RVG VV Anm. zu Nr. 3335
Leitsatz
- Im Verfahren auf Abänderung einer Ratenzahlung richtet sich der Gegen-standswert der Anwaltsgebühren gem. Anm. zu Nr. 3335 VV nach dem Interesse an der Abänderung.
- Maßgebend ist der Betrag der Abänderung für die Dauer der ab Antragstellung noch zu zahlenden Monatsraten.
BGH, Beschl. v. 12.9.2012 – XII ZB 658/11
1 Aus den Gründen
I. Gegenstand der vor dem Senat anhängigen und durch Beschl. v. 13.6.2012 entschiedenen Rechtsbeschwerde war die Ratenzahlungsanordnung im Rahmen der Verfahrenskostenhilfe für den Antragsteller des Scheidungsverfahrens. Der Antragstellervertreter beantragt die Festsetzung des Gegenstandswertes nach § 33 Abs. 1 RVG.
II. Der Gegenstandswert ist auf 1.307,00 EUR festzusetzen. Er richtet sich nach dem Interesse des Beschwerdeführers an der begehrten Verfahrenskostenhilfe. Gem. Anm. zu Nr. 3335 VV ist grundsätzlich der Wert der Hauptsache maßgeblich (Senatsbeschl. v. 15.9.2010 – XII ZB 82/10, FamRZ 2010, 1892 [= AGS 2010, 549]; Gerold/Schmidt/Mayer, RVG, 20. Aufl. Anh VI Rn 331; Hartmann, KostG, 38. Aufl. VV Nr. 3335 Rn 18; Riedel/Sußbauer, RVG, 9. Aufl. VV Teil 3 Abschnitt 3 Rn 208; Mayer/Kroiß, RVG, 5. Aufl. Anhang I Rn 365). Dies gilt auch im Beschwerdeverfahren (Senatsbeschl. v. 15.9.2010 – XII ZB 82/10, FamRZ 2010, 1892; BGH, Beschl. v. 28.4.2011 – IX ZB 145/09, NJW-Spezial 2011, 349 [= AGS 2011, 305]).
In den Fällen, in denen sich die Beschwerde nur mit der Frage zu befassen hat, ob und welche Ratenzahlungen ein Beteiligter nach § 120 Abs. 1, 4 ZPO zu erbringen hat, errechnet sich der Gegenstandswert nach Anm. zu Nr. 3335 VV, dort 2. Hs., nach billigem Ermessen entsprechend dem Kosteninteresse (BeckOK/Sermond RVG [Stand 15.5.2012] RVG 3335 Rn 37; Musielak/Fischer, ZPO 9. Aufl., § 127 Rn 28; vgl. OLG Koblenz JurBüro 1993, 423). Der Gegenstandswert errechnet sich also aus dem Betrag, den die Partei bei Erfolg des Antrags nicht selbst zahlen müsste (Gerold/Schmidt/Mayer, Anh VI Rn 332).
Bei der Anordnung von Ratenzahlungen ergibt sich der Gegenstandswert aus der Differenz der angeordneten zu den vom Beschwerdeführer begehrten Ratenzahlungen, es sei denn, die zu erwartenden Kosten sind niedriger (vgl. Gerold/Schmidt/Mayer, Anh VI Rn 333, vgl. auch Hartmann, KostG 38. Aufl. VV Nr. 3335 Rn 18; Schneider/Herget, Streitwertkommentar 12. Aufl. Rn 4401). Dabei ist zu beachten, dass die Raten höchstens 48 Monate lang zu erbringen sind, § 115 Abs. 2 ZPO.
Die unterschiedliche Bewertung im Verhältnis zur Bewilligung der Verfahrenskostenhilfe an sich rechtfertigt sich im Übrigen damit, dass in den Fällen des § 120 Abs. 1, 4 ZPO auch der Prüfungsumfang geringer ist, da die Erfolgsaussichten nicht bewertet werden müssen (Gerold/Schmidt/Mayer, Anh. VI Rn 333; vgl. Riedel/Sußbauer, Teil 3 Abschnitt 3 Rn 211; OLG Frankfurt JurBüro 1988, 1375).
Der Antragsteller hat hier mit seiner Rechtsbeschwerde die Herabsetzung der in Höhe von 60,00 EUR angeordneten Rate auf monatlich 15,00 EUR begehrt. Bei Erfolg der Rechtsbeschwerde hätte er also nur 720,00 EUR (15,00 EUR x 48 Monate) auf die Verfahrenskosten, die sich bei einem Hauptsachestreitwert von 12.150,00 EUR auf insgesamt 2.027,00 EUR belaufen, zu zahlen gehabt. Da die Verfahrenskosten geringer sind als die Summe von 48 Monatsraten zu je 60,00 EUR (= 2.880,00 EUR), beläuft sich der Gegenstandswert für die Rechtsbeschwerde mithin auf 1.307,00 EUR (2.027,00 EUR abzüglich 720,00 EUR).
2 Anmerkung
Im Verfahren über die Prozess- oder Verfahrenskostenhilfe werden keine Gerichtsgebühren erhoben. Daher kommt eine Wertfestsetzung von Amts wegen nach § 63 GKG, § 55 FamGKG nicht in Betracht.
Da sich jedoch die Vergütung des Anwalts im Prozess- bzw. Verfahrenskostenhilfeprüfungsverfahren nach dem Gegenstandswert richtet (Nr. 3335 VV; § 2 RVG) ist insoweit auf Antrag des Anwalts oder der bedürftigen Partei nach § 33 RVG ein Gegenstandswert vom Gericht festzusetzen.
Dabei gilt – wie hier – in einem Verfahren auf Abänderung einer Ratenzahlung nicht der Wert der Hauptsache; vielmehr ist auf das Interesse des Antragstellers abzustellen.
Dabei sind zwei Interessenlagen des Antragstellers zu berücksichtigen.
I. Abänderungsinteresse
Führt die Abänderung der Ratenzahlung dazu, dass sich der insgesamt von der bedürftigen Partei zu zahlende Betrag verringert oder erhöht, so ist dieses Interesse auf jeden Fall in vollem Umfang zu berücksichtigen.
Beispiel
Die Gesamtkosten (Gerichtskosten und Anwaltskosten) belaufen sich auf 3.000,00 EUR. Das Gericht hat Raten in Höhe von 45,00 EUR angeordnet. Vier Raten sind bereits gezahlt.
a) Der Antragsteller beantragt eine Herabsetzung der Raten auf 30,00 EUR.
b) Die bedürftige Partei wehrt sich gegen eine Heraufsetzung der Raten auf 60,00 EUR.
Fall a): Ausgehend von den Gesamtkosten in Höhe von 3.000,00 EUR und bereits gezahlter vier Raten zu 45,00 EUR (= 180,00 EUR) verbleiben noch 2.820,00 EUR, die offenstehen. Bei noch zu zahlenden 44 Raten wären danach 1.980,00 EUR zu zahlen. Der Restbetrag i.H.v. 840,00 EUR wäre zu erlassen.
Würde entsprechend dem Antrag der...