Leitsatz (amtlich)
Macht der Geschädigte seinen Anspruch nach rechtskräftigem Urteil im Haftpflichtprozess aufgrund eines Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses gegen den Haftpflichtversicherer des Schädigers geltend, so sind zugleich geltend gemachte Kosten des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses dem Streitwert nicht hinzuzurechnen; sie bleiben als Nebenforderung außer Betracht (Fortführung des Senatsurteils v. 21.1.1976 - IV ZR 123/74).
Normenkette
ZPO § 4 Abs. 1
Verfahrensgang
OLG Köln (Beschluss vom 02.06.2014; Aktenzeichen 9 U 157/13) |
LG Köln (Entscheidung vom 03.07.2013; Aktenzeichen 20 O 431/12) |
Tenor
Die Beschwerde der Kläger gegen die Nichtzulassung der Revision in dem Beschluss des 9. Zivilsenats des OLG Köln vom 2.6.2014 wird auf ihre Kosten als unzulässig verworfen.
Streitwert: 19.800 EUR
Gründe
Rz. 1
Die Nichtzulassungsbeschwerde der Kläger ist unzulässig; sie wäre auch unbegründet.
Rz. 2
I. Der Wert der mit der Revision geltend zu machenden Beschwer übersteigt den Betrag von 20.000 EUR nicht (§ 26 Nr. 8 EGZPO).
Rz. 3
Der von den Klägern aufgrund des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses geltend gemachten Forderung gegen den beklagten Haftpflichtversicherer ihres Titelschuldners i.H.v. 21.145 EUR liegt eine Hauptforderung von lediglich 19.800 EUR zugrunde. Der Mehrbetrag beruht auf den im Urteil des LG Berlin titulierten Zinsen sowie den Kosten für den Pfändungsantrag.
Rz. 4
Diese Beträge bleiben jedoch für die Bemessung des Streitwerts und der Beschwer als Nebenforderung gem. § 4 ZPO außer Betracht. Dies gilt nicht nur für die Zinsen (vgl. Senatsbeschluss v. 10.12.2014 - IV ZR 116/14, juris), sondern auch für die Kosten des Pfändungs- und Überweisungsbeschlusses.
Rz. 5
Zwar sind nach der Rechtsprechung des Senats die Kosten des Haftpflichtprozesses im Deckungsprozess gegen den Haftpflichtversicherer wertmäßig zu berücksichtigen, weil der Anspruch des Versicherungsnehmers gegen seinen Haftpflichtversicherer, ihn von seiner Verpflichtung zur Zahlung der nach verlorenem Haftpflichtprozess festgesetzten Kosten zu befreien oder ihm diese zu ersetzen, sofern er sie selbst schon entrichtet hat, keine Nebenforderung zum Versicherungsschutzanspruch, sondern ein wesentlicher, hauptsächlicher Bestandteil dieses Anspruchs selbst ist (BGH, Urt. v. 21.1.1976 - IV ZR 123/74, VersR 1976, 477 unter I; juris Rz. 34). Für die Kosten des Pfändungsantrags trifft dies aber nicht zu (offen gelassen im Senatsurteil, a.a.O., Rz. 35). Die selbständig neben der Pflicht zur Befriedigung begründeter Ansprüche stehende Abwehrverpflichtung des Haftpflichtversicherers erstreckt sich nur auf die Abwehr von geltend gemachten Ansprüchen, die er für unbegründet erachtet, nicht aber auf die Abwehr von Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, die nach Rechtskraft des Haftpflichturteils zur Durchsetzung begründeter Ansprüche gegen den Versicherungsnehmer durchgeführt werden. Soweit der Haftpflichtversicherer bei begründeten Ansprüchen gegen den Versicherungsnehmer im Rahmen seiner Leistungspflicht auch diese Kosten zu ersetzen haben sollte, handelt es sich um eine in der Entstehung von der Hauptforderung abhängige Nebenforderung.
Rz. 6
II. Im Übrigen wäre die Beschwerde auch unbegründet, weil keiner der im Gesetz (§ 543 Abs. 2 ZPO) vorgesehenen Gründe vorliegt, nach denen der Senat die Revision zulassen darf.
Rz. 7
Die Rechtssache hat weder grundsätzliche Bedeutung noch erfordert die Fortbildung des Rechts oder die Sicherung einer einheitlichen Rechtsprechung eine Entscheidung des Revisionsgerichts (§ 543 Abs. 2 Satz 1 ZPO). Von einer näheren Begründung wird gem. § 544 Abs. 4 Satz 2 Halbs. 2 ZPO abgesehen. Die Rügen aus Art. 103 Abs. 1 und Art. 3 Abs. 1 GG werden vom Senat ebenfalls für nicht durchgreifend erachtet.
Rz. 8
III. Die Kostenentscheidung beruht auf § 97 Abs. 1 ZPO.
Fundstellen
Haufe-Index 8139880 |
EBE/BGH 2015 |
JurBüro 2015, 526 |
WM 2015, 1573 |
JZ 2015, 530 |
MDR 2015, 907 |
NJ 2015, 4 |
ZfS 2015, 637 |
AGS 2015, 419 |