Eine vergleichbare Rechtslage wie nach einem Versäumnisurteil ergibt sich nach einem Vollstreckungsbescheid, da dieser nach § 700 Abs. 1 ZPO einem für vorläufig vollstreckbar erklärten Versäumnisurteil gleichsteht.
1. Abrechnung bis zum Vollstreckungsbescheid
Im Mahnverfahren verdient der Antragstellervertreter die 1,0-Verfahrensgebühr nach Nr. 3305 VV sowie die 0,5-Verfahrensgebühr für den Vollstreckungsbescheid nach Nr. 3308 VV.
Beispiel 4
Der Antragsteller leitet gegen den Antragsgegner ein Mahnverfahren über eine Forderung i.H.v. 10.000,00 EUR ein. Da der Antragsgegner keinen Widerspruch einlegt, ergeht antragsgemäß ein Vollstreckungsbescheid.
Abzurechnen ist wie folgt:
I. |
Mahnverfahren |
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1. |
1,0-Verfahrensgebühr, Nr. 3305 VV |
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614,00 EUR |
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(Wert: 10.000,00 EUR) |
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2. |
0,5-Verfahrensgebühr, Nr. 3308 VV |
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307,00 EUR |
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(Wert: 10.000,00 EUR) |
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3. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
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20,00 EUR |
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Zwischensumme |
941,00 EUR |
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4. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
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178,79 EUR |
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Gesamt |
1.119,79 EUR |
2. Entscheidung aufgrund mündlicher Verhandlung
Wird auf den Einspruch hin eine mündliche Verhandlung anberaumt, entsteht im gerichtlichen Verfahren die 1,3-Verfahrensgebühr der Nr. 3100 VV, auf die die Verfahrensgebühr des Mahnverfahrens anzurechnen ist (Anm. zu Nr. 3305 VV). Darüber hinaus entsteht eine Terminsgebühr, und zwar i.H.v. 1,2, da kein Versäumnisurteil ergeht, sondern ein streitiges Urteil.
Beispiel 5
Wie Beispiel 4; gegen den Vollstreckungsbescheid wird Einspruch eingelegt. Im anschließenden Einspruchstermin wird der Einspruch als unzulässig verworfen.
Abzurechnen ist wie folgt:
II. |
Streitiges Verfahren |
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1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
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798,20 EUR |
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(Wert: 10.000,00 EUR) |
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2. |
gem. Anm. zu Nr. 3305 VV anzurechnen, |
– 614,00 EUR |
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1,0 aus 10.000,00 EUR |
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3. |
1,2-Terminsgebühr, Nr. 3104 VV |
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736,80 EUR |
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(Wert: 10.000,00 EUR) |
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4. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
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20,00 EUR |
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Zwischensumme |
941,00 EUR |
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5. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
|
178,79 EUR |
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Gesamt |
1.119,79 EUR |
3. Entscheidung im schriftlichen Verfahren
Auch bei einem Einspruch gegen einen Vollstreckungsbescheid kann über die Verwerfung ohne mündliche Verhandlung entschieden werden, da nach § 700 Abs. 1 ZPO die Vorschrift des § 341 ZPO entsprechend anzuwenden ist. Es bedarf für das Verwerfungsurteil auch hier nicht der Zustimmung der Parteien. Daher fällt auch in diesem Fall keine Terminsgebühr an.
Zitat
Bei der Entscheidung über den Einspruch gegen einen Vollstreckungsbescheid ohne mündliche Verhandlung entsteht keine Terminsgebühr.
LG Berlin, Beschl. v. 23.1.2006 – 82 T 543/05, RVGreport 2006, 347
Beispiel 6
Wie Beispiel 4; gegen den Vollstreckungsbescheid legt der Antragsgegner verspätet Einspruch ein. Nach Abgabe in das streitige Verfahren verwirft das LG den Einspruch gem. §§ 700 Abs. 1, 341 ZPO im schriftlichen Verfahren als unzulässig.
Im gerichtlichen Verfahren entsteht zwar die 1,3-Verfahrensgebühr, auf die die Verfahrensgebühr des Mahnverfahrens anzurechnen ist (Anm. zu Nr. 3305 VV). Eine Terminsgebühr entsteht jedoch nicht. Dafür bleibt dem Anwalt im Mahnverfahren die Verfahrensgebühr der Nr. 3308 VV anrechnungsfrei erhalten.
II. |
Streitiges Verfahren |
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1. |
1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV |
|
798,20 EUR |
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(Wert: 10.000,00 EUR) |
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2. |
gem. Anm. zu Nr. 3305 VV anzurechnen, |
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– 614,00 EUR |
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1,0 aus 10.000,00 EUR |
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3. |
Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV |
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20,00 EUR |
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Zwischensumme |
204,20 EUR |
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4. |
19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV |
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38,80 EUR |
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Gesamt |
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243,00 EUR |