2.12.1 Einsatzwechseltätigkeit ohne erste Tätigkeitsstätte
Die Dienstwagenüberlassung begründet nur dann einen geldwerten Vorteil für Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte, wenn es sich hierbei um die erste Tätigkeitsstätte des Arbeitnehmers handelt. Von einem dauerhaften Beschäftigungsort im Sinne einer ersten Tätigkeitsstätte ist auszugehen, wenn der Arbeitnehmer
dauerhaft tätig werden soll (quantitatives Zuordnungsprinzip).
Vorrang hat die arbeitsrechtliche Zuordnung, während die zeitliche Bestimmung der ersten Tätigkeitsstätte immer erst an zweiter Stelle vorzunehmen ist, wenn keine oder keine eindeutige arbeitsrechtliche Festlegung seitens des Arbeitgebers erfolgt ist.
Gestaltungsspielraum nutzen
Für die Dienstwagenbesteuerung bedeutet dies, dass durch geschickte arbeitsrechtliche Zuordnung des Dienstwageninhabers zu einer betrieblichen Einrichtung teurere Ergebnisse hinsichtlich der Besteuerung von Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte vermieden werden können. Aber auch ohne arbeitsrechtliche Zuordnung wird durch die in diesem Fall erforderliche zeitliche Bestimmung nur noch ausnahmsweise eine erste Tätigkeitsstätte begründet.
Die zeitliche Abgrenzung der ersten Tätigkeitsstätte legt großzügige Maßstäbe an. Um den Tätigkeitsmittelpunkt beim Arbeitgeber zu begründen, liegt die Grenze bei 2 vollen Arbeitstagen pro Woche bzw. 1/3 der vereinbarten Arbeitszeit. Für Dienstwageninhaber, die nur einmal pro Woche die betriebliche Einrichtung des Arbeitgebers aufsuchen, auch wenn sie dort einen ganzen Arbeitstag verbringen, verringert sich der geldwerte Vorteil um den Zuschlag für die Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte. Durch den Wegfall dieser Fahrten beschränkt sich die Besteuerung auf die Privatnutzung des Fahrzeugs, was je nach Entfernung zwischen Wohnung und Betrieb zu einer spürbaren Steuerentlastung führen kann.
Insbesondere klassische Außendienstmitarbeiter, etwa Handelsvertreter oder Kundendienstmonteure mit Dienstwagen werden durch den Umfang der beim Arbeitgeber zu verrichtenden Arbeiten dort nur ausnahmsweise eine erste Tätigkeitsstätte begründen.
Kein geldwerter Vorteil bei wöchentlicher Arbeitgeberfahrt
Ein Außendienstmitarbeiter fährt jeweils montags früh zu seinem 60 km entfernten Arbeitgeber, um dort ganztägig organisatorische Arbeiten zu verrichten. Für seine Außendiensttätigkeit steht ihm ein Dienstwagen zur Verfügung (Bruttolistenpreis 37.500 EUR), den er auch privat nutzen darf. Eine arbeitsrechtliche Festlegung der ersten Tätigkeitsstätte ist nicht erfolgt.
Ergebnis: Der Arbeitnehmer übt eine Einsatzwechseltätigkeit aus. Die wöchentliche Fahrt in die Firma begründet nach der Neuabgrenzung ohne arbeitgeberseitige Festlegung keine erste Tätigkeitsstätte, da die erforderlichen Zeitgrenzen nicht erreicht sind. Sämtliche Fahrten zu den Einsatzstellen, aber auch die Fahrt zum Arbeitgeber fallen unter den Reisekostenbegriff "berufliche Auswärtstätigkeit". Die Dienstwagenbesteuerung beschränkt sich auf den monatlichen Ansatz von 375 EUR. Ein weiterer geldwerter Vorteil als Zuschlag zur 1-%-Pauschale ist als Folge der fehlenden ersten Tätigkeitsstätte nicht zu erfassen.
2.12.2 Einsatzwechseltätigkeit mit erster Tätigkeitsstätte
Insbesondere bei Außendienstmitarbeitern, die auf einen Dienstwagen angewiesen sind, kann die feste Monatspauschale zu unsachgerechten Ergebnissen führen, wenn der Arbeitnehmer zweimal pro Woche ganztägig seine Firma aufsucht. Unter bestimmten Voraussetzungen kommt aber eine tageweise Berechnung des geldwerten Vorteils für Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte mit der 0,002-%-Pauschale in Betracht.
Nachteilige 2-Tage-Regelung bei wechselnden Einsatzorten
Einem Kundendienstmonteur steht für seine berufliche Auswärtstätigkeit ein Dienstwagen (Bruttolistenpreis 30.000 EUR) auch zu privaten Zwecken zur Verfügung. Jeweils montags und freitags sucht er für einen ganzen Tag seine Firma auf, um seine Aufträge entgegenzunehmen bzw. abzurechnen. Die Entfernung zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte beträgt 45 km. Einzelaufzeichnungen über die Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte liegen dem Lohnbüro nicht vor.
Ergebnis: Auch ohne arbeitsrechtliche Festlegung begründen die regelmäßigen Fahrten des Außendienstmitarbeiters an den Betriebssitz eine erste Tätigkeitsstätte. Bei der Dienstwagenbesteuerung muss deshalb ein zusätzlicher geldwerter Vorteil für Fahrten zwischen Wohnung und erster Tätigkeitsstätte angesetzt werden.
Der monatliche geldwerte Vorteil berechnet sich bei Anwendung der 1-%-Methode wie folgt:
Privatnutzung: 1 % von 30.000 EUR |
300 EUR |
Zuschlag für Fahrten Wohnung – erste Tätigkeitsstätte: 0,03 % x 30.000 EUR x 45 km |
+ 405 EUR |
Steuerpflichtiger geldwerter Vorteil |
705 EUR |
Be...