Das Mandat im Familienrecht. Von Beate Heiß und Dr. Hans Heiß. 2. Aufl. 2010. Nomos Verlag, Baden-Baden. 1408 S. 98,00 EUR.
Aufgrund der gravierenden Änderungen zum Verfahrensrecht in Familiensachen, Kindschaftssachen, im Unterhaltsrecht, im Versorgungsausgleichsverfahren sowie im Zugewinnausgleich war eine völlige Neubearbeitung des Werks erforderlich. Das nunmehr 1.408 Seiten umfassende Handbuch gliedert sich in 18 Teile. Es enthält auf rund 160 Seiten im ersten Teil eine kompakte, gut gelungene Einführung in das Reformwerk. Die weiteren Teile befassen sich mit der Ehescheidung, der Verfahrenskostenhilfe, Kindschaftssachen, dem Umgangsrecht, der Kindesherausgabe, Kindesentführungsfällen, Ehegatten- und Kindesunterhalt, Vermögensauseinandersetzungen, der Teilungsversteigerung, dem Versorgungsausgleich, Ehewohnungs- und Wohnungszuweisungssachen, Schutzmaßnahmen nach dem GewSchG, der Haushaltsauseinandersetzung, Abstammungsverfahren, dem Unterhaltsanspruch der verheirateten Mutter gegen den Erzeuger des nichtehelichen Kindes, dem Elternunterhalt und schließlich den Adoptionssachen, die in den §§ 186–199 FamFG neu geregelt sind.
Die Autoren zeigen konkret auf, wie der Anwalt das neue Recht in der Praxis umsetzen kann, ohne Fehler zu machen. So wird beispielsweise die Beratungssituation hinsichtlich des Versorgungsausgleichs dargestellt und das weitere Vorgehen - angefangen von der Ausfüllung der Versorgungsausgleichsformulare bis hin zur Prüfung und Abänderung gerichtlicher Entscheidungen – beschrieben. Neben zahlreichen Musterschreiben und gerichtlichen Schriftsätzen erhält der familienrechtliche Praktiker übersichtliche Checklisten und Handlungsempfehlungen, die in jedem Bereich ein systematisches Vorgehen ermöglichen und Haftungsfallen aufzeigen. Einen Schwerpunkt setzen die Autoren zu Recht bei den erweiterten Vereinbarungsmöglichkeiten zum Versorgungsausgleich gem. §§ 6–8 VersAusglG, die zukünftig sicherlich an Bedeutung gewinnen werden. Da diese Vereinbarungen der Inhalts- und Ausübungskontrolle an Hand der von der Rechtsprechung des BGH entwickelten Kernbereichslehre unterliegen, muss der Anwalt bei der Beratung und Gestaltung stets abwägen, ob und inwieweit eine Regelung zum Versorgungsausgleich im Einzelfall einer späteren richterlichen Prüfung standhält. Das Werk bietet ihm hierfür eine sichere Entscheidungshilfe.
Den Autoren gelingt es durchweg, in klar verständlicher Sprache praxisnah die völlig neue Systematik des Familienverfahrensrechts und die in weiten Teilen neuartige Terminologie in den jeweiligen Sachteilen anhand der Anspruchsgrundlagen praxisnah zu vermitteln. Damit erhält der Berater einen schnellen Zugriff auf das neue Recht und die Gesamtsystematik. Besonderes Augenmerk haben die Autoren dabei auf die wesentlichen Entwicklungen in Rspr. und Schrifttum gelegt, so dass der Berater nie den roten Faden verliert und den Problemfall rasch in den Griff bekommt.
Kurzum: Man arbeitet mit diesem Handbuch gerne, weil die Sprache klar ist und weil es viele Formulierungsvorschläge, Praxistipps und strategische Hinweise enthält, die einen leichten Zugang zu dem Fachwissen und dem Erfahrungsschatz der Autoren - spezialisierte Praktiker auf Anwalts- und Richterseite - ermöglichen.