Die Entscheidung ist zutreffend. Denn die Tätigkeit des Rechtsanwalts – die Mitwirkung i.S.d. Nr. 4141 VV – muss nach überwiegender Auffassung nicht ursächlich für die Einstellung oder die Rücknahme des Rechtsmittels gewesen sein. Es reicht jede auf die Förderung der Erledigung des Verfahrens gerichtete Tätigkeit aus (so zutreffend BGH AGS 2008, 491 = JurBüro 2008, 639 = DAR 2009, 56 m. Anm. N. Schneider = RVGreport 2008, 431; OLG Stuttgart AGS 2010, 292 = RVGreport 2010, 263; LG Arnsberg JurBüro 2007, 82; LG Dresden RVGreport 2010, 69 = StRR 2010, 239; LG Düsseldorf AGS 2007, 36 = JurBüro 2007, 83; LG Hamburg AGS 2008, 597 = DAR 2008, 611; LG Köln AGS 2007, 351 = StraFo 2007, 305; LG Oldenburg RVGreport 2013, 320 = AGS 2013, 408; LG Saarbrücken AGS 2016, 171 = RVGreport 2016, 254; LG Stralsund AGS 2005, 442 = RVGreport 2005, 272; LG Verden, Beschl. v. 29.10.2020 – 4 KLs 461 Js 23425/20 (9/20), AGS 2021, 26; AG Köln AGS 2010, 75 = JurBüro 2010, 137; AG Waldbröl AGS 2018, 119 = RVGreport 2018, 61; AG Zossen AGS 2009, 72 (für Nr. 5115 VV); AnwK RVG/N. Schneider, 9. Aufl., 2021, VV 4141 Rn 30).

Teilweise wird das aber auch anders gesehen und verlangt, dass die Mitwirkung zumindest mitursächlich gewesen sein müsse (KG RVGprof. 2007, 79 m.w.N.; KG RVGreport 2012, 110 = JurBüro 2012, 466; OLG Frankfurt RVGreport 2017, 419 = AGS 2017, 505; (inzidenter) LG Potsdam AGS 2014, 17 = JurBüro 2013, 586 = RVGreport 2014, 71 = Rpfleger 2013, 648; AG Bad Kreuznach AGS 2017, 322 = RVGreport 2017, 263; AG Betzdorf JurBüro 2008, 589, wonach es nicht ausreicht, wenn die Einlassung des Verteidigers noch vor der Erhebung der Anklage erfolgt und das Gericht die Ablehnung der Eröffnung des Hauptverfahrens von Amts wegen beschließt; AG Köln AGS 2010, 75 = JurBüro 2010, 137 für den Hinweis auf Verfolgungsverjährung im Bußgeldverfahren; nicht eindeutig BGH AGS 2011, 128 m. teilw. abl. Anm. N. Schneider = RVGreport 2011, 182 = VRR 2011, 118 = StRR 2011, 201).

Die sich daraus ergebenden Unterschiede zur h.M. sind allerdings nicht groß. Die h.M. verzichtet zwar auf eine (Mit-)Ursächlichkeit. Sie verlangt aber eine auf die Förderung des Verfahrens gerichtete und zur Verfahrensbeendigung "objektiv geeignete" Tätigkeit des Rechtsanwalts. Das ist inzidenter im Grunde auch "mitursächlich", denn, ist die Tätigkeit nicht "objektiv geeignet", hat sie nicht mitgewirkt und war mithin auch nicht ursächlich (auch KG, a.a.O.; Gerold/Schmidt/Burhoff, a.a.O., VV 4141 Rn 11).

Rechtsanwalt Detlef Burhoff, RiOLG a.D., Leer/Augsburg

AGS 5/2024, S. 228 - 229

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