Um Angehörigen oder Geschäftspartnern die Abwicklung des digitalen Nachlasses zu vereinfachen, sollten Sie zu Lebzeiten entsprechende Regelungen treffen und nach Möglichkeit genau festlegen, wer dieses Erbe antreten soll. Zum digitalen Testament gehört auch, dass die für den Zugang notwendigen Informationen zu den diversen Online-Konten zugänglich sein müssen.
Eine Liste aller Online-Konten mitsamt der aktuellen Zugangsdaten (Nutzername und Passwort) erspart den Erben viel Mühe, Zeit und Ärger, und auch finanzielle Belastungen. Sie können zusätzlich natürlich auch festlegen, was mit den Konten und Daten geschehen soll, etwa ob Profilseiten auf sozialen Netzwerken gelöscht oder in einen Gedenkstatus überführt werden sollen. Diese Zugangsdaten müssen besonders sicher aufgehoben werden. Fällt eine solche Liste in die falschen Hände, können die Konsequenzen gravierend sein und die gesamte digitale Identität in Gefahr geraten.
Die praktische Umsetzung der Zugangsliste kann einigen Aufwand bedeuten. So sollen Passwörter bekanntermaßen je nach Wichtigkeit des damit geschützten Kontos in mehr oder weniger kurzen Abständen gewechselt werden. Bei jeder dieser Änderungen muss dann auch die Zugangsliste aktualisiert werden, was angesichts der vielen Nutzerkonten und Online-Dienste zu einer mühseligen und zeitaufwändigen Angelegenheit werden kann. Eine Hinterlegung solch einer Liste bei einem Notar scheidet damit aus praktischen Gründen so gut wie aus, stattdessen müssen andere sichere Aufbewahrungsmethoden gefunden werden.
3.1 Sichere Aufbewahrung der Zugangsdaten
Als mögliche Option bietet sich die Speicherung der Zugangsdaten in Form einer einfachen Tabelle auf einem verschlüsselten USB-Stick an. Die Daten, die sich auf dem Stick befinden, sind nur zugänglich, wenn ein Zugangscode oder Passwort eingegeben werden (s. Abb. 4).
Abb. 4: Ein verschlüsselter USB-Stick ist eine angemessene Option zum Speichern von Passwörtern.
Mit einem einzigen Code oder Passwort erhält ein Erbe dann Zugriff auf die Übersicht der Online-Konten und die dazugehörigen Passwörter. Das Passwort für den Stick muss sicher und getrennt aufbewahrt werden. Sie müssen allerdings immer daran denken, Änderungen an den Passwörtern möglichst unmittelbar auch in der Datei auf dem Stick vorzunehmen.
3.2 Online-Nachlassverwalter
Mittlerweile gibt es auch eine Reihe von Online-Anbietern, die sich auf Dienstleistungen rund um die digitale Nachlassverwaltung spezialisiert haben.
Im Wesentlichen bieten diese Dienste die verschlüsselte Speicherung Ihrer Daten an und informieren im Todesfall die von Ihnen benannten Zugriffsberechtigten oder Erben. Diese erhalten dann Zugang zu den Daten. Bekannte Anbieter derartiger Dienstleistungen sind etwa:
Die Mechanismen, durch die der Zugriff auf die hinterlegten Daten möglich wird, unterscheiden sich bei den Anbietern.
Abb. 5: Über Dienste wie SecureSafe können Sie Ihre Daten Erben zugänglich machen.
Bei SecureSafe bestimmen Sie eine Vertrauensperson, die diesen Vorgang auslösen kann. Als zusätzliche Sicherheitsoption gibt es hier eine Sperrfrist, die zwischen der Aktivierung und der tatsächlichen Freigabe der Daten eingehalten wird. Sollte die Datenvererbung also missbräuchlich oder fahrlässig ausgelöst worden sein, werden Sie darüber informiert und können den Vorgang noch stoppen. SecureSafe ist auch als sicherer Online-Speicher für alle möglichen Daten geeignet und hat auch spezielle Angebote für Firmen im Programm.
Bei Deathswitch geht es ausschließlich um die Benachrichtigung von Vertrauenspersonen in Sterbe- oder Notfällen. Dabei setzt man auf eine regelmäßige Kontaktaufnahme, bei der Sie die Zeitabstände festlegen. Reagieren Sie auf wiederholte Kontaktversuche nicht, geht das System davon aus, dass Sie verstorben oder aus anderen schwerwiegenden Gründe nicht mehr in der Lage sind zu antworten, und benachrichtigt automatisch die angegebenen Personen per E-Mail. In der kostenfreien Basisversion können Sie nur eine einfache E-Mail an einen einzigen Adressaten verschicken, in der Bezahlversion sind bis zu 30 Benachrichtigungs-Mails möglich, die auch Dateianhänge enthalten können.
Abb. 6: Netarius bietet einige Dienste rund um das digitale Vermächtnis.
Netarius bietet ein breites Spektrum an Dienstleistungen an, benötigt aber in jedem Fall eine Kopie der Sterbeurkunde, um tätig zu werden und die von Ihnen vorgegebenen Aktionen auszuführen. Sie müssen also einer Vertrauensperson den Hinweis geben, dass sie sich an diesen Dienst wenden muss, oder einen Hinweis darauf Ihren wichtigen Unterlagen hinzufügen, damit die Kontaktaufnahme möglich wird.
Bei der Nutzung dieser Speicherdienste müssen Sie natürlich auf die Integrität und auch die Kompetenz der Anbieter vertrauen, wenn Sie Ihre Passwörter zu sämtlichen Online-Konten hinterlegen. Die Datenbanken dieser Anbieter sind jedenfalls ein interessantes Ziel für Hacker aller Art. Außerdem ist es bei diesen Diensten längst nicht sichergestellt, dass sie auch n...