Tenor
Die Beschwerde der Pflegemutter gegen den Beschluss des Amtsgerichts - Familiengericht - Bad Liebenwerda vom 07.06.2021 (Az. 21 F 160/21) wird auf ihre Kosten zurückgewiesen.
Der Wert für das Beschwerdeverfahren wird auf 4.000 EUR festgesetzt.
Die Rechtsbeschwerde wird nicht zugelassen.
Gründe
1. Das Kind V... F..., geboren am ...2011, lebt bei der Beschwerdeführerin in Pflege. Die Pflegemutter ist auch zum Vormund für das Kind bestellt.
Mit Schriftsatz vom 12.05.2021 regte die Pflegemutter beim Familiengericht Bad Liebenwerda an, ein Verfahren nach § 1666 BGB einzuleiten. Das Wohl des Kindes sei derzeit nachhaltig gefährdet, weil es verpflichtet ist, in der Schule eine Gesichtsmaske zu tragen, einen Mindestabstand zu anderen Personen einzuhalten sowie an Schnelltests zur Feststellung des Virus SARS-CoV-2 teilzunehmen. Die Pflegemutter stellte mit näheren Darlegungen und unter Bezugnahme auf verschiedenste Veröffentlichungen die Schutzwirkungen der angeordneten Maßnahmen in der Sars-CoV-2-Pandemie in Frage, die umgekehrt allerdings das körperliche, geistige und seelische Wohl des Kindes nachhaltig beeinträchtigten und deshalb ungeeignet oder (zumindest) unverhältnismäßig seien. Sie hat gefordert, den Lehrern und der Schulleitung sowie deren Vorgesetzten die Anordnung der benannten infektionsschutzrechtlichen Maßnahmen zu untersagen und diese zu verpflichten, den Präsenzunterricht an der Schule aufrecht zu erhalten.
Mit Beschluss vom 07.06.2021 hat das Amtsgericht die Einleitung sorgerechtlicher Kinderschutzmaßnahmen abgelehnt, weil der Anwendungsbereich des § 1666 BGB nicht eröffnet sei. Die Schule sei nicht Dritter im Sinne von § 1666 Abs. 4 BGB. Eine Anordnungskompetenz des Familiengerichts gegenüber der Schulbehörde oder einzelnen Lehrern bestehe nicht.
Gegen diese ihr am 15.06.2021 zugestellte Entscheidung hat die Pflegemutter mit einem am 15.07.2021 beim Amtsgericht eingegangenen Schriftsatz Beschwerde eingelegt, die in der Folgezeit auch begründet worden ist. Mit dem Rechtsmittel verfolgt sie ihr erstinstanzliches Begehren weiter.
2. Die Beschwerde der Pflegemutter, die auch die Vormundschaft für das betroffene Kind innehat, ist zwar nach §§ 58 Abs. 1, 59 Abs. 1 FamFG statthaft und in zulässiger Weise gemäß §§ 63 Abs. 1, 64 Abs. 1 und 2, 65 Abs. 1 FamFG eingelegt worden. In der Sache selbst bleibt das Rechtsmittel jedoch ohne Erfolg.
Das Amtsgericht hat zu Recht und mit zutreffender Begründung die Einleitung eines Kinderschutzverfahrens abgelehnt.
Verpackt in einen Antrag auf Erlass kinderschutzrechtlicher Maßnahmen nach §§ 1666 Abs. 1 und Abs. 4 BGB greift die Pflegemutter/Vormünderin die Anordnungen der Leitung der Schule, die ihr Mündel besucht, und damit die zugrunde liegenden Bestimmungen der Siebten SARS-CoV-2 Eindämmungsverordnung des Landes Brandenburg vom 06.03.2021 (GVBl. II Nr. 24), zuletzt geändert durch Verordnung vom 01.06.2021 (GVBl. II Nr. 57) und zwischenzeitlich seit dem 01.08.2021 ersetzt durch die Zweite SARS-CoV-2-Umgangsverordnung vom 29.07.2021 (GVBl. II Nr. 75), geändert durch Verordnung vom 24.08.2021 (GVBl. II Nr. 77), an. Sie sucht die Befreiung ihres Mündels von der sog. Zwangstestung, der verpflichtenden Distanzwahrung und der Verpflichtung zum Tragen von Mund-Nasen-Bedeckungen zu erreichen. Damit kann sie aus grundsätzlichen rechtlichen Gesichtspunkten keinen Erfolg haben.
Es fehlt nämlich bereits an der Zuständigkeit des Familiengerichts für den Erlass der begehrten Maßnahmen. Richtig ist allein, dass in die Zuständigkeit der Familiengerichte als Kindschaftssachen im Sinne von § 151 FamFG Verfahren nach § 1666 BGB fallen, die zum Erlass gerichtlicher Maßnahmen bei Gefährdung des Kindeswohls im konkreten Einzelfall nach Maßgabe des Verhältnismäßigkeitsgrundsatzes verpflichten. Dabei erlaubt § 1666 Abs. 4 BGB den Familiengerichten, in Angelegenheiten der Personensorge auch Anordnungen gegenüber Dritten zu treffen, um "dem Familiengericht die Möglichkeit zu eröffnen, gegen kindeswohlgefährdende Dritte vorgehen zu können, ohne dass ein Umweg über das Zivilrecht gegangen werden muss (BT-Drs. 8/2788, S. 59)". Konkrete tatsächliche Anhaltspunkte für eine solche individuelle Kindeswohlgefährdung, der durch familiengerichtliche Maßnahmen zu begegnen wäre, sind im Streitfall weder vorgetragen noch sonst ersichtlich. Der vorliegend erstrebte Erlass von gegen die Schulleitung und die Lehrkräfte ("Leitung" und "Lehrkörper") bzw. deren Vorgesetzte ("Vorgesetzte der Schulleitung") gerichteten Anordnungen zur Aufhebung infektionsschutzrechtlicher Maßnahmen (Maskenpflicht, Distanzwahrung, Verpflichtung zu Schnelltests) fällt nicht in den Kreis der nach § 1666 BGB eröffneten Maßnahmen. Insoweit fehlt es bereits an einer Weisungsbefugnis des Familiengerichts gegenüber Hoheitsträgern. Ebenso wenig wie Familiengerichte die Jugendämter gegen deren Willen verpflichten können, Leistungen der Kinder- und Jugendhilfe zu bewilligen, sind sie befugt, andere staatliche Behörden, wie etwa Schulämter, einze...