AGS 2/2012, ABC der Kostenerstattung 2012. Von Rechtsanwalt Norbert Schneider und Rechtsanwältin und FAFamR Lotte Thiel. Deutscher Anwaltverlag, Bonn 2012. 388 S. 59,00 EUR

Dies ist eine Neuerscheinung im wahrsten Sinne des Wortes. Ein ABC der Kostenerstattung hat es in der Tat bislang in der ansonsten doch recht umfangreichen Kostenliteratur noch nicht gegeben. Und es ist dann auch keine Überraschung, wer ein solches Novum auf den Weg gebracht hat:

Der nimmermüde Norbert Schneider hat eine neue vortreffliche Möglichkeit gefunden, sowohl den Fachangestellten in Anwaltskanzleien als auch den Rechtsanwälten selbst ein besonders übersichtliches Hilfsmittel zur Verfügung zu stellen, welches sicher aus dem Dschungel der unübersichtlichen Kostenerstattungsrechtsprechung führt. Begleitet wird er von Lotte Thiel, die sich in erstaunlich kurzer Zeit insbesondere im Hinblick auf familienrechtliche Mandate einen Namen als Gebührenexpertin gemacht hat.

Dem neuen "Dream Team" des anwaltlichen Kostenrechtes gelingt es, in ansprechendem Format ein Werk vorzulegen, in dem offensichtlich alles abgehandelt ist, was in der täglichen Anwaltspraxis so vorkommt, gleichwohl aber nicht immer hinreichend zum Wohle der Mandantschaft berücksichtigt wird.

Völlig zu Recht wird im Vorwort kritisiert, dass sich Anwälte mit der Kostenerstattung nicht intensiv genug beschäftigen, obgleich ein nachhaltiges Engagement zum Wohle des Mandanten auch und gerade auf diesem Gebiet ausgesprochen gut dazu geeignet ist, Kompetenz zu beweisen und beim eigenen Klienten das Ansehen als "Kämpfer" zu unterstreichen.

Erfahrungsgemäß wissen es Mandanten ausgesprochen zu schätzen, insbesondere wenn das Verfahren nicht ganz so günstig ausgegangen ist, wenn der Rechtsanwalt auch nach Beendigung des Prozesses, nämlich im Kostenfestsetzungsverfahren, Einsatzbereitschaft zeigt und oftmals unberechtigte Forderungen – wie überhöhte Übernachtungskosten, überzogene Fahrtkosten oder nicht notwendige Positionen – energisch und erfolgreich zurückweist.

Kein Wunder also, dass allein unter dem Stichwort "Reisekosten" über 16 Seiten hinweg (S. 218–234) dicht gedrängt Entscheidungen über Entscheidungen zur Verfügung gestellt werden.

Mit der unterschiedlichen Rechtsprechung zur Erstattungsfähigkeit von Anwaltskosten, wenn "nur" ein Referendar für den Anwalt aufgetreten ist, beschäftigt sich die Neuerscheinung ebenso wie mit der Erstattungsfähigkeit der oftmals übersehenen Hebegebühr.

Es gibt ein Extrastichwort "Flugreisen des Anwalts" und die Partei interessiert es naturgemäß, ob die eigenen Reisekosten auch erstattet werden und unter welchen Umständen.

Die sichere Beherrschung des Kostenerstattungsrechts ist demgemäß nicht nur ein vorzügliches Marketinginstrument, sondern es ist eine Frage der Professionalität, im Dienste des Mandanten ungerechtfertigte Kostenerstattungsansprüche erfolgreich abzuwehren bzw. berechtigte ebenso erfolgreich durchzusetzen.

Für die Umsetzung solcher Ansprüche an sich selbst und an die eigene Kanzlei wird das ABC der Kostenerstattung – da darf man sicher sein – in kürzester Zeit ein unverzichtbarer Helfer sein.

Und in diesem Sinne passt der Newcomer ausgesprochen gut in eine Zeit, in der es Anwälten dank engagierter Verlage und Autoren immer leichter gemacht wird, sich einem sich stets steigernden Anforderungsprofil erfolgreich zu stellen.

Und damit ein deutliches Dankeschön an das Autorenduo und den Verlag.

Herbert P. Schons