entsteht auch die Terminsgebühr
Beraumt das Gericht Termin zur mündlichen Verhandlung an und wird im Termin der Einspruch gegen den Vollstreckungsbescheid als unzulässig verworfen, entsteht jetz...