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Möglich ist auch, dass in einem Hauptsacheverfahren mehrere einzelne Beweisverfahren vorausgehen.[11] Die Lösung ergibt sich dann aus dem neu geschaffenen § 15a Abs. 2. Kommt es in einem gerichtlichen Verfahren zur Anrechnung mehrerer vorausgegangener Gebühren, die sämtlich anzurechnen sind, dann werden diese Gebühren zwar angerechnet, allerdings gem. § 15a Abs. 2 nicht mehr als eine Gebühr aus dem höchsten Gebührensatz nach dem Gesamtwert.

 

Beispiel (mehrere Beweisverfahren vor Hauptsache): Der Anwalt war für den Kläger zunächst in dem selbstständigen Beweisverfahren 1/21 tätig, in dem es um Gewerke im Wert von 10.000 EUR ging. Später kam es zu einem weiteren Beweisverfahren 2/21 über Gewerke im Wert von 15.000 EUR und später noch zu einem dritten Beweisverfahren 3/21 über 40.000 EUR. Hiernach kam es zum Hauptsacheverfahren über die gesamten Mängel i.H.v. 65.000 EUR.

Anzurechnen sind alle Verfahrensgebühren, jedoch nach § 15a Abs. 2 nicht mehr als 1,3 aus dem Gesamtwert.

 
I. Selbstständiges Beweisverfahren 1/21
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   798,20 EUR
  (Wert: 10.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 818,20 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   155,46 EUR
Gesamt   973,66 EUR
II. Selbstständiges Beweisverfahren 2/21
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   933,40 EUR
  (Wert: 15.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 953,40 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   181,15 EUR
Gesamt   1.134,55 EUR
III. Selbstständiges Beweisverfahren 3/21
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   1.452,10 EUR
  (Wert: 40.000,00 EUR)    
2. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.472,10 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   279,70 EUR
Gesamt   1.751,80 EUR
IV. Hauptsacheverfahren
1. 1,3-Verfahrensgebühr, VV 3100   1.784,90 EUR
  (Wert: 65.000,00 EUR)    
2. gem. VV Vorb. 3 Abs. 5 anzurechnen,    
  1,3 aus 10.000,00 EUR – 798,20 EUR  
  1,3 aus 15.000,00 EUR – 933,40 EUR  
  1,3 aus 40.000,00 EUR, – 1.452,10 EUR  
  gem. § 15a Abs. 2 nicht mehr als   – 1.784,90 EUR
  1,3 aus 65.000,00 EUR    
3. 1,2-Terminsgebühr, VV 3104   1.647,20 EUR
  (Wert: 65.000,00 EUR)    
4. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.667,20 EUR  
5. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   316,77 EUR
Gesamt   1.983,97 EUR
[11] Siehe OLG Frankfurt 21.8.2012 – 18 W 155/12, AGS 2013, 163 m. Anm. N. Schneider u. OLG Koblenz 24.9.2008 – 14 W 590/08, AGS 2009, 167.

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