Ob Hebegebühren vom Gegner im Rechtsstreit erstattet verlangt werden können, hängt stets vom Einzelfall ab. Deshalb soll nachfolgend ein Überblick über die von der Rspr. bisher anerkannten und abgelehnten Fälle gegeben werden:

Grundsätzlich wird die Hebegebühr nicht als notwendig und damit nicht als erstattungsfähig angesehen, sofern die Möglichkeit, den Zahlungsverkehr unmittelbar unter den Parteien abzuwickeln, besteht. Die Rspr. fordert zur Erstattungsfähigkeit besondere Gründe, die in der Person oder dem Verhalten des Schuldners liegen können, in einer schwierigen Rechtslage o.Ä., und die Einschaltung eines Prozessbevollmächtigten in den Zahlungsverkehr notwendig machen. Ist nach diesen Grundsätzen die Abwicklung des Zahlungsvorgangs über den Prozessbevollmächtigten notwendig, ist die Hebegebühr auch erstattungsfähig.[2]

 
Praxis-Beispiel
 
Einzelfälle  
Unregelmäßige Zahlungen des Schuldners Zu erwartende unregelmäßige Zahlungen des Schuldners sowie der Umstand, dass er sich bei der Zahlung voraussichtlich nicht an die chronologische Reihenfolge bei der Geltendmachung der Forderungen halten wird, und die Verursachung langwieriger Lohnpfändungen führen zur gerechtfertigten Einschaltung des Prozessbevollmächtigten in den Zahlungsverkehr der Parteien und zur Erstattungsfähigkeit der Hebegebühr.
  AG Eisenhüttenstadt Rpfleger 2005, 384
  OLG Hamburg OLGR 2006, 505
  AG Limburg AGS 2005, 308 m. Anm. N. Schneider = RVGreport 2005, 357
  OLG Düsseldorf JurBüro 1995, 49 = AGS 1998, 115 = zfs 1999, 178
  AG Limburg AGS 2005, 308 m. Anm. N. Schneider = RVG-B 2005, 122 = RVGreport 2005, 357
Zahlung an den Prozessbevollmächtigten ohne Aufforderung Besonderer, zur Erstattungsfähigkeit der Hebegebühr führender Grund ist auch der zahlungspflichtige Beklagte, der unaufgefordert an den Prozessbevollmächtigten des Klägers zahlt.
  OLG Frankfurt RuS 1981, 157 = JurBüro 1981, 1181 = MDR 1981, 856 = zfs 1981, 337 = Rpfleger 1981, 367
  OLG Schleswig zfs 1989, 162
  OLG Schleswig SchlHA 1985, 164 = JurBüro 1985, 394
  LG Hagen AnwBl 1982, 541 = zfs 1982, 333 = RuS 1983, 5
  AG Ahaus JurBüro 1982, 1187 = AnwBl 1982, 438 = zfs 1982, 367 = RuS 1982, 222
  OLG Hamburg MDR 1991, 679
  AG Gronau AGS 2000, 211 = DAR 2001, 94
  AG Rostock RuS 1997, 88
  AG Wiesbaden AGS 1993, 66 = zfs 1993, 387
  AG Krefeld Schaden-Praxis 1992, 292 = zfs 1992, 351
  LG Hanau zfs 1989, 126
  AG Gronau zfs 1988, 357
  OLG Schleswig AnwBl 1989, 169 = zfs 1989, 162
  LG Frankfurt AnwBl 1989, 109 = zfs 1989, 127
  OLG Frankfurt JurBüro 1981, 1181 = MDR 1981, 1181
  OLG Düsseldorf AnwBl 1980, 264 = VersR 1980, 682
  OLG Schleswig SchlHA 1979, 59
Zahlung ist mit einer Gegenleistung verbunden Ist die Zahlung mit der Überwachung einer Gegenleistung verbunden, insbesondere mit der Herausgabe einer Bürgschaft, ist die Einschaltung eines Prozessbevollmächtigten für den Zahlungsverkehr gerechtfertigt. Die Hebegebühr ist erstattungsfähig und zwar unabhängig davon, ob der Prozessbevollmächtigte den vereinnahmten Betrag an seinen Auftraggeber oder den Gegner auszahlt.
  BGH AGS 2007, 212 m. Anm. N. Schneider = NJW 2007, 1535 = BGHReport 2007, 479 = JurBüro 2007, 253 = MDR 2007, 743 = BB 2007, 853 = RVGreport 2007, 153 = FamRZ 2007, 637
Erstattungsfähigkeit durch vergleichsweise übernommene Zahlungsverpflichtung Strittig ist, ob die Erstattungsfähigkeit der Hebegebühr bereits dadurch begründet wird, dass sich die zur Zahlung verpflichtete Partei vergleichsweise verpflichtet hat, an den Prozessbevollmächtigten zu zahlen.
Erstattungsfähigkeit Eine Auffassung bejaht in diesem Fall die Erstattungsfähigkeit, wenn es sich aus objektiven Gründen angeboten hatte, die Zahlungsabwicklung über das Konto eines der beteiligten Prozessbevollmächtigten zu erledigen.
  OLG Karlsruhe AGS 2006, 406 = OLGR 2006, 365
  AG Charlottenburg JurBüro 1996, 607
  KG JurBüro 1981, 1349 = Rpfleger 1981, 410
  OLG Nürnberg JurBüro 1962, 342
  OLG Nürnberg Rpfleger 1963, 137
  OLG Schleswig SchlHA 1979, 59
  OLG Schleswig JurBüro 1999, 137 = AGS 1999, 163 = SchlHA 1999, 161 = OLGR 1999, 78
Keine Erstattungsfähigkeit Nach gegenteiliger Auffassung soll die bloße Erwähnung der Zahlungsmodalität grundsätzlich keine Erstattungspflicht begründen, zumal die Vereinbarung regelmäßig nur für eine der Parteien Bedeutung hat.
  OLG Hamburg MDR 1991, 679
  OLG München AGS 1998, 93 = MDR 1998, 438 = OLGR 1998, 283 = NJW-RR 1998, 1452 = AnwBl 1998, 58
  OLG Celle DAR 1970, 328
  LG Detmold AGS 2003, 129 = Rpfleger 2003, 36
Offen gelassen Offen gelassen haben die Beantwortung der Frage der Erstattungsfähigkeit der Hebegebühr in diesen Fällen das
  OLG Nürnberg JurBüro 1968, 398 und das
  OLG Schleswig JurBüro 1999, 137
Ausdrückliche Aufforderung an die Partei zu leisten Zahlt eine Partei entgegen ausdrücklicher Aufforderung nicht unmittelbar an die andere Partei, sondern an den Prozessbevollmächtigten, so ist die Hebegebühr zu erstatten.
  LG Berlin zfs 1990, 413 = NZV 1991, 74
  OLG Düsseldorf JurBüro 1985, 714 = Rbeist...

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