AGS 4/2017, Anrechnung mehrerer Geschäftsgebühren auf ei ... / 3 Anmerkung

Mit dieser Entscheidung werden wir uns in den nächsten Heften noch ausführlich zu befassen haben.

Zunächst einmal soll verdeutlicht werden, wie sich die Entscheidung des BGH im konkreten Fall ausgewirkt hat.

Außergerichtlich war der Anwalt mit drei verschiedenen Angelegenheiten befasst, denen Gegenstandswerte i.H.v. 45.000,00 EUR, 20.000,00 EUR und 45.000,00 EUR zugrunde lagen. Im Rechtsstreit sind dann alle Gegenstände anhängig geworden, wobei das Gericht einen Streitwert i.H.v. 135.000,00 EUR festgesetzt hat.

Ausgehend von jeweils einer 1,3-Geschäftsgebühr ergab sich damit nach Auffassung des BGH folgende Berechnung:

Praxis-Beispiel

I.	Erste Abmahnung (Wert: 45.000,00 EUR)
1.	1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV		1.414,40 EUR
2.	Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV		20,00 EUR
	Zwischensumme	1.434,40 EUR
3.	19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV		272,54 EUR
	Gesamt		1.706,94 EUR
II.	Zweite Abmahnung (Wert: 20.000,00 EUR)
1.	1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV		964,60 EUR
2.	Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV		20,00 EUR
	Zwischensumme	984,60 EUR
3.	19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV		187,07 EUR
	Gesamt		1.171,67 EUR
III.	Dritte Abmahnung (Wert: 45.000,00 EUR)
1.	1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV		1.414,40 EUR
2.	Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV		20,00 EUR
	Zwischensumme	1.434,40 EUR
3.	19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV		272,54 EUR
	Gesamt		1.706,94 EUR
IV.	Gerichtliches Verfahren (Wert: 135.000,00 EUR)
1.	1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV	2.174,90 EUR
2.	gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen,	– 707,20 EUR
	0,65 aus 45.000,00 EUR
3.	gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen,	– 482,30 EUR
	0,65 aus 20.000,00 EUR
4.	gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen,	– 707,20 EUR
	0,65 aus 45.000,00 EUR
	Verbleibende restliche Verfahrensgebühr			278,20 EUR
5.	0,5-Terminsgebühr, Nr. 3104, 3105 VV			836,50 EUR
6.	Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV			20,00 EUR
	Zwischensumme	1.134,70 EUR
7.	19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV		215,59 EUR
	Gesamt		1.350,29 EUR
	Gesamt I. + II. + III. + IV.		5.935,84 EUR

Nach meiner bisherigen Auffassung und der des OLG Koblenz wäre dagegen im gerichtlichen Verfahren wie folgt zu rechnen:

Praxis-Beispiel

V.	Gerichtliches Verfahren (Wert: 135.000,00 EUR)
1.	1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV			2.174,90 EUR
2.	gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen,	– 707,20 EUR
	0,65 aus 45.000,00 EUR
3.	gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen,	– 482,30 EUR
	0,65 aus 20.000,00 EUR
4.	gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen,	– 707,20 EUR
	0,65 aus 45.000,00 EUR
	analog § 15 Abs. 3 RVG nicht mehr als 0,65 aus 110.000,00 EUR		– 751,50 EUR
5.	0,5-Terminsgebühr, Nr. 3104, 3105 VV				836,50 EUR
6.	Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV				20,00 EUR
	Zwischensumme	2.279,90 EUR
7.	19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV				433,18 EUR
	Gesamt				2.713,08 EUR
	Gesamt I. + II. + III. + V.				7.298,63 EUR

Für die Auffassung des BGH spricht, dass nach § 15a Abs. 1 RVG auch umgekehrt angerechnet werden kann, dass also die hälftige Geschäftsgebühr von der Geschäftsgebühr selbst abgezogen werden kann. Dann würde sich folgende Berechnung ergeben:

Praxis-Beispiel

I.	Erste Abmahnung (Wert: 45.000,00 EUR)
1.	1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV			1.414,40 EUR
2.	gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV			– 707,20 EUR
	anzurechnen, 0,65 aus 45.000,00 EUR
3.	Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV			20,00 EUR
	Zwischensumme	727,20 EUR
4.	19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV			138,17 EUR
	Gesamt			865,37 EUR
II.	Zweite Abmahnung (Wert: 20.000,00 EUR)
1.	1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV			964,60 EUR
2.	gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV			– 482,30 EUR
	anzurechnen, 0,65 aus 20.000,00 EUR
3.	Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV			20,00 EUR
	Zwischensumme	502,30 EUR
4.	19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV			95,44 EUR
	Gesamt			597,74 EUR
III.	Dritte Abmahnung (Wert: 45.000,00 EUR)
1.	1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV			1.414,40 EUR
2.	gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV			– 707,20 EUR
	anzurechnen, 0,65 aus 45.000,00 EUR
3.	Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV			20,00 EUR
	Zwischensumme	727,20 EUR
4.	19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV			138,17 EUR
	Gesamt			865,37 EUR
IV.	Gerichtliches Verfahren (Wert: 135.000,00 EUR)
1.	1,3-Verfahrensgebühr, Nr. 3100 VV				2.174,90 EUR
2.	0,5-Terminsgebühr, Nrn. 3104, 3105 VV				836,50 EUR
3.	Postentgeltpauschale, Nr. 7002 VV				20,00 EUR
	Zwischensumme	3.031,40 EUR
4.	19 % Umsatzsteuer, Nr. 7008 VV		575,96 EUR
	Gesamt		3.607,36 EUR
	Gesamt I. + II. + III. + IV.		5.935,84 EUR

Das Ergebnis wäre also dasselbe wie bei der Berechnung des BGH.

Der BGH hat zwar offen gelassen, wie bei verschiedenen Geschäftsgebühren mehrerer Auftraggeber zu entscheiden ist. Hier dürfte er aber konsequenterweise nicht zu einem anderen Ergebnis kommen.

Die vom BGH vertretene Auffassung dürfte...